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Klimabericht: Europa erwärmt sich am schnellsten – Anpassung „ein Muss“

15.04.2025 2:30 Min. Lesedauer

Kein anderer Erdkontinent erwärmt sich so schnell wie Europa. Der EU-Klimadienst Copernicus und die Weltwetterorganisation WMO warnen heute in ihrem Klimazustandsbericht, Europa müsse sich besser gegen die Folgen des Klimawandels wappnen. „Anpassung ist ein Muss“, sagte WMO-Chefin Celeste Saulo. Jeder zusätzliche Bruchteil eines Grads Temperaturanstieg verschärfe die Risiken für Leben, Wirtschaft und den gesamten Planeten. Den Forschern zufolge erlebte Europa 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Mitteltemperatur auf dem Kontinent lag um 1,5 Grad Celsius höher als im Zeitraum von 1991 bis 2020 und 2,9 Grad über dem vorindustriellen Wert.

„Auch die menschliche Gesundheit wird durch extreme Wetterereignisse negativ beeinflusst“, warnt der Bericht. Mit zunehmenden Extremwetterereignissen wie Stürmen, Starkregen und Hitzewellen stiegen die Risiken für die Bevölkerung in Europa. Die gesundheitliche Belastung für viele Menschen wachse auch durch die zunehmende Zahl an heißen Tagen mit Temperaturen über 30 Grad Celsius und an Nächten, in denen die Temperatur nicht mehr unter 20 Grad sinke. Im Sommer 2024 habe Südosteuropa mit 23 Tropennächten einen neuen Höchststand erlebt und den bisherigen Rekord von 16 solcher Nächte im Jahr 2012 deutlich übertroffen. Laut Bericht gab es in Europa 2023 schätzungsweise rund 47.700 hitzebedingte Todesfälle. Für Deutschland schätzt das Robert-Koch-Institut (RKI) 3.000 hitzebedingte Sterbefälle im vergangenen Sommer.

Besonders hoch sei das Hitzerisiko für Menschen, die in schlecht isolierten Gebäuden und dicht besiedelten Städten lebten, heißt es im Bericht. Die Klimaforscher sehen aber „beachtliche Fortschritte“ bei der Anpassung. Inzwischen hätten 51 Prozent der europäischen Städte Pläne zum Schutz gegen den Klimawandel eingeführt. 2018 seien es nur 26 Prozent gewesen.

Auch Deutschland hat Klimaanpassungsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Im Dezember verabschiedete das Bundeskabinett eine Klimawandel-Strategie. Neben einem Warnsystem bei Hitze sieht der Plan mehr kühlende Grünflächen und mehr Sonnenschutz vor. Das Umweltbundesamt (UBA) plädierte für mehr Klimaschutz. Die bestehenden Maßnahmen seien unzureichend, schrieb das Amt heute in einem Positionspapier. Jede weitere Temperaturerhöhung gehe mit irreparablen Schäden, vielen Todesfällen, Artenverlust und hohen wirtschaftlichen Kosten einher. (at)