BMG will Nierenspenden erleichtern – auch „über-Kreuz“
Angesichts des großen Bedarfs an Organspenden will die Bundesregierung mehr Möglichkeiten zum Übertragen von Nierenspenden noch zu Lebzeiten schaffen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) legte nun einen Referentenentwurf vor, der künftig Nierenlebendspenden auch zwischen zwei Paaren „über Kreuz" ermöglichen soll, die sich nicht persönlich nahestehen. Aktuell sind diese Lebendorganspenden in Deutschland nur Verwandten, Eheleuten und anderen vorbehalten, die ein enges Verhältnis zur Empfängerin oder zum Empfänger haben. Nach dem Entwurf soll außerdem die Vorgabe aufgehoben werden, nach der Nierenspenden zu Lebzeiten nur zulässig sind, wenn kein Organ eines Verstorbenen verfügbar ist.
„Seit langer Zeit reicht die Zahl der Spendernieren nicht aus, um den Bedarf zu decken“, heißt es in dem Entwurf. Die Folge seien Wartezeiten auf Nieren Verstorbener von im Schnitt bis zu acht Jahren. Dies bringe gravierende Einschränkungen der Lebensqualität durch aufwendige Dialysebehandlungen und erhebliche Verschlechterungen des Gesundheitszustandes der Patienten mit sich. Insgesamt warteten nach den Angaben Ende 2024 rund 6.400 Menschen auf eine Spenderniere.
Der Entwurf sieht auch den Aufbau eines zentralen Programms zur anonymen Vermittlung und Durchführung der Überkreuzspende vor. Der Spenderschutz soll gestärkt, und die Aufklärungspflichten sollen erweitert werden. Spenderinnen und Spendern soll eine „Lebendspendebegleitperson“ zur Verfügung gestellt werden. Ehemalige Spender sollen – falls sie später selbst auf eine Nierentransplantation angewiesen sind – durch ein entsprechendes Punktesystem positiv im Verteilungssystem berücksichtigt werden.
Ähnliche Gesetzespläne hatte das Kabinett vor einem Jahr unter dem damaligen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg gebracht. Wegen des Bruchs der Ampelkoalition wurden sie aber nicht mehr umgesetzt. Seit März 2024 gibt es ein Online-Organspende-Register, in dem jede Person ihre Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende dokumentieren kann. Mittlerweile haben mehr als 328.000 Menschen davon Gebrauch gemacht. (ts)