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Primärversorgung als wichtiger Versorgungsbaustein für die Zukunft

04.07.2025 AOK Hessen 3 Min. Lesedauer

Die AOK Hessen sieht in einer verbindlichen Patientensteuerung eine echte Chance für mehr Qualität und Effizienz in der ambulanten Versorgung – für Versicherte wie für Leistungserbringende. Die Vorständin Isabella Erb-Herrmann mahnt den Mut für klare Entscheidungen an.

Das Foto zeigt einen älteren Mann mit weinrotem Pullover, darunter ein farblich passendes gestreiftes Hemd, im Gespräch mit einem Arzt an dessen Schreibtisch. Der Arzthat dem Betrachter den Rücken  leicht zugewandt, trägt eine ovale Nickelbrille, trägft einen weißen Kittel und lange Kotletten. Sewine Glatze ist von graumelierten Kurzhaar umkränzt.

Rahmenbedingungen der ambulanten Versorgung nicht zukunftsfähig

Auch die ambulante Gesundheitsversorgung steht vor erheblichen Herausforderungen. Die Versorgungslandschaft ist fragmentiert und Behandlungsmöglichkeiten sind zu wenig koordiniert. Lange Wartezeiten für GKV-Versicherte auf Facharzttermine, überfüllte Notaufnahmen in Krankenhäusern und Probleme bei der Sicherstellung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Kombination mit stetig steigenden Kosten zeigen die Problemlage. Vor allem führt der direkte Zugang zu Fachärzten – ohne gezielte Steuerung – oft zu einer ineffizienten Nutzung von Ressourcen. Zu häufig wird die falsche Fachärztin oder der falsche Facharzt Will ein Arzt nach erfolgter Approbation eine Fachgebietsbezeichnung (zum Beispiel Arzt für… angesteuert. Deutschland hat mit jährlich rund zehn Arztkontakten je Person eine der höchsten Raten weltweit. Insbesondere durch den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel, der zunehmenden Beitragssatzdynamik in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Zunahme chronischer Erkrankungen braucht es tragfähige Lösungen für die Zukunft. Es reicht bei Weitem nicht, nur über zusätzliche Finanzmittel zu sprechen. Es muss vielmehr über eine kluge Steuerung und effiziente Versorgung gesprochen werden.

Erwartungen an Hausarztzentrierte Versorgung bisher nicht erfüllt

Bei der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV), die es seit 2004 gibt, verpflichten sich Patientinnen und Patienten freiwillig, zunächst einen gewählten Hausarzt oder eine Hausärztin aufzusuchen. Die Einschreibequote liegt mit circa zwölf Prozent der Bevölkerung in Deutschland deutlich unter den Werten in Dänemark, den Niederlanden oder Norwegen, wo trotz formaler Freiwilligkeit – jedoch unter anderen institutionellen Rahmenbedingungen und Anreizstrukturen – Quoten von über 90 Prozent erzielt werden. Im internationalen Vergleich stellen Primärarztsysteme eher die Regel als die Ausnahme dar. Die HZV in Deutschland ist in der gegenwärtigen Ausgestaltung deshalb nicht ausreichend. Sie bietet nur einer relativ kleinen Patientengruppe Vorteile in der Versorgungssteuerung. Daher bedarf es einer Weiterentwicklung hin zu einer verbindlichen Primärversorgung Unter Primärversorgung wird die gesundheitliche Grundversorgung und Beratung verstanden, in der auch… .

In Regelversorgung aufnehmen

Die Primärversorgung ist aus Sicht der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Gemeinschaft ein Transformationsprojekt, das in der kollektiven Regelversorgung umgesetzt werden sollte – mit bundeseinheitlich festgelegten qualitativen Mindeststandards. Erforderlich sind aufgrund der schon jetzt sehr unterschiedlichen Versorgungslagen in den Ländern Gestaltungsfreiräume für die regional Verantwortlichen. Damit einhergehen muss die Aufhebung der gesetzlichen Verpflichtung zum Abschluss von HZV-Verträgen, da hierfür dann keine Notwendigkeit mehr besteht. Die Möglichkeit des freiwilligen Abschlusses von Hausarztverträgen, die die Primärversorgung ergänzen oder ersetzen, sollte erhalten bleiben, um flexible regionale Lösungen zu ermöglichen.

