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Mail kann Telefon und Fax in der Pflege ersetzen

29.08.2025 Irja Most 4 Min. Lesedauer

Die Digitalisierung soll die Arbeit in Pflegeeinrichtungen erleichtern. Eine Erprobung des E-Mailverfahrens KIM, kurz für Kommunikation im Medizinwesen, hat gezeigt, dass die Anwendung sicher und hilfreich ist – unter bestimmten Voraussetzungen.

Eine Pflegekraft schaut sich Daten auf einem Tablet an.
Sichere E-Mailverfahren sollen umständliche Kommunikation per Fax und Telefon in Pflegeeinrichtungen ablösen.

Schnell und sicher Vitaldaten übermitteln oder Arztvisiten koordinieren, um dem Faxgerät endlich ade sagen zu können: Das soll das E-Mailverfahren KIM Pflegeeinrichtungen bieten. Dass das funktionieren kann, zeigt nun der Abschlussbericht zur Erprobung in elf ambulanten und stationären Einrichtungen in der Modellregion Franken für Telematikinfrastruktur (TI) auf. Einen spürbaren Mehrwert bringe diese Form der Kommunikation allerdings nur, „wenn die Übermittlung und der Austausch von Daten sowie Dokumenten auch von anderen Einrichtungen angenommen wird“, heißt es vonseiten der Nationalen Agentur für Digitale Medizin Gematik im Bericht.

Eine Herausforderung habe daher für die teilnehmenden Einrichtungen darin bestanden, im niedergelassenen Bereich passende Partner zu finden, die ebenfalls schon KIM nutzen. Die vor fünf Jahren eingeführte Anwendung verwenden laut Gematik derzeit mehr als 160.000 medizinische Einrichtungen mit mindestens einer KIM-Adresse. Dazu zählten Arzt- und Zahnarztpraxen, Krankenhäuser, Apotheken sowie öffentlicher Gesundheitsdienst.

Blaupause für breite Implementierung

Mit dem Schritt in die Pflege soll die sektorenübergreifende Kommunikation im Gesundheitswesen auf digitalem Wege weiter verbessert werden. Ziel sei es, klassische Kommunikationswege wie Fax, Brief und Telefon durch eine sichere, standardisierte und nachvollziehbare elektronische Kommunikation zu ersetzen. So sollen Hürden, Probleme und unnötiger Bürokratieaufwand im papierbasierten Austausch zwischen Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen, Apotheken und Kostenträgern der Vergangenheit angehören. Denn die mit der Pilotierung gemachten Erfahrungen sollen als „Blaupause für die breite Implementierung in weiteren Pflegeeinrichtungen dienen“, schreiben die Autoren im Bericht.

Anwendungsfälle von E-Rezept bis Medikationsplänen

Konkret testeten die teilnehmenden Einrichtungen verschiedene Anwendungsfälle wie den Erhalt des E-Rezept-Tokens - also des digitalen Schlüssels zur Einlösung des Rezepts - per unstrukturierter KIM-Nachricht und Weiterleitung an eine Apotheke. Daneben erprobten sie die Übermittlung von Wunddokumentation oder -berichten an behandelnde Ärztinnen und Ärzte, die unstrukturierte Übermittlung von Vitaldaten oder pflegerischen Hinweisen zum Gesundheitszustand des Patienten, Anfrage und Erhalt medizinischer Vorbefunde oder Arztbriefe sowie den Empfang von Medikationsplänen zur Sicherstellung der Arzneimitteltherapiesicherheit. Auch galt es weitere Anwendungsmöglichkeiten im Versorgungsalltag herauszufinden. Dadurch erweiterten sich die Fälle um die Koordination der Arztvisite, den allgemeinen Kommunikations- und Dokumentenaustausch mit Leistungserbringern sowie die Nutzung im Abrechnungswesen mit Kranken- bzw. Pflegekassen.

In den Testläufen kamen unterschiedliche Hemmnisse zum Vorschein. Beispielsweise versendeten Arztpraxen häufig nur gescannte E-Rezept-Tokens als PDF, welche von den Pflegeeinrichtungen nicht entschlüsselt und daher die verschriebenen Medikamente nicht eingesehen werden können. Vorteile zeigten sich dem Bericht zufolge hingegen durch die Anbindung der externen Wundmanager an die TI und die Nutzung von KIM. Da sich so der gesamte Prozess der Wunddokumentation und -kommunikation noch deutlich effizienter, sicherer und nachvollziehbarer gestalten lasse. Bei der Übermittlung von Vitaldaten ergab sich zwar keine spürbare zeitliche Entlastung für die Mitarbeitenden, dafür war die Nachvollziehbarkeit der übermittelten Daten besser.

Breite Akzeptanz ist größte Herausforderung

Unter dem Strich fällt das Fazit der Gematik grundsätzlich positiv aus. „Die Pilotphase hat gezeigt, dass KIM einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung der Pflege leisten kann – insbesondere in der Kommunikation mit Ärzten und Apotheken sowie bei der Dokumentation von Patienteninformationen.“ Holprig war, dem Bericht zufolge, zunächst aber der Weg zur vollständig technischen Anbindung. Und auch die Akzeptanz ist noch nicht auf allen Seiten gegeben. „Eine Herausforderung bestand in der teils fehlenden Bereitschaft seitens der Ärzteschaft, digitale Kommunikationswege wie KIM im Versorgungsalltag zu nutzen“, bilanziert der Abschlussbericht in seinem Fazit. Hier brauche es noch eine ausgeprägtere, flächendeckendere Aufklärung über den Nutzen und die Vorteile von KIM. Auch blieben Nachrichten auf der Strecke, weil die Postfächer nicht regelmäßig überprüft wurden. Lichtblicke waren demgegenüber die Möglichkeit, KIM-Nachrichten zu Bewohnern direkt zuordnen zu können. „Der Wunsch nach einer erweiterten Nutzung von KIM, etwa für Abrechnung und Wunddokumentation, wurde vielfach geäußert, da hier ein hohes Potenzial zur Entlastung der Arbeitsabläufe gesehen wird“, heißt es im Bericht weiter.

Neben der nun erfolgten Pilotierung in Franken in der ersten Jahreshälfte sind ab Ende September weitere Tests in der TI-Modellregion Hamburg und Umland geplant. 20 Pflegeeinrichtungen sollen mit jeweils einem Kommunikationspartner aus Praxis, Apotheke beziehungsweise Krankenhaus die Anwendung erproben. Die Erkenntnisse aus der Pilotierung in Franken sollen dabei Berücksichtigung finden.

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