FZR: Noch fürchten nur wenige Jobverlust durch KI
Nur eine kleine Minderheit der Beschäftigten in Deutschland befürchtet, durch KI den Arbeitsplatz zu verlieren. Das geht aus dem heute veröffentlichten Fehlzeiten-Report 2025 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. Darin berichtet das WIdO auch über den Krankenstand, der im Jahr 2024 auf einen neuen Höchstwert kletterte. Vor allem Atemwegs- und psychische Erkrankungen waren demnach für die anhaltend hohe Zahl an Krankmeldungen verantwortlich.
Nach dem WIdO-Bericht zu Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz (KI) für die Gesundheit am Arbeitsplatz erklärten fünf Prozent der Befragten, „besorgt“ über einen möglichen Jobverlust in den kommenden Jahren zu sein. Zugleich nutzten bereits 42 Prozent KI-Anwendungen am Arbeitsplatz. „Die Besorgnis ist überraschend gering, obwohl rund 38 Prozent der Tätigkeiten prinzipiell automatisierbar wären“, sagte WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. Er betonte, dass der Wissensstand vieler Beschäftigter begrenzt sei: Nur etwa 40 Prozent jener, die bereits mit KI arbeiteten, hätten eine entsprechende Fortbildung erhalten.
Die AOK-Bundesverbandsvorsitzende Carola Reimann sieht in KI-Anwendungen vor allem Entlastungspotenzial. „Künstliche Intelligenz ist längst in der Arbeitswelt angekommen und kann die betriebliche Gesundheitsförderung gezielt unterstützen.“ Entscheidend sei, Führungskräfte und Beschäftigte gleichermaßen einzubinden. „Nur durch Partizipation lassen sich Vertrauen schaffen und Ängste abbauen.“ Die AOK biete dazu Seminare für Unternehmen an. Auch Rahild Neuburger von der LMU Munich School of Management betonte die Bedeutung der Führungsebene. „KI kann die mentale und physische Gesundheit sowohl positiv als auch negativ beeinflussen“, sagte sie. Während Anwendungen Routineaufgaben übernehmen und Zeit sparen könnten, drohten neue Belastungen durch Arbeitsverdichtung oder Kontrollverlust. Führungskräfte sollten KI-Tools zur Früherkennung psychischer Risiken nutzen und Beschäftigte rechtzeitig einbeziehen.
Neben dem Schwerpunktthema KI verzeichnet der Report hohe Fehlzeiten. 2024 fehlten AOK-versicherte Beschäftigte durchschnittlich 2,3 Mal krankheitsbedingt. Mit 228 Arbeitsunfähigkeitsfällen pro 100 Mitglieder wurde der Höchstwert des Vorjahres nochmals übertroffen. Hauptursachen blieben Atemwegserkrankungen, während psychisch bedingte Fehlzeiten weiter zunahmen. „In den vergangenen zehn Jahren sind die Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen um 43 Prozent gestiegen“, sagte WIdO-Chef Schröder. Die elektronische Krankmeldung habe zudem zu einer vollständigeren Erfassung beigetragen – und damit zu einem realistischeren, wenn auch ernüchternden Bild der Arbeitsgesundheit in Deutschland. (fb)