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250 Milliarden Folgekosten durch Long Covid und ME/CFS seit 2020

12.05.2025 2:30 Min. Lesedauer

Long Covid und chronische Erschöpfungserkrankungen (ME/CFS) haben 2024 in Deutschland rund 63 Milliarden Euro an sozialwirtschaftlichen Kosten verursacht. Das geht aus einer heute veröffentlichten Analyse der Stiftung „ME/CFS Research Foundation“ hervor. Demzufolge entfielen 32,2 Milliarden auf Long-Covid- und 30,9 Milliarden auf ME/CFS-Folgekosten. Die finanzielle Belastung seit Beginn der Pandemie 2020 beziffert die Stiftung mit rund 250 Milliarden Euro – 125,6 Milliarden durch Long Covid und 128,8 Milliarden aufgrund von ME/CFS. „Ohne wirksame Therapien bleiben die Kosten dauerhaft hoch“, warnte die Leiterin des Fatigue-Centrums an der Berliner Charité, Carmen Scheibenbogen, bei einem medizinischen Fachkongress in der Hauptstadt.

Zum heutigen internationalen ME/CFS-Tag forderte die Stiftung mehr Geld für die Forschung. Die seit 1969 von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannte Krankheit werde in Deutschland immer noch weitgehend ignoriert. „Die Diagnostik ist aufwendig, wirksame Therapien fehlen, symptomatische Medikamente werden selten verschrieben und kaum erstattet“, so Stiftungs-Geschäftsführer Jörg Heydecke. Es gebe kaum spezialisierte ME/CFS-Ambulanzen. „Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen aber bereits erste Therapieerfolge und Perspektiven auf“, erläuterte Scheibenbogen. „Entschlossene Investitionen in biomedizinische und klinische Forschung würden in wenigen Jahren wahrscheinlich für einen Teil der Betroffenen reale Heilungsperspektiven möglich machen.“

Der Studie zufolge litten Ende 2024 in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen entweder an Long Covid (871.000 Fälle) oder Myalgischer Enzephalomyelitis, einer chronischen Multisystemerkrankung (650.000 Fälle). Beide Erkrankungen werden miteinander in Verbindung gebracht. Sie sind laut Stiftung „bislang mangels hinreichender Forschung nicht ursächlich therapierbar“ und führen häufig zu starken körperlichen Einschränkungen. „Viele Betroffene sind dauerhaft arbeitsunfähig oder pflegebedürftig. Ihre medizinische Versorgung und soziale Absicherung ist häufig prekär“, erläuterte Heydecke. Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, die Versorgung der Betroffenen und die Forschung zu verbessern.

Für die Studie zog die Stiftung Daten aus Notaufnahmen und Intensivstationen, Abwasseranalysen sowie internationale Forschungsergebnisse heran. In die Berechnung der finanziellen Folgen flossen Ausgaben für medizinische Versorgung, Pflege und Sozialleistungen sowie Kosten durch Produktionsausfälle und entgangene Steuereinnahmen ein. (toro)