Persönliche ePA-Verwendung kommt nur schleppend in Gang
Bei der Einführung der elektronischen Patientenakte für alle (ePA) klaffen allgemeine Zustimmung und konkrete persönliche Verwendung deutlich auseinander. Die gesetzlichen Krankenkassen haben für rund 70 Millionen Versicherte eine ePA zur Verfügung gestellt. Bei der Nationalen Agentur für digitale Medizin (Gematik) wurden bisher jedoch erst knapp 3,17 Millionen individuelle Gesundheits-IDs für gesetzlich und privat Versicherte registriert. „Das wird sich ab Oktober hoffentlich ändern, denn ab dann sind Ärztinnen und Ärzte gesetzlich verpflichtet, die ePA zu nutzen und mit relevanten Dokumenten zu befüllen“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, G+G.
Die elf AOKs haben laut Reimann für rund 25,78 Millionen ihrer Versicherten eine ePA angelegt. Davon hätten sich bisher etwa 200.000 für die Verwendung freischalten lassen. Bei der Techniker Krankenkasse wurden nach Angaben von Vorstandschef Jens Baas bisher 750.000 der rund elf Millionen angelegten Digitalakten aktiviert, die Barmer Ersatzkasse nannte 250.000 aktivierte bei rund 7,8 Millionen angelegten Akten. Bei einer AOK-Umfrage hatten im August letzten Jahres 77 Prozent der Befragten großes Interesse daran gezeigt, über ihre ePA künftig Arztbriefe oder Labordaten einzusehen.
Die ePA könne von Ärzten auch mit Daten befüllt und eingesehen werden, ohne dass Versicherte sich selbst angemeldet hätten, erläuterte Reimann. Ab Oktober seien die Ärzte dazu dann auch verpflichtet. Die Gematik registrierte allein in der vergangenen Woche mehr als 42,5 Millionen Zugriffe auf digitale Patientenakten durch Arzt- und Zahnarztpraxen. Mehr als 6,23 Millionen Mal wurde über die ePA der Medikamentenplan eines Patienten aufgerufen. Aktuell sind bei der Gematik 67.641 medizinische Einrichtungen als ePA-Teilnehmer registriert.
Nach Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) fehlt noch rund einem Viertel der Praxen ein Software-Modul zur ePA-Verwendung. Das sei „hochkritisch“, sagte Vorstandsmitglied Sibylle Steiner. Die Praxen bräuchten ausreichend Zeit, um die ePA in ihren Arbeitsalltag zu integrieren und „Feedback an Gematik und Hersteller zu geben, falls Verbesserungen notwendig sind“. Neben Arztpraxen beschwerten sich zuletzt auch Apotheken über eine Häufung technischer Störungen in der Telematik-Infrastruktur. Das beeinträchtige „die Akzeptanz der ePA in der Ärzteschaft derzeit erheblich“, bemängelte die KBV. (toro)