Jeder fünfte Europäer leidet unter Lärm
Fast jeder fünfte Europäer ist nach einem heute veröffentlichten Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) gesundheitsschädlichem Verkehrslärm ausgesetzt. Chronische Lärmbelastung könne erhebliche gesundheitliche Folgen haben. Dazu gehörten Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, psychische Störungen und sogar vorzeitige Todesfälle, schreibt die EEA in ihrem neuen Bericht. Vor allem Kinder und Jugendliche seien anfällig für die Auswirkungen von Lärm.
Länger anhaltende Belastungen durch Verkehrslärm in Europa würden mit schätzungsweise 66.000 vorzeitigen Todesfällen, 50.000 neuen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 22.000 neuen Fällen von Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht, so die EEA-Experten. Darüber hinaus könnte Lärm neuen Forschungsergebnissen zufolge potenziell zu Tausenden von Depressionserkrankungen und zu Demenz beitragen. Bei Kindern und Jugendlichen war Lärmbelastung laut den aktuellen Daten aus dem Jahr 2021 für über 560.000 Fälle von Leseverständnisstörungen, für 63.000 Fälle von Verhaltensproblemen und für 272.000 Fälle von Übergewicht verantwortlich.
Im Vergleich zu anderen umweltbedingten Gesundheitsgefahren in Europa rangiert Verkehrslärm unter den drei größten – gleich hinter Luftverschmutzung und temperaturbedingten (klimatischen) Faktoren, heißt es weiter. Darüber hinaus habe er noch größere gesundheitliche Auswirkungen als bekanntere Risiken wie Passivrauchen oder Bleibelastung.
Weiterhin legt der Bericht dar, dass durch Verkehrslärm in Europa jährlich 1,3 Millionen gesunde Lebensjahre verloren gingen. Dies entspreche jährlichen wirtschaftlichen Kosten von mindestens 95,6 Milliarden Euro beziehungsweise etwa 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Region.
Trotzdem würden bei der Verringerung der Lärmbelastung nur langsam Fortschritte erzielt, kritisiert die EEA. Das Null-Schadstoff-Ziel der EU, nach dem die Zahl der chronisch durch Verkehrslärm gestörten Menschen bis 2030 um 30 Prozent sinken soll, sei ohne zusätzliche Maßnahmen kaum noch zu erreichen.
Der EEA-Bericht analysiert die Lärmbelastung in Europa und untersucht sowohl die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit als auch die Folgen auf die Artenvielfalt und Naturschutzgebiete. (bhu)