Pflege unter Druck: Ruf nach Reformen wird lauter
Zum internationalen Tag der Pflegenden heute fordern Verbände, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen vehement dazu auf, Reformen zügig anzugehen. „Ständige Überlastung und das schlechte Gewissen, kranke und pflegebedürftige Menschen nicht professionell versorgen zu können, treibt nach wie vor viele Pflegekräfte aus diesem wunderbaren Beruf“, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Die neue Bundesregierung müsse mittels verbindlicher Vorgaben zur Personalausstattung den „Teufelskreis von Personalnot, hoher Belastung und Berufsflucht“ durchbrechen.
Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa sprach sich dafür aus, nicht auf die im Koalitionsvertrag angekündigten Kommissionen zu warten – es müssten „jetzt sofort erste Maßnahmen ergriffen werden“. Auch die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, warnte, es sei „fünf nach zwölf“. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, forderte mehr Unterstützung für pflegende Angehörige – zum Beispiel durch einen Pflegelohn oder Lohnersatzleistungen.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) betonte, die Pflege könne mehr, als sie bislang dürfe. „Ihre Kompetenz müssen wir stärker nutzen, um eine alternde Gesellschaft zu versorgen“, so Warken heute auf X. Ein Aktionsbündnis aus Pflegekräften und Verbänden hatte zuvor eine Petition an das Bundesgesundheitsministerium übergeben. Darin fordern mehr als 143.000 Menschen eine umfassende Pflegereform. Den Ankündigungen der neuen Regierung müssten Taten folgen, damit „die Pflege nicht selbst zum Pflegefall wird“, sagte Mitunterzeichnerin Elke Ronneberger, Bundesvorständin der Diakonie Deutschland.
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO ruft in ihrem aktuellen Statusbericht dazu auf, den politischen Dialog zur Unterstützung von Pflegepersonal auf Länderebene voranzutreiben. „Die nächsten fünf Jahre sind unsere letzte Gelegenheit, dies zu tun.“ Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBFK) zeigt, dass 77 Prozent der aus dem Ausland gekommenen Pflegefachpersonen hierzulande unzureichende Befugnisse monieren. Mehr als jeder Dritte (39 Prozent) würde Kolleginnen und Kollegen im Herkunftsland nicht empfehlen, in Deutschland in der Pflege zu arbeiten. „Wer dem Fachkräftemangel begegnen will, muss handeln“, so DBFK-Bundesgeschäftsführerin, Bernadette Klapper. (ts)