Hessinnen verhüten mit Risiko-Pille
AOK Hessen: Anteil risikoreicher Präparate sinkt zu langsam
Der Fortschritt ist leider eine Schnecke, wenn auch eine stetig kriechende: In Hessen werden noch immer zu viele kombinierte orale Kontrazeptiva, auch als klassische Pille bekannt, mit einem höheren Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Embolien verordnet. Im Jahr 2023 lag der Verordnungsanteil dieser risikoreicheren Präparate bei 45,3 Prozent und damit nur 0,2 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres. Zur Einordnung jedoch auch wichtig: Im Jahr 2014 betrug er noch 63,7 Prozent.
Das zeigt eine aktuelle Analyse der GKV-Verordnungsdaten, die dem Wissenschaftlichen Institut der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) vorliegen. „45,3 Prozent sind immer noch zu viel. Ich sehe das kritisch. Es gibt Alternativen, deren niedrigeres Risiko durch Langzeitstudien belegt ist. Sie zu verschreiben, ist in den meisten Fällen problemlos möglich“, betont Dr. Christoph-Gérard Stein aus dem Medizinischen Kompetenz-Center der AOK Hessen. Insbesondere bei Personen mit einem erhöhten Grundrisiko – etwa Übergewicht oder Tabakkonsum - sollten bevorzugt risikoärmere kombinierte orale Kontrazeptiva verordnet werden. Sie enthalten unter anderem die Gestagene Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat. Hier gebe es jedoch noch deutlich Luft nach oben, sagt Stein.
Verordnungsanteil von Minipille, Hormonpflaster, Vaginalring und Spirale
Frauen, die Kombinationspräparate nicht vertragen, können auf Alternativprodukte wie die Minipille, den Vaginalring oder die Spirale umsteigen. Der Verordnungsanteil der Minipille stieg bundesweit von einem Prozent im Jahr 2014 leicht auf drei Prozent im Jahr 2023. Sie eignet sich auch bei stillenden Frauen, da sie kein Östrogen enthält. Der Anteil von sogenannten intrauterinen Kontrazeptiva (Hormonspirale) spielt seit 2014 nur eine untergeordnete Rolle bei den Verordnungen bei den unter 22-Jährigen, obwohl sie Levonorgestrel enthalten und somit ein niedrigeres Thromboserisiko aufweisen. Auch Hormonpflaster und Vaginalring machen zusammen nur zwei Prozent der Verordnungen aus. Diese beiden Verhütungsmethoden gehen als Hormonkombinationspräparate mit einem erhöhten Risiko für Embolien und Thrombosen einher.