Gehälter im Pflege- und Gesundheitssektor steigen kräftig
Die knapp 1,7 Millionen Vollzeitbeschäftigten in Gesundheits- und Pflegeberufen verdienen inzwischen deutlich mehr als noch vor zehn Jahren. Im Mittel erhielten die Kräfte im April dieses Jahres 4.048 Euro brutto ohne Sonderzahlungen, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) heute mit. 2014 waren es laut Statistik mit 2.829 Euro brutto noch 1.219 Euro weniger. Der Verdienstzuwachs fiel in dieser Branche demnach größer aus als in vielen anderen Berufen. „Ein Grund dafür dürfte auch die Einführung und Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns seit 2015 sein, von dem Beschäftigte in Gesundheit und Pflege stärker profitierten“, so die Statistiker. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi begrüßt die Gehaltsentwicklung, hat aber auch Kritik.
Im Vergleich bekamen in der Gesamtwirtschaft Vollzeitbeschäftigte im April 2025 im Mittel 3.978 Euro brutto. Das waren 988 Euro mehr als zehn Jahre zuvor. In den besser bezahlten Ingenieur- und Luftfahrtberufen fiel das Verdienstplus laut Destatis binnen zehn Jahren mit 1.218 Euro beziehungsweise 1.157 Euro ähnlich aus wie in Gesundheits- und Pflegeberufen. Dagegen stiegen die Bruttomonatsverdienste etwa in Transport-, Logistik- und Verkehrsberufen mit 739 Euro deutlich unterdurchschnittlich. In Pflege und Gesundheit verzeichneten vor allem Fachkräfte in der Altenpflege einen besonders hohen Anstieg mit 1.612 Euro im Vergleich zu 2014.
Verdi sieht im Gehaltsanstieg einen „wichtigen Schritt“ in der „dringend nötigen Aufwertung“ der Pflegeberufe. „Die reale Bezahlung bildet das aber nur bedingt ab, da ein Großteil der Pflegepersonen in Teilzeit arbeitet“, schränkt Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler ein. Eine entscheidende Ursache liege in der extrem hohen Arbeitsbelastung. Zwei Drittel der Beschäftigten sind nach Destatis-Angaben Frauen.
Als „dramatischer als gedacht“ bezeichnete der Geschäftsführer der Fachkräftevermittlung Pflegia, Lennart Steuer, die Lage in der Pflege gegenüber der „Frankfurter Rundschau“ (FR). „Wir sehen viele Heime, die haben nachts auf 60 bis 70 Bewohner ein bis zwei Pflegekräfte, die sich um die Menschen kümmern.“ Das sei viel zu wenig.
Daneben setze sich die „Insolvenzwelle“ bei den Einrichtungen in diesem Jahr fort, so die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege (AGVP), Isabel Halletz, in der FR. Nach wie vor beträfen die wirtschaftlichen Probleme Unternehmen aller Träger. Im Vergleich zu 2023 waren laut Verband im Jahr 2024 aber weniger einzelne große Träger, sondern mehr kleine und mittlere Träger von Insolvenz betroffen. (imo)