Blickwinkel Gesundheitssystem

Kommentar: Wahrheit als Prävention

16.10.2025 Christian Geinitz 2 Min. Lesedauer

Experten sollen die Corona-Zeit aufarbeiten. Das erfordere einen differenzierten Blick und viel Mut, wie Christian Geinitz, Wirtschaftskorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in seinem Kommentar deutlich macht.

Foto: Eine medizinische Maske, daneben spiegeln sich Äste eines Baumes.
Erkenntnisse der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie können bei zukünftigen Krisen helfen.
Porträt von Dr. Christian Geinitz, Wirtschaftskorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Dr. Christian Geinitz, Wirtschaftskorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Mit der Einsetzung der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie schlägt die Politik ein neues Kapitel auf – und das ist, trotz aller berechtigten Kritik, ausdrücklich zu begrüßen. Endlich gibt es die Gelegenheit, die hektischen Jahre der Pandemie sachlich zu analysieren, statt sie im politischen Schlagabtausch zu zerreiben. Die Kommission kann helfen, Mythen von Fakten zu trennen.

Denn so viel steht fest: Nicht alles lief falsch in der Corona-Zeit. Deutschland hat mit seinen Maßnahmen Millionen Menschenleben geschützt, die Impfkampagne war ein Erfolg, und das Gesundheitssystem blieb – trotz aller Belastungen – funktionsfähig. Dass auch Fehler gemacht wurden, ist unbestritten. Die Kommission ist gerade deshalb wichtig: Sie kann zeigen, was gelungen ist, und wo nachgebessert werden muss – etwa bei der Digitalisierung, der Risikokommunikation oder dem Föderalismus. 

„Die Kommission kann zum Vorbild für eine lernfähige Demokratie werden.“

Dr. Christian Geinitz

Wirtschaftskorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Offen muss auch über politische Versäumnisse und finanzielle Schäden gesprochen werden, etwa Fehler in der Masken- und Impfstoffbeschaffung oder in der Infrastruktur und in der Abrechnung der Corona-Tests. Die Kommission sollte sich jedoch nicht im Klein-Klein oder in parteipolitischen Schuldzuweisungen verlieren. Sie muss Lehren für die Zukunft ziehen, und zwar auf Basis von Fakten, nicht von Emotionen. Sie darf nicht nur Defizite benennen, sondern muss auch den Mut haben, gelungene Aspekte hervorzuheben und daraus Empfehlungen abzuleiten.

Sicher, der Zeitpunkt ist spät. Doch besser spät als nie. Die Pandemie hat tiefe Spuren hinterlassen, gesellschaftlich wie wirtschaftlich. Jetzt besteht die Chance, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Kommission kann so zum Vorbild für eine lernfähige Demokratie werden, wenn sie den Mut zur Ehrlichkeit und Differenzierung aufbringt. Wahrheit ist die beste Prävention.

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