Wie krank sind die Erwerbstätigen in Stuttgart?
AOK-Gesundheitsbericht 2024

Stuttgart. Der Gesundheitsbericht der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Stuttgart-Böblingen liefert detaillierte Einblicke in das Krankheitsgeschehen der AOK-versicherten Erwerbstätigen im Stadtkreis Stuttgart. Die Daten zeigen, dass im Jahr 2024 der durchschnittliche Krankenstand Der Krankenstand beziffert die Zahl der arbeitsunfähig geschriebenen Kranken bezogen auf 100… von 5,6 % im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert geblieben ist (2023: 5,5 %) und weiterhin unter dem bundesweiten Durchschnitt von 6,5 % liegt. Damit ist der Krankenstand in Stuttgarter Betrieben stabil. Die Atemwegserkrankungen sind weiterhin Spitzenreiter, während die psychischen Krankheitsfälle stetig zunehmen. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es zentral, die Gesundheit der Mitarbeitenden aktiv zu schützen und gezielt zu fördern“, so Jürgen Weber, stellvertretender Geschäftsführer der AOK Stuttgart-Böblingen.
Stuttgart behauptet sich als eine der gesünderen Wirtschaftsregionen in Baden-Württemberg. Im direkten Vergleich mit den fünf größten Städten im Bundesland schneidet die Landeshauptstadt sehr gut ab:
Der Krankenstand in Stuttgarter Betrieben lag im Jahr 2024 bei 5,6 % (2023: 5,5 %), deutlich unter dem Krankenstand aller AOK-versicherten Beschäftigten in Baden-Württemberg (6,0 %) und dem bundesweiten Krankenstand von 6,5 %.
Unter den fünf größten Städten Baden-Württembergs rangiert Stuttgart gleichauf mit Freiburg (5,6 %) und hat einen niedrigeren Krankenstand als Mannheim (6,7 %), Karlsruhe (6,0 %) und Heidelberg (6,3 %). Einen noch niedrigeren Krankenstand haben beispielsweise Waldshut (5,1 %), der Bodenseekreis (5,2 %), der Landkreis Freudenstadt (5,4 %) sowie der Landkreis Böblingen (5,5 %). „Das Ergebnis verdeutlicht, dass Stuttgart – trotz hoher urbaner Dichte und starker Wirtschaftsleistung – mühelos mit Städten wie Freiburg und der Bodensee-Region, die für ihre herausragende Lebensqualität bekannt sind, mithalten kann“, so Jürgen Weber.
Krankheitsdaten im Detail
Im vergangenen Jahr meldeten sich 61,5 % der im Stadtkreis Stuttgart beschäftigten AOK-Versicherten mindestens einmal krank – ein Wert, der leicht unter den Durchschnittszahlen aus Baden-Württemberg (63,4 %) und Deutschland (63,6 %) liegt. Die durchschnittliche Krankheitsdauer betrug 9,4 Kalendertage (2023: 9,5 Tage; Baden-Württemberg 2024: 9,9 Tage, Deutschland 2024: 10,5 Tage).
Besonders auffällig ist der weiterhin hohe Anteil an Erkrankungen der Atemwege: Sie machten 2024 mit 31 % den größten Anteil aller Arbeitsunfähigkeits-Fälle (AU-Fälle) aus (2023: 30,2 %), gefolgt von Muskel- und Skeletterkrankungen (12,6 %; 2023: 12,2 %) und Verdauungsbeschwerden (5,7 %; 2023: 5,6 %).
Psychische Erkrankungen lagen mit 4,9 % an vierter Stelle aller Arbeitsunfähigkeitsfälle, verursachten jedoch mit 13,7 % einen beachtlichen Teil aller Fehltage. Im Jahr 2023 betrug der Anteil an den AU-Tagen noch 13,0 %, während der Anteil an den AU-Fällen bei 4,7 % lag.
Auch Langzeiterkrankungen, also Arbeitsunfähigkeiten, die länger als sechs Wochen andauern, spielten erneut eine große Rolle: Obwohl sie nur 2,5 % der Fälle ausmachten, verursachten sie fast 33 % aller Fehltage. „Langzeit-
Arbeitsunfähigkeiten – also Krankschreibugen, die über 42 Tage anhalten, entstehen meist durch chronische oder schwerwiegende Erkrankungen – am häufigsten durch psychische Erkrankungen, wie Depressionen sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates, zum Beispiel Rückenprobleme“, erklärt Sarah Kilian, Koordinatorin für Prävention Prävention bezeichnet gesundheitspolitische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen,… in Lebenswelten und Analystin des AOK-Gesundheitsberichts.
