Diskussion über Einführen eines Schulfachs Gesundheit entbrannt
Vor dem Hintergrund schwindender Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung ist eine Diskussion über die Einführung eines Schulfachs Gesundheit entbrannt.
Angesichts nachlassender Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung sowie mangelnder Bewegung und ungesunder Ernährung rufen Experten dazu auf, der Vermittlung von Gesundheit mehr Raum in Schulen zu geben. Allerdings sind sie sich uneins darüber, ob dazu die Einführung eines eigenständigen Fachs notwendig sei. „Das Thema Gesundheit wird auch im größeren Kontext von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt behandelt. Die Einführung eines neuen Fachs Gesundheit konkurriert mit Forderungen nach Fächern wie Finanzen oder Lebenskunde und benötigt in Zeiten des Lehrkräftemangels zusätzlich qualifizierte Lehrkräfte“, machte Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, in der G+G deutlich. Daher sei es sinnvoller, „Gesundheit und die anderen Themen als Querschnittsthemen in den bereits vorhandenen Fächern zu stärken“.
Die Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Kiran Virmani, warnte davor, dass gerade Kinder und Jugendliche einer Vielzahl von Einflüssen sowie Falschinformationen über die sozialen Netzwerke, durch Werbung sowie Influencerinnen und Influencer ausgesetzt seien. „Hier kann Schule wirkungsvoll ansetzen und über ein Schulfach Gesundheit wissenschaftlich fundierte Grundlagen für das ganze Leben vermitteln.“ Wichtig sei dabei „die enge Verzahnung von Ernährungsbildung mit einem gesundheitsfördernden und nachhaltigen Essen in der Mensa“. Der Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin und Prävention an der Universität Hohenheim/Stuttgart, Stephan C. Bischoff, sieht die Lösung in Prävention: „Krankheitsprävention betrifft den Lebensstil, die Ernährung, die Bewegung, Nikotin- und Alkoholkonsum und gelingt am besten, wenn sie frühzeitig implementiert wird.“ Ein Schulfach Gesundheit sei „ausreichend breit aufgestellt“ – anders als zum Beispiel Ernährung – und könnte im Sinn des „One Health“- Konzepts auch Tier- und Pflanzengesundheit adressieren.
Corinna Schaefer, Vorsitzende des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz, mahnte, dass ein Fach „Gesunde Lebensführung“ die Verantwortung für gesundheitliche Risiken dem Individuum aufbürde. Jedoch seien die Hauptgründe für schlechte Gesundheit „systemisch und nur systemisch behebbar“. „Wichtiger als ein Schulfach Gesundheit wäre eine ‚gesundheitskompetente Schule‘, die Schülerinnen und Schülern gesundes Leben und Lernen ermöglicht“, verdeutlichte sie. (ts)