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WIdO gibt Entwarnung bei Arznei-Engpässen

21.10.2024 3 Min. Lesedauer

Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) sieht derzeit keine Hinweise auf Versorgungsengpässe oder Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln. Nach einer aktuellen Auswertung waren Stand 9. Oktober 2024 fast alle Medikamente (98,8 Prozent) verfügbar, teilte das WIdO heute mit. Von den mehr als 63.000 Medikamenten, die 2023 auf dem Markt erhältlich waren und zulasten der Krankenkassen verordnet wurden, seien derzeit lediglich 735 beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) als nicht lieferfähig gemeldet. Berücksichtigt man, dass diese Präparate durch Alternativen mit gleichen Wirkstoffen ersetzt werden können, ist die Versorgung laut WIdO zu 99,9 Prozent gesichert.

Die aktuelle Debatte um Lieferengpässe werde schief geführt, warnte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. „Zwar ist die Emotionalität bei diesem Thema teilweise verständlich, sie entspricht aber nicht der aktuellen Datenlage.“ Reimann bedauerte, dass vor allem Arzneimittelrabattverträge in diesem Zusammenhang immer wieder in den Fokus gerieten. Rabattverträge seien keinesfalls die Ursache von Lieferschwierigkeiten, sondern „tragen zu einer hohen Versorgungssicherheit bei, da sie die Hersteller zur Bevorratung verpflichten und Absatzmengen kalkulierbar machen.“

Die Verbandschefin kritisierte mangelnde Transparenz über die Lieferfähigkeit von Medikamenten: „Wir können heute ein Paket mit Socken oder Seifenblasen über den gesamten Versandweg tracken, haben aber keine verpflichtende Dokumentation zur Lieferfähigkeit von Herstellern und der Menge der vorgehaltenen Arzneimittel in Großhandel und Apotheken.“ Verpflichtende Regelungen seien nötig.

Nach Worten von WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder umfasst dies Auskunft darüber, welche Arzneimittel von welchen Herstellern im deutschen Arzneimittelmarkt erwartet werden, wann sie geliefert werden und welche Mengen vorrätig sind. Laut WIdO-Auswertung liegt die Versorgungssicherheit bei Arzneimitteln, für die es 2023 einen Arzneimittelrabattvertrag mit einer AOK gab und die aktuell als lieferunfähig gelistet sind, sogar bei 100 Prozent. Lieferengpässe seien keine Versorgungsengpässe, unterstrich Schröder. Er sieht die Leistungserbringer in der Pflicht: „Den Apotheken und Ärzten sollte es gemeinsam gelingen, aus dem Sortiment von 2.500 verschiedenen Wirkstoffen und Wirkstoffkombinationen mit mehr als 63.500 verschiedenen Arzneimitteln eine therapeutische Alternative zu finden.“ (rbr)