Mehrheit befürwortet Facharzttermine nur per Überweisung
Die von der Bundesregierung geplante Primärversorgung findet bei einer Mehrheit der Menschen hierzulande laut einer Forsa-Umfrage große Zustimmung. 55 Prozent der Befragten befürworten die Idee, Facharzttermine nur nach Überweisung zu vergeben, ergab die repräsentative Erhebung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes (AOK-BV). Die schwarz-rote Koalition will mit der Reform Primärversorgungspraxen grundsätzlich zur ersten Anlaufstelle bei Gesundheitsanliegen machen. Da allerdings knapp 40 Prozent Bedenken gegenüber den Plänen hätten, gelte es diejenigen, „die nicht damit einverstanden sind, ernst zu nehmen“, sagte die Vorständin des AOK-BV, Carola Reimann.
Es müsse vor allem deutlich gemacht werden, dass eine gezielte Steuerung Vorteile für alle gesetzlich Versicherten bringe. Das bedeute in erster Linie schnellere Facharzttermine nach Bedarf und Dringlichkeit sowie eine effizientere Nutzung der Ressourcen, so Reimann. „Das ist mit Blick auf die Beitragssatzentwicklung, aber auch wegen des Fachkräftemangels und der Überalterung der Gesellschaft essentiell.“ Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass 81 Prozent sich eine bedarfsorientierte Terminvergabe wünschen. 77 Prozent der befragten gesetzlich Krankenversicherten würden zudem eine aktive Unterstützung bei der Terminsuche durch ihre Krankenkasse begrüßen. Laut Reimann brauche es dafür jedoch Rahmenbedingungen, um freie Termine verbindlich zum Beispiel in einen Terminpool einzustellen. Für eine bessere Orientierung hätten daneben fast 80 Prozent gerne feste Ansprechpartner.
57 Prozent der Befragten und sogar 70 Prozent der unter 29-Jährigen befürworten den zum Regierungsvorhaben ergänzenden Vorschlag der AOK-Gemeinschaft, Primärversorgungspraxen interprofessionell aufzustellen. „Wir müssen weg von der reinen Arztfokussierung“, forderte die AOK-BV-Vorständin. Der teambasierte Ansatz habe sich in anderen Ländern bereits gut bewährt und würde auch in Deutschland Entlastung bringen und die Versorgung verbessern.
Zu dieser Einschätzung kommt auch der Bundesverband Managed Care (BMC), der heute ein Positionspapier mit ähnlichen Ideen vorgelegt hat. „Der Schlüssel für eine zukunftsfähige Primärversorgung liegt in verstärkter Koordinierung, weitergehender Digitalisierung und interprofessioneller Zusammenarbeit“, so BMC-Vorstandsvorsitzender Lutz Hager. Der BMC schlägt fünf ineinandergreifende Bausteine vor. Dazu zählen eine strukturierte Erst- und Dringlichkeitseinschätzung, ein Termindienst sowie „ein digitales Update für die Versorgungsinfrastruktur“. Ebenso gelte es, Prävention und Früherkennung einzubeziehen. (imo)