Interview Gesundheitssystem

„Routinedaten schaffen Qualitätstransparenz“

18.09.2025 Stefanie Roloff 2 Min. Lesedauer

Der langjährige Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, Jürgen Klauber, zieht zum Eintritt in den Ruhestand Bilanz.

Foto: Porträt von Jürgen Klauber, ehemaliger Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.
Jürgen Klauber war von 2002 bis zu seinem Ruhestand 2025 Geschäftsführer des WIdO.

Wie steht es um die Qualitätstransparenz in der Gesundheitsversorgung, etwa im Krankenhausbereich?

Jürgen Klauber: Seit der Einführung des Fallpauschalensystems folgten viele Bemühungen, Versorgungsqualität besser zu erfassen. Wir haben seinerzeit begonnen, eine routinedatenbasierte und sektorenübergreifende Qualitätsmessung für die stationäre Versorgung, das QSR-Verfahren, zu entwickeln. Zusammen mit der AOK-Gemeinschaft wurden Instrumente für Patienten, Kliniken und Ärzte bereitgestellt: Der AOK-Krankenhausnavigator, der Klinikbericht und Informationen für einweisende niedergelassene Ärzte. Wir haben wissenschaftliche Impulse für das Handeln von Selbstverwaltung und Politik gesetzt, zuletzt in die Arbeit der Regierungskommission für die aktuelle Krankenhausreform eingebracht.

Und in der Langzeitpflege?

Klauber: Auch hier gilt es aufwandsarme Qualitätsmessung voranzubringen. Im Projekt QCare wurden berufsgruppen- beziehungsweise sektorenübergreifende Qualitätsindikatoren für die stationäre Langzeitpflege entwickelt. Schnittstellen zur ärztlichen Versorgung und zum Krankenhaus werden in den Blick genommen. Gegenwärtig erfolgt ein Praxistest in Pflegeheimen. Ein Ausbau für die ambulante Langzeitpflege ist geboten.

Was sagen Sie zum Stand der Qualitätsmessung in der ambulanten Versorgung?

Klauber: Auch in der ambulanten Versorgung lässt sich Qualität auf Basis von Routinedaten erfassen. Ist etwa die Medikation eines Herzpatienten oder eines Diabetikers leitliniengerecht? Erfolgen notwendige Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen in den gebotenen Abständen? Hier hat die AOK-Gemeinschaft mit dem Projekt QuATRo (Qualität in Arztnetzen – Transparenz mit Routinedaten) Impulse gesetzt.

Foto: Sehr viele bunte Legosteine liegen aufeinander.
Versorgungsqualität lässt sich messen – und das sogar, ohne bei den Leistungserbringern zusätzliche Zahlen zu erheben. Was wir über unser Gesundheits- und Pflegesystem mithilfe bereits vorhandener Daten sagen und wie wir diese noch besser einsetzen können, klären die Autoren der neuen G+G Wissenschaft.
18.09.2025Ines Körver3 Min
Foto: Podiumsdiskussion im AOK-Bundesverband am 10.9.25: von links: Tina Rudolf, Staatssekretärin im Gesundheitsministerium Thüringen, Dr. Stephan Pilsinger (CSU), MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss, Ates Gürpinar (Die Linke), MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss, Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Lisa Braun (Moderatorin).
Beim WIdO-Symposium diskutierten Politiker und Wissenschaftler über die Zukunft der Versorgungsqualität in Deutschland. Themen waren die Krankenhausreform, die Rolle von Routinedaten und der Abschied von Jürgen Klauber, der das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) über Jahrzehnte geprägt hat.
11.09.2025Frank Brunner3 Min

Es nutzt gleichsam routinedatenbasierte Qualitätsindikatoren (QISA). Wo sehen Sie die Stellschrauben, um die Qualität der Gesundheitsversorgung weiter zu verbessern?

Klauber: Entscheidend ist die Strukturgestaltung. Die sektoralen Brüche in der Prävention und Früherkennung beziehungsweise Versorgung von Krankheit und Pflegebedürftigkeit sind oft Quelle von Beschwerden. Für eine qualitativ gute und wirtschaftliche Versorgung muss es darum gehen, die Vernetzung im Gesundheitswesen weiter zu stärken sowie Versorgungsbrüche und Ineffizienzen durch Strukturgestaltung zu überwinden. Etwa in der Langzeitpflege kommt es darauf an, dass ein gutes Zusammenspiel von Pflege, Arzneitmittelherapie, ambulanter ärztlicher und stationärer Behandlung vorliegt. Die Schaffung von Qualitätstransparenz auf Basis von Routinedaten ist hier wegweisend und ermöglicht einen aufwandsarmen und sektorenübergreifenden Blick auf Qualität.

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