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RKI: 9.600 Menschen starben 2019 durch antibiotikaresistente Erreger

04.09.2025 Barbara Huhn 3 Min. Lesedauer

Antimikrobielle Resistenzen sind Experten zufolge eine der größten globalen Gesundheitsbedrohungen unserer Zeit. Weltweit machen sie viele gängige Medikamente unwirksam.

Auf einem Tisch liegen viele verschiedene bunte Pillen.
Der hohe Verordnungsanstieg führt zur Resistenzbildung gegen Antibiotika.

Rund 45.700 Menschen starben 2019 in Deutschland im Zusammenhang mit einer antibiotikaresistenten Infektion. Davon starben rund 9.600 Menschen direkt daran, da eine Behandlung mit Antibiotika aufgrund einer Resistenz nicht möglich war. Das geht aus einer neuen Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der Universität von Washington hervor. Die Studie ist eigenen Angaben zufolge die bislang umfassendste Reihe von Schätzungen zur Belastung Deutschlands durch antimikrobielle Resistenzen (AMR) vor der Corona-Pandemie.  Besonders häufig führten demnach Blutstrominfektionen, Atemwegs- und Bauchrauminfektionen zum Tod.

AMR entstehen, wenn Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten nicht mehr auf antimikrobielle Medikamente wie Antibiotika, antivirale Mittel oder Antimykotika ansprechen. AMR erschweren die Behandlung von Infektionen, führen zu längeren Krankheitsverläufen und erhöhen das Risiko für schwere Erkrankungen oder Todesfälle.

„Die hohen Resistenzraten und die erhebliche Gesundheitsbelastung machen AMR zu einer ernsten Herausforderung für die öffentliche Gesundheit in Deutschland“, erläuterten die Forscher. Sie forderten, gezielte Präventions- und Kontrollmaßnahmen gegen wichtige Erreger-Medikamenten-Kombinationen weiter zu verstärken. Zum Vergleich: Die Gesamtzahl der 2019 in Deutschland registrierten Todesfälle lag laut Statistischem Bundesamt bei 939.500 Personen. Weltweit starben im gleichen Jahr laut Analyse der Fachzeitschrift „The Lancet“ mindestens 1,27 Millionen Menschen direkt wegen arzneimittelresistenten bakteriellen Infektionen. 4,95 Millionen Todesfälle stünden mit arzneimittelresistenten bakteriellen Infektionen in Verbindung.

„Der (...) Verordnungsanstieg von Antibiotika der Reserve (...) könnte die Gefahr von Resistenzen weiter verschärfen.“

Helmut Schröder

Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)

Antibiotika zählen laut RKI zu den wichtigsten medizinischen Errungen­schaften und sind in der modernen Medizin unverzichtbar. Antibiotika­resistenzen nähmen jedoch weltweit zu. Sie seien eine der größten Heraus­forderungen für die globale Gesundheit dieser Zeit, so das RKI. Durch den immer häufigeren Einsatz von Antibio­tika in der weltweiten Medizin entstehe Selek­tions­druck: Bakterien­stämme, die eine Resistenz gegenüber dem Antibio­tikum besäßen, überlebten und breiteten sich weiter aus.

Und der Antibiotika-Verbrauch in Deutschland steigt weiter, wie eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) Anfang dieses Jahres ergab. Demnach nahmen die Verordnungen für Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung binnen eines Jahres, nämlich von 2022 auf 2023, um 18,4 Prozent zu. Laut WIdO betrifft der Zuwachs auch Reserveantibiotika, die nur im Notfall zum Zuge kommen sollten, wenn herkömmliche Antibiotika nicht mehr wirken. Nach einem Rückgang in den Corona-Jahren liegt ihr Verordnungsanteil wieder bei mehr als 43 Prozent, also auf einem ähnlichen Niveau wie 2019. „Der erneute Verordnungsanstieg von Antibiotika der Reserve ist besorgniserregend, denn er könnte die Gefahr von Resistenzen weiter verschärfen, was gerade im Falle von lebensbedrohlichen Erkrankungen dramatische Auswirkungen hätte“, sagte WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.

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