Debatte: Digitale Technik für alle Generationen
Eine „Digital only“-Strategie im Gesundheitswesen benachteiligt nicht zuletzt ältere Menschen, sagt Regina Görner. Sie fordert, analoge Alternativen zu erhalten und digitale Zugänge zu erleichtern.


Ob elektronische Patientenakte (ePA), E-Rezept oder Terminbuchungsportale: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran. Das ist gut so. Doch wer digitale Geräte nicht bedienen kann, wird ausgeschlossen. Und auch wer das kann, wird nur profitieren, wenn die Digitalisierung ihre Vorzüge tatsächlich ausspielt: leichter, aber sicherer Zugang zu Daten, Übersichtlichkeit und einfacher Umgang. Nur gute Technik macht unser aller Leben leichter und entlastet unsere Versorgungssysteme.
Auch im Gesundheitswesen hängen Anbieter und Nutzer in endlosen Warteschleifen, haben mit unzulänglichen Apps oder verwirrenden Nutzeroberflächen zu tun. Technik muss dem Menschen dienen, vor allem da, wo unsere Rechte als
Bürgerinnen und Bürger betroffen sind, etwa beim Zugang zu gesundheitlicher Versorgung. Wer da „Digital only!“ – also nur noch digitale Zugänge zu öffentlichen Dienstleistungen – fordert, hat nicht verstanden, worum es geht. Analoge Angebote müssen gerade im Gesundheitswesen solange zwingend erreichbar sein, wie Digitalisierung Hürden aufbaut, statt sie einzureißen.
„Nur gute Technik macht unser aller Leben leichter und entlastet Versorgungssysteme.“
Vorsitzende der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und ehemalige Sozialministerin des Saarlands
Darüber hinaus braucht es viel mehr Angebote für Qualifizierung, denn jeder weiß, wie wenig selbsterklärend digitale Technik ist. Vor allem ist ein Umdenken bei den Anbietern digitaler Geräte und Anwendungen erforderlich. Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen setzt sich deshalb dafür ein, dass mindestens für eine Übergangszeit analoge Zugangswege erhalten bleiben. Gleichzeitig müssen Menschen mit geringer Digitalkompetenz Zugang zu digitaler Technik bekommen.
Da ist nicht nur der Staat gefragt. Bonusprogramme sollen Digitalisierung schmackhaft machen. Aber im Gesundheitswesen gibt es wichtigere Ziele: Menschen zu versorgen. Wenn es um Compliance geht, muss Zugänglichkeit oberstes Ziel sein. Warum muss jede Kasse ihre eigene ePA haben, ihre eigene Begrifflichkeit, ihre eigenen Symbole? Das belastet nicht nur das Personal in Arztpraxen, sondern erhöht die Verwirrung in den Köpfen der Nutzerinnen und Nutzer, reduziert ihre Bereitschaft, sich adäquat zu verhalten und kostet so am Ende mehr.
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