Gesundheit am Arbeitsplatz: Schutz vor psychischen Belastungen verbessern
Arbeitnehmerorganisationen haben anlässlich des Welttags für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz dazu aufgerufen, Anstrengungen für verbesserte Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz zu intensivieren. Rückläufige Unfallzahlen seien zwar eine gute Nachricht. „Allerdings ist es so, dass psychische Belastung eine immer größere Rolle am Arbeitsplatz spielt und bei der Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz stärker berücksichtigt werden muss“, erklärte Rebecca Liebig von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) heute. Psychosoziale Risiken wie arbeitsbedingter Stress, Burnout, Belästigung am Arbeitsplatz und Arbeitsplatzunsicherheit gehörten zu den häufigsten, jedoch am wenigsten regulierten Berufsgefahren in Deutschland und Europa.
„Psychische Belastungen werden aufgrund des demografischen Wandels und seiner Folgen sowie der wachsenden Arbeitsverdichtung durch Digitalisierung weiter zunehmen“, erläuterte das Verdi-Bundesvorstandsmitglied Liebig. „Die Risiken beeinträchtigen sowohl die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch die Produktivität am Arbeitsplatz.“
Dass der Druck wächst und sogar Arbeit trotz Krankheit weit verbreitet ist, hat auch eine kürzlich erschienene Erhebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) deutlich gemacht. Für 2024 gaben 63 Prozent der Mitarbeitenden an, gearbeitet zu haben, obwohl sie sich „richtig krank” fühlten. „Präsentismus birgt die Gefahr, dass eine Krankheit oder Infektion nicht auskuriert und dann verschleppt wird, sich verschlimmert oder gar chronisch wird“, sagte die Psychologin Patricia Lück vom AOK-Bundesverband dem Newsletter AOK Original. „Die Ausfallzeiten können dementsprechend noch länger werden.“ Die Gründe für das Arbeiten trotz Krankheit seien „so vielfältig wie individuell“. Oft gebe es dringende Terminvorgaben oder es müssten wichtige Aufgaben erledigt werden, weshalb Beschäftigte präsent seien, erläuterte Lück.
Auch der TÜV Rheinland sprach sich für Anpassungen bei Arbeitsmedizin und -sicherheit – insbesondere mit Blick auf den Klimawandel – aus. Hohe Temperaturen seien nicht nur für Beschäftigte mit Schutzkleidung oder im Freien eine große Belastung, sondern auch für solche in der Pflege. Durch verschwitzte Hände, verminderte Konzentration oder beschlagene Brillengläser könne es zu Sicherheitsrisiken kommen. Ziel des Welttags ist, die Prävention von Arbeitsunfällen und berufsbedingten Erkrankungen zu unterstützen und die Bedeutung von Sicherheitsmaßnahmen und Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt hervorzuheben. (ts)