Ärzte bauen auf KI und hadern mit der ePA
Ärzte und Krankenhäuser in Deutschland haben große Erwartungen an die Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen. Laut den heute veröffentlichten Ergebnissen einer Befragung des Digitalverbandes Bitkom und des Hartmannbundes werten 78 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte KI „als riesige Chance für die Medizin“ und für das Gesundheitswesen. Zwölf Prozent der Praxen oder medizinischen Versorgungszentren und 18 Prozent der Kliniken setzten KI-Verfahren bereits ein. Knapp 70 Prozent der Ärzte unterstützten laut Befragung die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA). 77 Prozent halten sich jedoch „nicht oder eher nicht ausreichend auf deren Einsatz vorbereitet“.
Die verzögerte Einführung der ePA sei „ein Paradebeispiel der verschleppten Digitalisierung in Deutschland“, kritisierte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Auch 76 Prozent der befragten Ärzte bewerten die Digitalisierung des Gesundheitswesens als zu langsam. Als Risiko betrachten sie demnach noch 16 Prozent. „81 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass digitale Technologien das medizinische Personal künftig noch stärker unterstützen werden“; erläuterte der Bitkom-Chef. „72 Prozent erwarten eine grundsätzliche Verbesserung der medizinischen Versorgung.“
Zugleich fühle sich ein knappes Drittel „von der Digitalisierung überfordert“, 22 Prozent hätten angegeben, Angst vor der Entwicklung zu haben. Die ePA-Einführung spiegele die aktuelle Situation, sagte Wintergerst. „86 Prozent glauben nicht, dass die Arbeit mit der ePA technisch reibungslos funktioniert.“ Zu jeweils über 60 Prozent befürchten die Befragten Datenmissbrauch, hadern mit dem technischen Aufwand und erwarten eine Überforderung von Ärzten und Praxispersonal. 42 Prozent gaben an, dass sowohl innerhalb der Ärzteschaft als auch bei den Patienten mangelnde Digitalkompetenz die Entwicklung bremse.
Bei der Befragung wünschten sich zwei Drittel mehr Förderung des KI-Einsatzes in der Medizin, forderten aber auch eine strenge Regulierung. Der Bitkom-Präsident mahnte in diesem Zusammenhang eine praxisnahe Umsetzung der neuen KI-Verordnung der EU in deutsches Recht an. Die Mitte 2024 in Kraft getretene Verordnung soll insbesondere KI-Risiken für die Gesundheit der EU-Bürger eingrenzen. Neben der ePA-Entwicklung müsse die Bundesregierung auch die Gesundheitsdaten-Nutzung weiter vorantreiben, betonte Wintergerst. Digitale Technologien seien „der wohl stärkste Hebel, um dem demografischen Wandel und dem zunehmenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen wirksam zu begegnen“. (toro)