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Prüfbericht belegt strukturelle Defizite im Rettungsdienst

09.07.2025 AOK Hessen 2 Min. Lesedauer

Die aktuelle Struktur des Rettungsdienstes in Hessen gefährdet die Versorgung von Patientinnen und Patienten durch unterschiedliche Versorgungsstandards und unnötige Kommunikationswege im Einsatzfall. Dies zeigt der aktuelle Prüfbericht der Verbände der Krankenkassen und der Ersatzkassen in Hessen.

Das Bild zeigt zwei Rettungssanitäter mit orangen Rettungsjacken beim EKG im Rettungswagen. In der Mitte liegt ein Patient mit Sauerstoffmaske, dem die Pads des EKG angelegt werden. Am linken Finger trägt er einen Pulsmesser.
Foto: Zwei Rettungssanitäter beim EKG im Rettungswagen

Die Auswertung zeigt: In vielen hessischen Regionen passen Zuschnitt und Steuerungslogik der Rettungsdienstbereiche nicht mehr zu den tatsächlichen Anforderungen an eine moderne Notfallrettung. Gleichzeitig dokumentiert der Bericht strukturelle Mängel, die sowohl Auswirkungen auf die Patientensicherheit als auch auf die Wirtschaftlichkeit haben.

Gesetzlicher Prüfauftrag seit über 25 Jahren unberücksichtigt

„Seit 1999 haben die zuständigen Rettungsdienstträger gemäß § 5 Abs. 3 HRDG den gesetzlichen Auftrag, regelmäßig die fachliche und wirtschaftliche Zweckmäßigkeit des Zuschnitts der Rettungsdienstbereiche zu überprüfen. Dies ist bis heute nicht erfolgt, so dass die vdek-Landesvertretung Hessen im Auftrag der Verbände der Krankenkassen Die traditionellen Bundesverbände der gesetzlichen Krankenkassen (zum Beispiel AOK, BKK, IKK) sind… und der Ersatzkassen Ersatzkassen waren ursprünglich privatrechtlich organisierte Versicherungsvereine auf… auf der Basis der rettungsdienstlichen Einsatzdaten aller 25 Leitstellen einen entsprechenden Prüfbericht erstellt hat. Die Ergebnisse dokumentieren die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte: Das System krankt seit Jahren, und die Leidtragenden sind die Patientinnen und Patienten“, erklärte Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen, stellvertretend für die GKV bei der Vorstellung des Prüfberichts.

Eine virtuelle Gesundheitsleitstelle für ganz Hessen

Die gesetzlichen Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… in Hessen sprechen sich mit dem Bericht auch im Hinblick auf die auf Bundesebene geplante Reform der Notfallversorgung für eine zukunftsorientierte Modernisierung der Strukturen am Beispiel anderer Länder aus. Ziel muss es sein, Patientinnen und Patienten sicher, effizient und entsprechend ihrer medizinischen Bedarfe in das dafür geeignete Versorgungssystem zu leiten – durch eine virtuelle Gesundheitsleitstelle für Hessen, die von der Notfallrettung bis zur Gesundheitsberatung alle Bereiche der Gesundheitsversorgung abdeckt.

„Es ist Zeit, etwas zu ändern“

Das Porträtbild zeigt eine blonde Frau mit gescheiteltem Haaren bis zum Kinn und violett-grün gemusterter Bluse ohne Kragen.
Isabella Erb-Herrmann, Vorständin der AOK Hessen, spricht sich für einen Neustrukturierung des Rettungsdienstes aus.

Durch die virtuelle Gesundheitsleitstelle werde nicht nur die Patientensicherheit deutlich gestärkt. Auch die aktuellen Kosten der Leitstellen könnten deutlich gesenkt werden, wie Isabella Erb-Herrmann, Vorständin der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Hessen, stellvertretend für die GKV ergänzte: „Eine aktuelle Auswertung der AOK Hessen zeigt, dass die Leitstellen-Gebühren der Notfallrettung innerhalb von zehn Jahren – von 2015 auf 2025 – um 73,41 Prozent gestiegen sind; die des Krankentransportes sogar um 97 Prozent. Im Landkreis Groß-Gerau stiegen die Leitstellen-Gebühren für Rettungs- und Notarztwagen pro Einsatz sogar von 46,50 auf 146,75 Euro. Hinzu kommt: In Hessen trägt das Land seit 2021 einen festen Anteil von lediglich rund zwei Millionen Euro an den Personalkosten der Leitstellen. Dieser Betrag wurde bislang nicht an die Inflation angepasst, wodurch sich der reale Landesanteil kontinuierlich verringert hat. Gleichzeitig beteiligen sich die Kommunen seit 2010 nur noch mit 20 Prozent an der Finanzierung der Leitstellen. Die Hauptlast der Kosten für den Rettungsdienst In Notfällen gewährleistet der Rettungsdienst lebensrettende Maßnahmen und den Transport kranker und… wird somit überwiegend von den Beitragszahlenden der gesetzlichen Krankenversicherung getragen. Es ist Zeit, etwas zu ändern.“

Überleben im Vordergrund

„Wenn wir uns fragen, wie ein besser funktionierender Rettungsdienst aussehen kann, dann muss es wieder darum gehen, die echten Notfälle schnell zu identifizieren und Patienten so schnell wie möglich in die medizinisch hochqualifizierten Behandlungseinheiten zu bringen. Also zum Beispiel dann, wenn es um Herzinfarkte oder Schlaganfälle geht, die naheliegenden Chest-Pain- und Stroke-Units anzufahren. Die Frage, wie wir das Überleben der Patienten organisieren, muss also wieder in den Vordergrund und unsere Strukturüberlegungen bestimmen – und nicht die Frage nach Hilfsfristen, die lediglich auf dem Papier stehen. Dies wird nur durch ein konsequentes Qualitätsmanagement und eine entsprechende Steuerung gelingen“, sagte Frank Dastych, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen.

Pressesprecher

Stephan Gill

AOK Hessen