Der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz

Wie lässt sich die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken? Der "Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz" beschreibt detailliert, was dafür nötig ist, und liefert konkrete Empfehlungen.

Eine Mutter fragt ihre junge Tochter Unterrichtsstoff aus der Schule ab.

Eckpunkte zur Stärkung der Gesundheitskompetenz

Die Grafik zeigt das Cover des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz. Auf weißem Hintergrund sind gerundete Flächen in unterschiedlichen Grüntönen angeordnet.
Der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz

Nach dem Vorbild anderer Länder haben anerkannte Gesundheitsexpertinnen und -experten auch für Deutschland einen "Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz" entwickelt und mit Vertretern aus Politik, Praxis und Gesellschaft diskutiert. Der Aktionsplan beschreibt detailliert die Rahmenbedingungen und Leitplanken für eine systematische Stärkung und Förderung der Gesundheitskompetenz in Deutschland. Er wurde von der Universität Bielefeld, der Hertie School of Governance und dem AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverband gemeinsam herausgegeben und von der Robert-Bosch-Stiftung und dem AOK-Bundesverband finanziell unterstützt. Am 19. Februar 2018  nahm der damalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe den "Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ entgegen. 

Die gesellschaftliche Entwicklung lässt erwarten, dass die Bedeutung einer adäquaten Gesundheitskompetenz und ihrer Förderung in Zukunft weiter zunehmen wird. Zum einen werden die Menschen auf der individuellen Ebene bei der Sorge um ihre Gesundheit vor wachsende Herausforderungen gestellt, die sich unter anderem aus dem Anstieg der Lebenserwartung, der Zunahme chronischer Erkrankungen und dem Wandel der Patientenrolle ergeben. Zum anderen spielen neben der zunehmenden Komplexität des Gesundheitssystems auch sich wandelnde gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle; zu nennen sind hier zum Beispiel eine wachsende soziale Ungleichheit, die kulturelle Diversifizierung der Gesellschaft und die Informationsflut in der digitalen Informations- und Wissensgesellschaft.

Fünf zentrale Prinzipien

Bei der Entwicklung des "Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz" wurden fünf zentrale Prinzipien herausgearbeitet, die bei der Umsetzung des Plans und bei der Förderung der Gesundheitskompetenz zu berücksichtigen sind und Voraussetzungen für das Gelingen guter Praxis darstellen:

  • Soziale und gesundheitliche Ungleichheit verringern
  • Individuelle und strukturelle Bedingungen verändern
  • Teilhabe ermöglichen
  • Chancen der Digitalisierung nutzen
  • Kooperation aller Akteure herstellen

Der "Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz" umfasst konkrete Empfehlungen zur Steigerung der Gesundheitskompetenz; diese sind in vier Handlungsfelder unterteilt:

Im ersten Teil werden mit der Lebenswelt insbesondere das persönliche Lebensumfeld und die Alltagssituationen adressiert. Dazu gehören das Erziehungs- und Bildungssystem, der Arbeitsplatz, die Kommune, aber auch der individuelle Umgang mit Gesundheitsinformationen und das Konsum- und Ernährungsverhalten.

Im zweiten Teil werden die Anforderungen durch das Gesundheitssystem und dessen mangelnde Nutzerorientierung in den Fokus gestellt. Die Notwendigkeit einer Navigationsunterstützung wird genauso angesprochen wie die Steigerung der Gesprächsqualität der Gesundheitsprofessionen. Ebenso erforderlich ist die nutzerfreundliche Gestaltung von Gesundheitsinformationen. Zentraler und elementarer Anker in diesem Feld ist die Partizipation und Einbindung der jeweiligen Zielgruppe.

Das Leben mit chronischer Erkrankung stellt hohe Anforderungen an die Gesundheitskompetenz und das Selbstmanagement. So wird im dritten Teil zum einen die Integration der Gesundheitskompetenz in die Versorgung von chronisch erkrankten Menschen empfohlen und zum anderen neben dem notwendigen Selbstmanagement die Steigerung der Gesundheitskompetenz zur Bewältigung des Alltags mit chronischer Erkrankung gefordert.

Der vierte Teil widmet sich schließlich der Forschung zum Thema Gesundheitskompetenz.

15 Empfehlungen zur Steigerung der Gesundheitskompetenz

In 15 übergeordneten Empfehlungen, die wiederum mit insgesamt 64 konkreten Einzelempfehlungen unterlegt sind, wird der Rahmen zur Steigerung der Gesundheitskompetenz in Deutschland abgesteckt:

  • Das Erziehungs- und Bildungssystem in die Lage versetzen, die Förderung von Gesundheitskompetenz so früh wie möglich im Lebenslauf zu beginnen
  • Die Gesundheitskompetenz im Beruf und am Arbeitsplatz fördern
  • Die Gesundheitskompetenz im Umgang mit Konsum- und Ernährungsangeboten stärken
  • Den Umgang mit Gesundheitsinformationen in den Medien erleichtern
  • Die Kommunen befähigen, in den Wohnumfeldern die Gesundheitskompetenz ihrer Bewohner zu stärken 

  • Gesundheitskompetenz als Standard auf allen Ebenen im Gesundheitssystem verankern 

  • Die Navigation im Gesundheitssystem erleichtern, Transparenz erhöhen und administrative Hürden abbauen
  • Die Kommunikation zwischen den Gesundheitsprofessionen und Nutzern verständlich und wirksam gestalten
  • Gesundheitsinformationen nutzerfreundlich gestalten
  • Die Partizipation von Patienten erleichtern und stärken
  • Gesundheitskompetenz in die Versorgung von Menschen mit chronischer Erkrankung integrieren
  • Einen gesundheitskompetenten Umgang mit dem Krankheits- geschehen und seinen Folgen ermöglichen und unterstützen 

  • Fähigkeit zum Selbstmanagement von Menschen mit chronischer Erkrankung und ihren Familien stärken
  • Gesundheitskompetenz zur Bewältigung des Alltags mit chronischer Erkrankung fördern
  • Die Forschung zur Gesundheitskompetenz ausbauen