Alkohol: Jeder Schluck begünstigt die Entstehung von Krankheiten
Partys, Empfänge, Geburtstage – für viele Menschen gehört Alkohol zum Feiern und zur guten Laune dazu. Doch was passiert beim Alkoholtrinken im Körper und wie bleibt man beim Feiern im Limit? Anlässlich des Weltdrogentages am 26. Juni erläutert Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband, warum Alkohol eine unterschätzte Droge ist.

Wein, Bier, Schnaps und Co. sind hierzulande sehr beliebt: Durchschnittlich 115,3 Liter alkoholische Getränke konsumierten Menschen ab 15 Jahren in Deutschland im Jahr 2023 pro Kopf und damit zwar knapp fünf Liter weniger als 2022, doch die volkswirtschaftlichen Kosten, die Alkoholkonsum verursacht, sind mit rund 57,04 Milliarden Euro pro Jahr nach wie vor hoch. Allein mehr als 16,5 Milliarden Euro davon entfallen jährlich für das Gesundheitssystem an unter anderem ärztlichen Behandlungskosten, Krankenhausaufenthalten oder Medikamenten. Dem standen beispielsweise im Jahr 2018 Einnahmen von 3,185 Milliarden Euro aus alkoholbezogenen Steuern gegenüber, im Jahr 2024 sanken die Einnahmen auf rund 2,917 Milliarden Euro.

Kokain, Heroin, Crack, Crystal Meth – an solche illegalen Substanzen denken viele, wenn es um Drogenmissbrauch und stoffgebundene Süchte geht. Die legale Droge Alkohol ist dagegen kulturell fest verankert und wird eher mit Geselligkeit in Verbindung gebracht. Doch was macht Alkohol mit dem Körper, Frau Debrodt?
Anja Debrodt: Alkohol wird über den Verdauungstrakt ins Blut aufgenommen und im gesamten Körper verteilt. Im Gehirn beeinflusst er die Informationsübertragung der Nervenzellen. Gering dosiert wirkt er anregend und stimmungssteigernd. Bei mittleren und höheren Dosierungen kann es dann aber zu Gereiztheit und Aggressionen kommen. Ein deutlich überhöhter Blutalkoholspiegel führt zu Vergiftungen, die mit Störungen von Aufmerksamkeit und Wahrnehmung einhergehen. Es kommt zu Ermüdung, im schlimmsten Fall zum Koma. Die höchste Blutalkoholkonzentration ist ungefähr nach einer halben bis einer Stunde erreicht. Abgebaut wird der Alkohol dann vor allem über die Leber – pro Stunde schafft diese etwa 0,1 Promille bei Frauen und zwischen 0,1 und 0,2 Promille bei Männern.
„Je weniger Alkohol man trinkt, desto besser für die Gesundheit.“
Ärztin im AOK-Bundesverband
Wie viel Alkohol gilt als gesundheitlich unbedenklich?
Debrodt: Genau bestimmen lässt sich das nicht – es gibt Empfehlungen, dass Frauen nicht mehr als zwölf Gramm Alkohol pro Tag trinken, also nicht mehr als ein kleines Glas Wein (0,125 Liter). Männer sollten nicht mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag trinken, das entspricht zwei kleinen Gläsern Bier je 0,3 Liter. An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte man überhaupt keinen Alkohol konsumieren. Diese Richtwerte gelten immer für gesunde Erwachsene. Grundsätzlich gilt: Je weniger Alkohol man trinkt, desto besser für die Gesundheit, denn jeder Alkoholkonsum kann in eine Alkoholabhängigkeit führen. Selbst kleinste Mengen, können die Entstehungen von Krankheiten begünstigen, etwa von Lebererkrankungen, Hirnschädigungen oder bestimmten Krebserkrankungen. Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen oder Impotenz sind weitere mögliche Folgen – je mehr Alkohol, desto höher das Risiko. Auch die sozialen Folgen des Alkohols können schwerwiegend sein und sich durch Gewaltbereitschaft und Vernachlässigung negativ auf Partnerschaft, Kinder und Freundeskreis auswirken. Zudem wird die berufliche Leistung beeinträchtigt, sodass es zu vermehrten Unfällen am Arbeitsplatz kommt.
Wann ist es ratsam, ganz auf Alkohol zu verzichten?
Debrodt: Schwangere und stillende Frauen sollten komplett auf Alkohol verzichten, da selbst kleinste Mengen schädliche Folgen für das Kind haben können. Allein durch Alkohol in der Schwangerschaft werden schätzungsweise pro Jahr rund 10.000 Kinder mit Fetalen Alkoholspektrumstörungen, kurz FASD, geboren. Folgen sind Organ- und Skelett-Fehlbildungen des ungeborenen Kindes sowie Herzfehler oder eine Schädigung des Gehirns, die sich auch auf sein weiteres Leben auswirken. FASD zählt damit zu den häufigsten vermeidbaren Behinderungen von Geburt an.
Auch Menschen, die wegen ihrer Alkoholabhängigkeit behandelt wurden und nun abstinent sind, sollten weiterhin auf Alkohol verzichten, denn das Risko für einen Rückfall ist sonst hoch. Zudem gibt es Erkrankungen, etwa Bluthochdruck, oder bestimmte Medikamente, bei denen Alkoholkonsum zu Problemen führen kann. Hier sollte immer eine ärztliche Rücksprache erfolgen. Nüchtern bleibt man am besten immer bei der Arbeit, beim Sport und im Straßenverkehr.
Was empfehlen Sie beim Umgang mit Alkohol im Alltag und bei Feiern?
Debrodt: Wer Durst hat, sollte diesen nicht mit Alkohol löschen, sondern beispielsweise mit Wasser, Saftschorlen oder Tee. Ist Alkohol bei Festen eingeschenkt, gilt es, ihn langsam zu trinken – dann hält man immer ein Glas in der Hand und bekommt nicht gleich ein neues aufgedrängt und: Öfter mal eine Runde aussetzen und zwischendurch Wasser trinken. Das gleicht auch den alkoholbedingten Flüssigkeitsverlust aus. Und wenn nach einem anstrengenden Tag, die Lust auf Bier oder Wein aufkommt, hilft es manchmal, einfach zehn Minuten zu warten und das Verlangen verschwindet vielleicht. Sinnvoll ist auch Ablenkung durch einen Spaziergang oder ein Telefonat mit Freundinnen und Freunden. Übrigens: Auf Alkohol zu verzichten, spart Kalorien!
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