Überlebensraten bei plötzlichem Herzstillstand stagnieren – Rettungsdienst verfehlt Ziele
Trotz mehr Ersthelfern und Intervention vor Ort stagnieren in Deutschland die Überlebensraten nach Herzstillstand. Dies geht aus neuen Daten des Deutschen Reanimationsregisters hervor, die die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) heute veröffentlicht hat. „Jetzt ist der Moment, die gesamte Überlebenskette noch einmal gezielt zu stärken“, sagte Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher des Organisationskomitees des Deutschen Reanimationsregisters.
Im vergangenen Jahr erlitten in Deutschland schätzungsweise rund 136.000 Menschen außerhalb einer Klinik einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand. Dies seien im Schnitt 370 am Tag, so die DGAI. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen habe der Rettungsdienst mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen. Knapp elf Prozent der Patienten überlebten. Diese Rate sei seit Jahren stabil, erklärte die DGAI.
Als positiv wertete die Fachgesellschaft, dass inzwischen in zwei Prozent der Fälle Ersthelfer vor dem Eintreffen der Rettungskräfte eine Defibrillation, einen Schock durch Gleichstrom, vornahmen. Dies sei ein klarer Hinweis auf die Wirksamkeit von Smartphone-basierten oder anderen Systemen. „Diese Entwicklung ist ermutigend“, betonte Matthias Fischer, Mitglied im Organisationskomitee des Registers. Dennoch liege Deutschland hier hinter zahlreichen europäischen Nachbarn zurück.
Laut Registerdaten traf der Rettungsdienst 2024 in 73,2 Prozent der Fälle innerhalb von acht Minuten ein. Damit sei das bundesweite Ziel, dass in 80 Prozent der Einsätze die Patienten in acht Minuten erreicht werden sollten, erneut verfehlt worden, kritisierte die DGAI. Die Fachgesellschaft sieht auch Verbesserungsbedarf bei der Versorgung im Krankenhaus. So finde etwa die in den Leitlinien empfohlenen Maßnahme zum Temperaturmanagement zu wenig Beachtung. Bei der Methode werde der Körper gezielt abgekühlt, um das Gehirn zu schützen. Diese Behandlung könne die Überlebenschancen um bis zu 60 Prozent verbessern. Dennoch sei sie 2024 nur noch bei 17,3 Prozent der Patienten angewandt worden.
Wegen veralteter Strukturen und mangelnder Koordination steht der Rettungsdienst seit Jahren in der Kritik. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sei ein Eintreffen der Sanitäter nach zehn oder 15 Minuten zu spät, kritisierte die Björn-Steiger-Stiftung am Samstag im ZDF. „Das bringt nichts.“ Ein Reformvorhaben scheiterte im vergangenen Jahr nach dem Aus der Ampel-Koalition. Die neue Regierung plant einen Neuanlauf im Herbst. (at)