Kreisdiagramm in grüntönen. 68% ziehen schnellen Facharzttermin der freien Arztwahl vor, 29% nicht. 4% machen keine Angabe

Breite Zustimmung für verbindliche Primärversorgung

Eine breite Mehrheit in der Bevölkerung unterstützt die Stärkung der Primärversorgung, wenn damit Vorteile beim Zugang zur medizinischen Versorgung verbunden sind. Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK zeigt: 68 Prozent der Deutschen würden die freie Arztwahl Jeder Patient hat das Recht, den (Zahn-)Arzt seines Vertrauens frei zu wählen. Dieses Recht kann aus… gegen schnellere Termine tauschen. Auch wenn es in der Ärzteschaft eine rege Diskussion zur Ausgestaltung der Primärversorgung gibt, werden dort überwiegend Vorteile und Chancen gesehen, da auch die Fachärztinnen und -ärzte ein großes Interesse daran haben, nur die für sie relevanten Fälle zu behandeln. Grundlage einer verbindlichen Versorgungssteuerung ist aus Sicht der AOK-Gemeinschaft ein flächendeckendes, strukturiertes Ersteinschätzungssystem, das an allen relevanten Stellen des Versorgungssystems einheitlich und verbindlich angewendet wird – sowohl in der Primärversorgung als auch über die Rufnummer 116 117 im Rahmen der Akut- und Notfallversorgung. So können Patientinnen und Patienten zukünftig zielgerichtet und bedarfsgerecht in der richtigen Versorgungsebene behandelt werden.

AOK sieht echte Chance für mehr Qualität und Effizienz

Isabella Erb-Herrmann, Mitglied des Vorstands der AOK Hessen
Isabella Erb-Herrmann, Mitglied des Vorstands der AOK Hessen

Aus Sicht der AOK Hessen stehen Patientensteuerung und Primärversorgung zu Recht auf der politischen Agenda. In Hessen gibt es derzeit etwa 300 offene Hausarztstellen und die aktiven Hausärztinnen und -ärzte arbeiten oft an ihrer Belastungsgrenze Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind - mit Ausnahme bei den Fahrkosten - von allen… . Isabella Erb-Herrmann, Vorstandsmitglied der AOK Hessen, betont: „In den kommenden Jahren werden überdurchschnittlich viele Ärztinnen und Ärzte altersbedingt in den Ruhestand gehen, ohne adäquate Nachfolge. Damit könnte sich die Versorgungssituation für unsere Versicherten verschärfen, wenn nicht gegengesteuert wird. Auch angesichts der äußerst angespannten finanziellen Lage der GKV und SPV muss es jetzt darum gehen, Rahmenbedingungen für eine effizientere und qualitätsorientierte Versorgung zu setzen. Wenn Hausärztinnen und Hausärzte zukünftig durch die Übernahme eines stärker koordinierenden Versorgungsansatzes nicht zum Flaschenhals in der Versorgung werden sollen, bedarf es insgesamt eines stärker teambasierten Ansatzes in der Versorgung – mit nichtärztlichen Berufsgruppen, funktionsfähigen digitalen Lösungen und begleitenden Strukturreformen im Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… -, Notfall In Notfällen gewährleistet der Rettungsdienst lebensrettende Maßnahmen und den Transport kranker und… - und Rettungsdienstbereich. Damit können die Versorgungsqualität verbessert und die Zukunftsfähigkeit unseres Gesundheitssystems gestärkt werden.“ Sie stellt klar, dass die AOK Hessen bereitsteht, diese Entwicklung aktiv mitzugestalten. „Was wir jetzt brauchen, ist Mut zu klaren Entscheidungen – im Sinne der Patientinnen und Patienten, aber auch im Sinne derer, die in der Versorgung arbeiten.“

Ihr Ansprechpartner und Pressekontakte

Politische Öffentlichkeitsarbeit

Norbert Staudt

AOK Hessen