Soziale Benachteiligung verkürzt das Leben um Jahrzehnte
Menschen aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen haben nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO eine „drastisch“ verkürzte Lebenserwartung. Die Ursachen für Krankheiten seien oft Faktoren wie schlechter Wohnraum, schlechte Bildung und schlechte Arbeitsbedingungen. Das geht aus dem heute veröffentlichten WHO-Weltbericht über soziale Faktoren zur Gesundheitsgerechtigkeit hervor. Diese Faktoren führten sowohl in Ländern mit hohem als auch mit niedrigem Einkommen zu einer mangelhaften Gesundheit und könnten die gesunden Lebensjahre sogar um Jahrzehnte verringern. Die WHO fordert daher in ihrem Bericht, gegen Einkommensungleichheit, strukturelle Diskriminierung, Konflikte und Klimaveränderungen vorzugehen, um „tief verwurzelte gesundheitliche Ungleichheiten“ zu überwinden.
So werde beispielsweise der Klimawandel in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich weitere 68 bis 135 Millionen Menschen in extreme Armut treiben, heißt es in dem WHO-Bericht. Zudem hätten derzeit 3,8 Milliarden Menschen weltweit keinen ausreichenden sozialen Schutz, beispielsweise durch Kindergeld oder bezahlten Krankenurlaub. Dies habe direkte und nachhaltige Auswirkungen auf ihre Gesundheit. „Unsere Welt ist ungleich. Wo wir geboren werden, aufwachsen, leben, arbeiten und altern beeinflusst unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden maßgeblich“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Laut Bericht leben Menschen in Ländern mit der niedrigsten Lebenserwartung im Durchschnitt 33 Jahre kürzer als Menschen in Ländern mit der höchsten Lebenserwartung. Soziale Faktoren der Gesundheitsgerechtigkeit können demnach die Gesundheit der Menschen stärker beeinflussen als genetische Einflüsse oder der Zugang zur Gesundheitsversorgung.
Der Bericht unterstreicht, dass gesundheitliche Ungleichheiten eng mit dem Grad sozialer Benachteiligung und Diskriminierung verbunden seien. Die Gesundheit folge einem sozialen Gefälle: je ärmer die Region, desto niedriger die Einkommen, desto weniger Bildungsjahre, desto schlechtere Gesundheit und desto weniger gesunde Lebensjahre. Diese Ungleichheiten verschärften sich in Bevölkerungsgruppen, die Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt seien. Ein anschauliches Beispiel ist laut WHO die geringere Lebenserwartung indigener Völker im Vergleich zu nicht-indigenen Völkern – sowohl in Ländern mit hohem als auch mit niedrigem Einkommen.
Der Weltbericht 2025 ist eine Aktualisierung des Abschlussberichts der WHO-Kommission von 2008. Darin formulierte die WHO Ziele für 2040 zur Verringerung der unterschiedlichen Lebenserwartung innerhalb der Länder und zwischen den Ländern. (bhu)