Artikel Gesundheitssystem

Debatte: Digitale Technik für alle Generationen

18.09.2025 Regina Görner 2 Min. Lesedauer

Eine „Digital only“-Strategie im Gesundheitswesen benachteiligt nicht zuletzt ältere Menschen, sagt Regina Görner. Sie fordert, analoge Alternativen zu erhalten und digitale Zugänge zu erleichtern.

Eine herausgezogene Schublade mit vielen verschiedenfarbigen physischen Akten.
Menschen mit geringer Digitalkompetenz könnten durch die Digitalisierung vom Zugang zu Leistungen und Daten ausgeschlossen werden.
Foto: Porträt von Dr. Regina Görner, Vorsitzende der BAGSO–Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen.
Dr. Regina Görner, Vorsitzende der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen

Ob elektronische Patientenakte (ePA), E-Rezept oder Terminbuchungsportale: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran. Das ist gut so. Doch wer digitale Geräte nicht bedienen kann, wird ausgeschlossen. Und auch wer das kann, wird nur profitieren, wenn die Digitalisierung ihre Vorzüge tatsächlich ausspielt: leichter, aber sicherer Zugang zu Daten, Übersichtlichkeit und einfacher Umgang. Nur gute Technik macht unser aller Leben leichter und entlastet unsere Versorgungssysteme.

Auch im Gesundheitswesen hängen Anbieter und Nutzer in endlosen Warteschleifen, haben mit unzulänglichen Apps oder verwirrenden Nutzeroberflächen zu tun. Technik muss dem Menschen dienen, vor allem da, wo unsere Rechte als
Bürgerinnen und Bürger betroffen sind, etwa beim Zugang zu gesundheitlicher Versorgung. Wer da „Digital only!“ – also nur noch digitale Zugänge zu öffentlichen Dienstleistungen – fordert, hat nicht verstanden, worum es geht. Analoge Angebote müssen gerade im Gesundheitswesen solange zwingend erreichbar sein, wie Digitalisierung Hürden aufbaut, statt sie einzureißen. 

„Nur gute Technik macht unser aller Leben leichter und entlastet Versorgungssysteme.“

Dr. Regina Görner

Vorsitzende der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und ehemalige Sozialministerin des Saarlands

Darüber hinaus braucht es viel mehr Angebote für Qualifizierung, denn jeder weiß, wie wenig selbsterklärend digitale Technik ist. Vor allem ist ein Umdenken bei den Anbietern digitaler Geräte und Anwendungen erforderlich. Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen setzt sich deshalb dafür ein, dass mindestens für eine Übergangszeit analoge Zugangswege erhalten bleiben. Gleichzeitig müssen Menschen mit geringer Digitalkompetenz Zugang zu digitaler Technik bekommen. 

Da ist nicht nur der Staat gefragt. Bonusprogramme sollen Digitalisierung schmackhaft machen. Aber im Gesundheitswesen gibt es wichtigere Ziele: Menschen zu versorgen. Wenn es um Compliance geht, muss Zugänglichkeit oberstes Ziel sein. Warum muss jede Kasse ihre eigene ePA haben, ihre eigene Begrifflichkeit, ihre eigenen Symbole? Das belastet nicht nur das Personal in Arztpraxen, sondern erhöht die Verwirrung in den Köpfen der Nutzerinnen und Nutzer, reduziert ihre Bereitschaft, sich adäquat zu verhalten und kostet so am Ende mehr.

ein Mann mittleren Alters steht am Tresen einer Praxis und gibt einer Arzthelferin seine Krankenkassenkarte
Griffbereite Behandlungsdaten, weniger Doppeluntersuchungen, ein reibungsloser Informationsfluss zwischen Arztpraxen, Kliniken und Apotheken – die elektronische Patientenakte (ePA) soll die Gesundheitsversorgung effizienter und transparenter machen. Inzwischen haben die Krankenkassen über 70 Millionen gesetzlich Versicherte mit einer digitalen Akte…
26.02.2025Maria Sinjakowa3 Min

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