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Krankenhäuser brauchen viele Milliarden für Krisenfestigkeit

28.10.2025 2 Min. Lesedauer

Deutschlands Kliniken sind auf Verteidigungsfälle nur unzureichend vorbereitet. Ein Gutachten im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zeigt gewaltige Investitionslücken. Die DKG fordert eine nationale Strategie und warnt vor wachsender Verwundbarkeit der Krankenhäuser.

Die heute in Berlin vorgestellte Studie des Instituts for Health Care Business (HCB) und des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) beziffert den Investitionsbedarf auf bis zu 15 Milliarden Euro, um Kliniken gegen Cyberangriffe, Sabotage und militärische Bedrohungen zu wappnen. Die Autoren hatten drei Szenarien untersucht: Cyber- und Sabotageangriffe, einen Nato-Bündnisfall mit der Versorgung verwundeter Soldaten sowie den Verteidigungsfall auf deutschem Boden. Für das erste Szenario werden Investitionen von 2,7 Milliarden Euro veranschlagt, für den Bündnisfall 4,9 Milliarden und für den Verteidigungsfall 14 bis 15 Milliarden Euro. Hinzu kämen jährliche Betriebskosten von bis zu 1,1 Milliarden Euro.

DKI-Vorstand Karl Blum sieht auf mehreren Gebieten Schwächen: „Unsere Analysen zeigen, dass deutsche Krankenhäuser in fünf zentralen Bereichen erhebliche Defizite haben – beim Personal, in der Cybersicherheit, beim physischen Schutz, in der Lagerhaltung und bei der Vorbereitung auf biologische, chemische und nukleare Bedrohungen.“ Zwar gebe es in den meisten Häusern Alarm- und Einsatzpläne, doch fehlten „klare Zuständigkeiten und eine ausreichende Finanzierung“.

Auch baulich und technisch bestehe Nachholbedarf. „Langfristig müssen wir bei Neubauten geschützte, zum Beispiel unterirdische Operationsbereiche mitdenken, wie sie in Finnland existieren“, sagte HCB-Geschäftsführer Boris Augurzky. „Wir müssen jetzt starten – und das Bauen deutlich beschleunigen.“

DKG-Vorstandsvorsitzender Gerald Gaß forderte, Resilienz und Sicherheit müssten „feste Bestandteile der Krankenhausplanung“ werden. Sie seien ein „essenzieller Teil der nationalen Daseinsvorsorge“. Die nötigen Investitionen dürften nicht isoliert betrachtet werden, sondern müssten „integraler Bestandteil der Krankenhausreform“ sein. Gaß warnte zugleich vor politischen Fehlanreizen: „Während die Anforderungen an die Krankenhäuser steigen, stehen aktuelle Sparmaßnahmen im Widerspruch zu einer notwendigen Sicherheitsstrategie.“

Die DKG fordert von der Bundesregierung bis 2027 einen Stufenplan für den Ausbau der Resilienz – von IT- und Energieabsicherung über bauliche Vorkehrungen bis zur gezielten Fortbildung des Personals. Nur so könnten die Kliniken in Not- und Verteidigungsfällen handlungsfähig bleiben. (fb)