Mehr als vier Millionen ePA-Zugriffe pro Tag
Zwei Wochen nach dem Start der elektronischen Patientenakte (ePA) hat der Geschäftsführer der Gematik, Florian Fuhrmann, eine erste positive Zwischenbilanz gezogen. „Die ePA ist ein echter Game-Changer beim patientenzentrierten Datenmanagement“, sagte Fuhrmann heute beim Gesundheitskongress des Westens in Köln. Die Abrufzahlen seien beeindruckend, und bislang gebe es keinerlei technische Ausfälle. Auch Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, sieht in der ePA eine Erfolgsgeschichte. Er kritisierte allerdings die bislang weiterhin geltende Regelung der freiwilligen Teilnahme für Ärzte und Krankenhäuser: „Hier würde ich gerne das Ambitionsniveau etwas anheben.“
Schon jetzt wurden nach Angaben des Gematik-Chefs mehr als 25 Millionen ePA geöffnet. Aktuell würden täglich rund vier Millionen Zugriffe pro Tag verzeichnet, davon etwa 100.000 durch Versicherte. Kritischer äußerte sich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Carsten König. „In der Zukunft wird die ePA ganz bestimmt zum Game-Changer. Ich wünsche es mir, und sie hat das Potenzial dazu. Aber im Moment ist sie es eben noch nicht.“ So hätten etwa in der gerade erst beendeten Testphase der Modellregion Nordrhein/Westfalen-Lippe zwölf Prozent der teilnehmenden Praxen berichtet, sie hätten die ePA überhaupt nicht bedienen können. „Weitere 50 Prozent der Praxen meldeten massive Bedienungsschwierigkeiten.“ Auch die beteiligten Krankenhäuser hätten in der Testphase erhebliche Schwierigkeiten gehabt, so König weiter. Angesichts dieser Probleme wäre es kontraproduktiv, den Zeitdruck zu erhöhen.
AOK-Rheinland/Hamburg-Chef Wältermann sieht die ePA dagegen „unter Wert verkauft“. „Nur 2,7 Prozent unserer Kundinnen und Kunden haben dem Anlegen einer ePA widersprochen. Das ist ein großer Vertrauensvorschuss, den wir nun auch schnellstmöglich nutzen wollen.“ Dass eine verpflichtende Nutzung durch die Ärzte nicht von Beginn an umgesetzt wurde, kritisierte Wältermann. Er plädierte dafür, „jetzt voll aufs Gaspedal treten, damit das System funktioniert“.
Der eHealth-Geschäftsbereichsleiter bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Markus Holzbrecher-Morys, sieht durch die ePA in Sachen Digitalisierung den „gordischen Knoten durchschlagen“. „Die ePA ist für die Krankenhäuser der erste Anwendungsfall in der Telematik-Infrastruktur, der wirklich relevant ist. Hier machen die Kliniken gerade ganz intensiv ihre Hausaufgaben und passen quasi alle Prozesse an.“ Allerdings begrüße er die Karenzzeit bis zum verpflichtenden Start im Oktober. (omü)