G+G Kassentreffen: Positiv über den Pflegeberuf sprechen
Die achte Podcast-Folge vom „G+G Kassentreffen – Wer kommt, was geht?": Zu Gast ist Katrin Staffler, Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung.

„Hochkompetent“ seien die Pflegekräfte in Deutschland ohnehin schon heute, sagt Katrin Staffler. „Wenn’s uns gelingt, dass das so bleibt und wir darüber hinaus es schaffen, das Berufsbild noch attraktiver zu machen, dann glaube ich haben wir viel gewonnen.“ Dazu gehöre allerdings, „dass wir mal positiv über das Berufsbild sprechen.“ Die Pflege an sich zu stärken „wäre ein großer Wunsch“, ergänzt Staffler. „Wenn’s uns dann gelingt, dass wir das ganze System – und ich nenn‘ das absichtlich als Letztes, weil die ersten beiden Punkte mir deutlich wichtiger sind – finanziell tragfähig aufzustellen, dass es auch langfristig tragfähig ist, dann haben wir echt gewonnen.“
Knappe Kassen, Fachkräftemangel und künftig auch weniger pflegende Angehörige, die zumeist heute oft an ihre physischen und psychischen Grenzen stoßen: Dass sie hier nicht über weniger als die Quadratur des Kreises spricht, ist Staffler nur zu bewusst – besonders, wenn es um die Pflege daheim geht. „Die allerallermeisten sagen doch, sie wünschen sich, dass das irgendwie zu Hause funktionieren kann“, weiß die Mutter eines Sohnes aus der eigenen Familie. Als ihre Großeltern pflegebedürftig wurden, kam sie wie so viele andere das erste Mal mit dem Thema in Berührung. Seitdem weiß die 43-Jährige auch um die Herausforderungen: „Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die es den Familien ermöglichen, diesen Weg auch zu gehen.“
Kompetenzen der Pflegekräfte erweitern
Viele Dinge funktionierten heute in der Praxis nicht, wie sie sollten. Beispiel: der gesetzliche Anspruch auf Tages- oder Kurzzeitpflege. Wenn es die Einrichtungen nicht gebe, „da bringt mir der Anspruch auf dem Papier nix“, kritisiert Staffler. „Es gibt viele Möglichkeiten, wo wir über eine bessere Verzahnung von ehrenamtlichen Angeboten mit professioneller Pflege, mit dem, was es an Strukturen vor Ort gibt, sehr viel mehr erreichen könnten.“ Die Pflegebevollmächtigte beschreibt hier ziemlich genau, das Konzept von Caring Communities, das die AOK unterstützt, und wovon sich vieles auch im geplanten Gesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege wiederfindet.
Anfang September hat die Bundesregierung den Gesetzentwurf in erster Lesung in den Deutschen Bundestag eingebracht. Er unterscheidet sich im Kern kaum vom Entwurf eines Pflegekompetenzgesetzes (PKG), das die Ampel-Regierung vor ihrem Aus bereits vorgelegt hatte. Pflegepersonal soll mehr Befugnisse erhalten, auch mehr medizinisch relevante Entscheidungen treffen dürfen und ärztliches Personal somit entlasten. Für die Pflegebevollmächtigte fast schon so etwas wie ein Meilenstein. „Hätte man so ein Gesetz vor zehn, 20 Jahren auf den Weg gebracht, wäre wahrscheinlich der Aufschrei aus der Ärzteschaft größer gewesen.“ Inzwischen besinne man sich stärker darauf, wer denn welche Kompetenzen habe. „Wer die Kompetenzen hat, sollte sie auch ausführen. Und wenn wir uns unsere Pflegekräfte anschauen, die sind unglaublich gut ausgebildet.“
Pflege durch Digitalisierung entlasten
Katrin Staffler ärgert es sehr, dass noch nicht jede Pflegekraft und noch nicht überall zeigen darf, was sie kann, weil es die Gesetzeslage derzeit nicht hergibt. Beispiel: ein verstopfter Dauerkatheter in einer vollstationären Einrichtung. Die Pflegekraft in der Einrichtung dürfe das Problem ohne ärztliche Aufsicht nicht lösen, obwohl sie es vielleicht könnte. Die Folge: Transport in die Notaufnahme einer Klinik, wo es die Pflegekraft dann dürfe, weil die Anwesenheit eines Arztes oder einer Ärztin dort vorausgesetzt werde. Danach: Rücktransport ins Pflegeheim. „Es kostet einen Haufen Geld. Es ist extrem zeitaufwändig, und es ist überhaupt keine gute pflegerische Versorgung für den Pflegebedürftigen“, kritisiert Staffler. Für den sei es im Zweifel viel einfacher und weniger stressbehaftet, wenn es einfach die Pflegekraft in der Einrichtung machen könnte.
Mit Linda Peikert und Ralf Breitgoff spricht Katrin Staffler auch darüber, wie und wo die Digitalisierung die Pflege bei der Bürokratie entlasten und am Bett verbessern kann. Wo der Beruf noch attraktiver werden kann und warum Prävention so wichtig ist. Außerdem zieht sie fünf Jahre nach Einführung der generalistischen Pflegeausbildung eine Bilanz und erklärt wie, wie sie ihr Amt als Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung versteht – vor allem, warum sie nicht ohnmächtig ist, obwohl sie niemanden einstellen kann und auch nicht übers Geld bestimmt.
Datenschutzhinweis
Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.
Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.