Verbände fordern deutsches Werbeverbot für Junkfood
Verbände in Deutschland fordern strenge Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel nach dem Vorbild Großbritanniens. Um Fettleibigkeit bei Kindern zurückzudrängen, werden solche Produkte dort seit heute nur noch nach 21 Uhr im TV beworben, im Internet gar nicht mehr. „Länder wie Großbritannien werden längst aktiv gegen Fehlernährung bei Kindern“, sagte Andreas Winkler von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch zu G+G. Die Bundesregierung schaue hingegen, „weiter tatenlos zu, wie McDonalds, Nestlé und Co. ihr Junkfood an Kinder vermarkten – und die Lebensmittellobby feiert“. Das Bundesernährungsministerium lehnt gesetzliche Verbote ab. „Die Bürgerinnen und Bürger sollen selbst entscheiden, was in den Einkaufskorb oder auf den Teller kommt“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage.
„Für an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung existiert bereits ein System der Selbstregulierung durch die Verhaltensregeln zur Lebensmittelwerbung des Deutschen Werberats“, so der Sprecher von Minister Alois Rainer (CSU) weiter. Es sei im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag der Länder verankert. Im Koalitionsvertrag sei vereinbart worden, von zusätzlichen Werbebeschränkungen abzusehen. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) forderte dagegen, bei diesem Thema keine Zeit zu verlieren und endlich zu handeln. „Hierzu fehlt aktuell aber leider immer noch der politische Wille, trotz aller offensichtlichen Notwendigkeit“, so der Politische Geschäftsführer Sebastian Kruse zu G+G.
Mit der Werbe-Sperrstunde kommt die Industrie in Großbritannien einem Verbot zuvor, das Anfang 2026 in Kraft tritt und von dem sich die Labour-Regierung erhofft, dass Hersteller den Zucker- und Fettgehalt ihrer Produkte reduzieren. In Deutschland hatte der damalige Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) 2023 versucht, Werbeverbote für ungesunde Produkte auf den Weg zu bringen, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Nach dem Bruch der Ampelkoalition wurde das Vorhaben nicht weiterverfolgt.
„Özdemir wollte mit seinem ‚Kinderlebensmittelwerbegesetz‘ auch in Deutschland Werbung für Ungesundes endlich einschränken, genau wie es Kinderärzte, Ernährungsexpertinnen und Verbraucherorganisationen seit Langem fordern“, so Foodwatch-Experte Winkler. „Doch die Lebensmittellobby hat mit einer massiven Kampagne, unterstützt von FDP und Union, die Pläne für mehr Kinderschutz vereitelt.“ Junkfood-Werbeschranken, eine Limo-Steuer und ein gesundes, kostenloses Schulessen seien drei konkrete Maßnahmen, die die Bundesregierung jetzt auf den Weg bringen müsse. Auch die DAG fordert eine Einschränkung von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder und Jugendliche richtet, um „die „Adipositas-Epidemie langfristig zu stoppen“. Zudem seien verbindliche Empfehlungen zur Einschränkung des Konsums von Süßgetränken notwendig. (bhu)