Pressemitteilung

Hessen: Hunderte Herzinfarkte schlecht versorgt

07.05.2024 AOK Hessen 3 Min. Lesedauer

AOK Hessen beleuchtet Bedeutung von Herzkatheterlaboren

Foto zeigt einen Arzt im grünen OP-Kittel mit dem Rücken zu Betrachter, auf dem OP-Tisch eine Patientin, einghüllt in Schutzfolie, der ein Herzkatheter gelegt wird. Im Hintergrund Computermonitore. über die der Arzt den Eingriff überwacht.a
Foto: Arzt legt einen Herzkatheter

Hessen hat noch immer Probleme in der Herzinfarkt-Versorgung. Der aktuelle Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… -Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) zeigt: Vielen Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkt wird eine optimale Versorgung vorenthalten, weil sie in Kliniken ohne Herzkatheterlabor eingeliefert werden. Bei schweren Herzinfarkten sollte aber möglichst innerhalb von 90 Minuten eine Herzkatheter-Behandlung, also die Öffnung oder Erweiterung verschlossener Herzkranzgefäße, erfolgen.

Von den rund 13.000 Herzinfarkt-Fällen im Jahr 2022 in Hessen wurden 6,1 Prozent in Kliniken behandelt, die über kein Katheterlabor verfügten. Das liegt deutlich über dem Bundesschnitt von 4,9 Prozent. Das Problem betraf somit rund 800 Herzinfarkt-Behandlungen. Die Einschätzung des WIdO ist dabei noch zurückhaltend. Denn Kliniken mit unklaren Angaben zur Verfügbarkeit eines Herzkatheterlabors oder Kliniken mit einem Herzkatheterlabor ohne 24/7-Bereitschaft wurden in der Auswertung als Katheterkliniken gewertet. Besonders ausgeprägt war das Problem der nicht adäquaten Herzinfarkt-Versorgung in den 30 hessischen Kliniken, die 2022 weniger als 25 Fälle behandelten. Nur jede zehnte Klinik in dieser Gruppe verfügte über ein Herzkatheterlabor. Trotz fehlender Erfahrung und fehlender Ausstattung behandelten sie rund 345 Fälle.

Große regionale Unterschiede

„6,1 Prozent mögen erstmal nicht sehr viel erscheinen. Übersetzt in 800 individuelle Fälle zeigt sich jedoch: Die Versorgung von Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten in Hessen muss verbessert werden. Und zwar durch die Konzentration auf Kliniken mit der erforderlichen Ausstattung und Erfahrung. Das bedeutet insbesondere: Kliniken, die einen Herzinfarkt versorgen, müssen über einen entsprechendes Herzkatheterlabor verfügen. Nur dort kann den Patientinnen und Patienten wirksam geholfen werden“, betont Dr. Isabella Erb-Herrmann, Vorstandsmitglied der AOK Hessen. Die Auswertung für den Krankenhaus-Report zeigt auch bei diesem Thema große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Während im Saarland jeder neunte Herzinfarkt-Fall in einer Klinik ohne Herzkatheterlabor behandelt wurde, sind in Hamburg fast alle betroffenen Patientinnen und Patienten in eine Klinik mit Herzkatheterlabor eingewiesen worden. „Wir sehen bei diesen regionalen Unterschieden wenig Bewegung im Zeitverlauf – schon 2018 war das Hamburg auf dem ersten und das Saarland auf dem letzten Platz. Ganz offensichtlich gibt es in einigen Bundesländern nach wie vor große Problem bei der Steuerung der Patientinnen und Patienten in die geeigneten Kliniken. Denn eigentlich haben wir in Deutschland keinen Mangel an Herzkatheterlaboren“ betont Isabella Erb-Herrmann und ergänzt: „Das ist ein andauerndes Problem, das eindeutig planerisch gelöst und im Rahmen der Krankenhausreform endlich angepackt werden sollte.“

Fallzahl-Rückgang erhöht den wirtschaftlichen Druck auf die Krankenhäuser

Eine aktuelle Analyse des WIdO zur jüngsten Entwicklung der Fallzahlen macht deutlich, dass die Reform auch aus wirtschaftlichen Gründen dringend erforderlich ist. So wurden 2023 in hessischen Krankenhäusern knapp 14 Prozent weniger somatische Fälle behandelt als im Vergleichsjahr 2019. Besonders groß war der Einbruch bei den sogenannten ambulant-sensitiven Diagnosen – also bei Erkrankungen wie COPD oder Herzinsuffizienz, die nicht zwingend im Krankenhaus behandelt werden müssten. Hier lagen die Fallzahlen auch 2023 erneut deutlich niedriger als 2019, nämlich um über 18 Prozent. „Die Corona-Pandemie hat offenbar die gebotene stärkere Ambulantisierung von Leistungen bereits befördert. Auf jeden Fall zeigen sich in diesen Daten sehr deutlich die großen Potenziale ambulanter Behandlungen für die Zukunft“, so Isabella Erb-Herrmann.

Pressesprecher

Stephan Gill

AOK Hessen