Kliniken im demografischen Wandel
Die Boomer stehen vor der Pforte. Der Krankenhaus-Report 2025 aus dem Wissenschaftlichen Institut der AOK zeigt auf, wie sich Kliniken auf die steigende Zahl hochbetagter Patientinnen und Patienten einstellen können.

Hochbetagte Menschen im Krankenhaus sind eine besonders vulnerable Patientengruppe. Sie sind oft multimorbid und haben häufiger geriatrische oder demenzielle Erkrankungen als jüngere Menschen. Dies stellt die Kliniken vor spezifische Herausforderungen, sei es in der Notfallversorgung oder auf der Normal- und der Intensivstation, sowohl mit Blick auf die ärztliche wie auch die pflegerische Versorgung und die Versorgungskette insgesamt. Deshalb nimmt sich der Krankenhaus-Report 2025 in seinem Schwerpunkt der Versorgung Hochaltriger an.
Klinikaufenthalte reduzieren
Die durchschnittlichen Kosten der Versorgung von hochbetagten Menschen im Krankenhaus sind hoch: Sie beanspruchen häufig mehr medizinische Leistungen, verweilen länger im Krankenhaus und benötigen oft spezialisierte Therapien und Rehabilitation. Die gleichzeitige Behandlung mehrerer chronischer Krankheiten kann zusätzlich den Bedarf an Medikamenten, diagnostischen Verfahren und Pflegeleistungen erhöhen.
Ob und inwiefern die Alterung der Bevölkerung zu einer massiven Ausweitung der stationären Ressourcennutzung führt, muss empirisch überprüft werden. Die Untersuchungen im Krankenhaus-Report liefern hier wichtige Erkenntnisse. Sie zeigen, dass mit einem Anstieg der Morbidität zu rechnen ist, aber kein Grund für Fatalismus oder Resignation besteht. So belegen die Analysen von Professor Jonas Schreyögg und seinem Mitautor, dass in der vorpandemischen Dekade nur ein geringer Teil des stationären Fall- beziehungsweise Ausgabenwachstums auf nachfrageseitige Faktoren (insbesondere die Veränderung der Morbidität sowie die Altersstruktur) zurückzuführen ist. Entscheidender für die beobachteten Steigerungen sind angebotsseitige Faktoren. Es bestehen demnach Gestaltungsperspektiven, die dringend genutzt werden müssen. Ohne Anpassung der Versorgung von hochaltrigen Menschen im Krankenhaus ist mit massiven Ausgabensteigerungen zu rechnen. Das arbeitet Professor Friedrich Breyer in seinem Beitrag zum Report heraus.
Es besteht die Notwendigkeit, die medizinischen und pflegerischen Versorgungsstrukturen zu gestalten, um der wachsenden Zahl älterer Patientinnen und Patienten gerecht zu werden und die personellen und finanziellen Ressourcen des Gesundheitswesens nicht zu überdehnen. Professor Clemens Becker und seine Mitautoren zeigen auf, dass dabei auf Erfahrungen aus dem europäischen Ausland zurückgegriffen werden kann – zum Beispiel, wenn es darum geht, die medizinische Versorgung in anderen Sektoren zu stärken, um Krankenhausaufenthalte zu reduzieren und zugleich bessere oder gleichwertige gesundheitliche Ergebnisse zu erzielen.
Wissen vermitteln
In der Versorgung Hochbetagter stellen die Multimorbidität, aber auch Demenz, Verwirrtheit und Fragilität besondere medizinische und pflegerische Herausforderungen dar. Sie werden aktuell zu wenig berücksichtigt. Künftig sollten Schulungen und die Vermittlung von Wissen den Beschäftigten im Umgang mit herausforderndem Verhalten Handlungssicherheit geben. Dabei ist kritisch zu hinterfragen, dass derzeit der überwiegende Teil geriatrischer Patienten in rein internistischen und chirurgischen Abteilungen versorgt wird.
Die Analysen zeigen zudem dysfunktionale Schnittstellen zwischen den Sektoren auf. Diese lassen sich sowohl beim Übergang vom Krankenhaus in die stationäre geriatrische Rehabilitation wie auch in die Altenpflege beobachten. Sie drücken sich häufig in „Drehtüreffekten“ sowie in pflege-sensitiven Krankenhausfällen aus, die bei optimaler ambulanter und pflegerischer Versorgung vermeidbar sind. Insbesondere in häufigen Indikationen, wie beispielsweise Herzinsuffizienz, COPD/Asthma oder Diabetes, bestehen bei Hochbetagten Versorgungsdefizite.
Eine bessere primärärztliche Versorgung, eine reibungslose Verzahnung und Integration der Behandlungsketten sowie die Harmonisierung der Anreize können dazu beitragen, Krankenhausbehandlungen und -aufenthalte zu vermeiden. Dabei sind auch die Bedingungen im häuslichen Umfeld und in der stationären Altenpflege zu berücksichtigen.
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