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Gendergerechte Versorgung stärken

10.06.2025 AOK Hessen 2 Min. Lesedauer

Am 6. Juni fand die Veranstaltung „AOK – Frauen.Stark“ statt. Es ging um das innerfamiliäre Gesundheitsmanagement, aber auch um das Gender Health- und Gender Data Gap. Isabella Erb-Herrmann, Vorständin der AOK Hessen, hat die Veranstaltung mitorganisiert und erzählt, warum diese Themen alle angehen.

Das Porträtbild zeigt eine blonde Frau mit gescheiteltem Haaren bis zum Kinn und violett-grün gemusterter Bluse ohne Kragen.
Die innerfamiliäre Gesundheitsversorgung sollte gesamtgesellschaftliche Verantwortung werden, fordert Dr. Isabella Erb-Herrmann.

Frau Erb-Herrmann, Gender Health Gap, Gender Data Gap: Worum geht es bei diesen Begriffen genau?

Das sind nur zwei von mehreren Begriffen, wobei Gender Health Gap als Oberbegriff für verschiedene Lücken im Bereich Gesundheit gefasst werden kann. Grundsätzlich geht es darum, dass es ein Ungleichgewicht bei der medizinischen Behandlung von Männern und Frauen gibt. Das fängt damit an, dass Frauen in klinischen Studien zumeist unterrepräsentiert waren und sind und somit weniger Daten vorliegen. Dadurch wird beispielsweise der Zyklus mit allen hormonellen Begebenheiten zu wenig berücksichtigt, ebenso wie die Menopause. Das führt auch dazu, dass Frauen auf manche Diagnosen oftmals deutlich länger warten müssen als Männer. Die Ungleichheit zeigt sich auch bei der Schmerzbehandlung: Schmerzen bei Frauen werden zumeist weniger verstanden, weniger ernst genommen und auch weniger behandelt.

Und was hat das innerfamiliäre Gesundheitsmanagement damit zu tun?

Das ist fast ironisch. Obwohl Frauen in der gesundheitlichen Versorgung schlechter dastehen, sind es in einer Familie in sehr vielen Fällen die Frauen, die sich um alles kümmern: Wann steht die nächste U-Untersuchung an und haben wir dafür schon einen Termin gemacht? Sind alle notwendigen Medikamente im Haus? Wer begleitet die Schwiegermutter zum nächsten Arzttermin? Teilweise wird aus Praxen oder vom Rettungsdienst In Notfällen gewährleistet der Rettungsdienst lebensrettende Maßnahmen und den Transport kranker und… berichtet, dass Frauen die Frage nach Vorerkrankungen und regelmäßig eingenommenen Medikamenten beantworten – für ihre Männer. Das ist eine Schieflage, die wir unbedingt angehen müssen.

Was wünschen Sie sich mit Blick auf Frauen und Gesundheit?

Ich wünsche mir, dass gesamtgesellschaftlich Verantwortung dafür übernommen wird. Auf individueller Ebene müssen wir dahin kommen, dass Frauen nicht die Hauptverantwortung für die Familiengesundheit tragen. Und es muss besser verstanden werden, dass Frauengesundheit meist nicht nur die Frauen selbst, sondern immer die ganze Familie betrifft. Geht es zum Beispiel einer Frau während der Schwangerschaft gut, dann hat das auch einen positiven Effekt auf das Kind. Zum anderen muss die geschlechtsspezifische Medizin vorangetrieben werden. Vor diesem Hintergrund ist es erfreulich, dass die neue Regierung Forschung zu Frauengesundheit fördern will. Allerdings sollte das Thema auch für praktizierende Ärztinnen und Ärzte in Fortbildungen aufgegriffen werden, damit die Versorgungslage in diesem Aspekt so schnell wie möglich verbessert wird.

Ihr Ansprechpartner und Pressekontakt

Politische Öffentlichkeitsarbeit

Norbert Staudt

AOK Hessen