„Der stetig steigende Anteil, den die psychischen Erkrankungen an allen Krankschreibungen und Fehltagen einnehmen, ist prägnant“, sagt Jürgen Weber und ergänzt: „Präventive Maßnahmen zur Stärkung der psychischen Gesundheit, sowohl im beruflichen Alltag als auch darüber hinaus, bleiben unabdingbar.“
Der höchste Krankenstand wurde im Winter (Januar/Februar) sowie im Herbst (Oktober/November) registriert. „Das sind für gewöhnlich die Zeiträume, in denen erfahrungsgemäß vermehrt Erkältungsfälle auftreten“, sagt Sarah Kilian.
Interessantes zeigt sich bei der Branchenanalyse: So wies der Bereich Öffentliche Verwaltung/Sozialversicherung Die Sozialversicherung in ihrer heutigen Form geht auf die "Kaiserliche Botschaft" von 1881 und die… mit 7,1 % den höchsten Krankenstand auf, den niedrigsten Krankenstand hatten Beschäftigte in Banken/Versicherungen: Hier liegt die Quote bei 3,8 %. Insgesamt entfielen auf jedes AOK-Mitglied in den Betrieben in der Landeshauptstadt im Schnitt 20,5 AU-Tage in einem Jahr - ein Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert (20,2 AU-Tage).
Zusätzlich stieg die Anzahl der Krankschreibungen: Im Jahr 2024 kamen auf 100 Versichertenjahre 218 Arbeitsunfähigkeitsmeldungen – im Vergleich dazu lag der Vorjahreswert bei 212,6 Meldungen (+ 2,5 %). Männer sowie Frauen im Alter von 60 bis 64 Jahren wiesen mit 9,2 % beziehungsweise 8,9 % den höchsten Krankenstand auf. In der Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen hatten Frauen mit 7,9 % einen leicht höheren Wert als Männer (7,6%).
Für die AOK sind die AU-Berichte eine wichtige Planungsgrundlage, weil sie aufzeigten, wo der Schuh drücke und wie die Gesundheitskasse ihre finanziellen, organisatorischen und personellen Ressourcen einsetzen müsse, erklärt Jürgen Weber: „Bei der Auswahl der Präventionsmaßnahmen in unseren Gesundheitszentren und in den Betrieben orientieren wir uns gezielt an den Ergebnissen des Gesundheitsberichts und stellen unser Produktportfolio bedarfsorientiert zusammen. Ein Beispiel: Da die Muskel- und Skeletterkrankungen, hauptsächlich Rückenerkrankungen, lange Fehlzeiten verursachen, setzen wir in unseren Gesundheitszentren mit dem AOK-RückenKonzept einen besonderen Schwerpunkt.“ Hinter dem Konzept stehe ein wissenschaftlich fundiertes Trainingsprogramm für die Rumpf-, Nacken- und Schultergürtelmuskulatur, so der stellvertretende Geschäftsführer.
Neben den betriebswirtschaftlichen Herausforderungen durch Kurz- oder Langzeiterkrankungen legen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zunehmend Wert auf ein gesundheitsorientiertes Arbeitsumfeld, berichtet Sarah Kilian aus ihren Erfahrungen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. „In Zeiten, in denen Work–Life-Balance und individuelle Gesundheitsaspekte immer bedeutender werden, steht das Engagement des Arbeitgebers in diesen Bereichen im Fokus. Ein Arbeitgeber, der in präventive Maßnahmen investiert, stärkt nicht nur die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten, sondern verbessert zugleich sein Arbeitgeberimage und sichert langfristig die Mitarbeiterbindung“, so Kilian weiter.
Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements arbeitet die AOK Stuttgart-Böblingen mit rund 185 Unternehmen intensiv zusammen, erstellt unternehmensspezifische AU-Berichte, unterstützt bei Gesundheitstagen und bietet maßgeschneiderte Präventionsmaßnahmen an.
„Die Betriebliche Gesundheitsförderung Seit dem Inkrafttreten des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes zum 1. April 2007 sind die bisherigen… ist heute ein strategischer Erfolgsfaktor: Sie steigert die Arbeitgeberattraktivität und stärkt die Produktivität. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und stetig zunehmender psychischer Belastungen ist es zentral, die Gesundheit der Mitarbeitenden aktiv zu schützen und gezielt zu fördern“, so Jürgen Weber abschließend.
Anmerkungen für die Redaktionen:
- Die Analyse basiert auf mehr als 207.330 AOK-versicherten Beschäftigten im Stadtkreis Stuttgart.
- Der Krankenstand ist eine betriebswirtschaftliche Größe. Darunter versteht man den prozentualen Anteil der Fehltage zur Sollarbeitszeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aufgrund einer Krankschreibung.
- Der Krankenstand gibt den Anteil der im Auswertungszeitraum angefallenen Arbeitsunfähigkeitstage im Verhältnis zur Gesamtzahl der Kalendertage des Jahres an.
- Unter Fehltagen versteht man die Krankheitstage aufgrund von Krankschreibungen.
- Kurzzeiterkrankungen bis zu drei Tagen Dauer werden von den Krankenkassen nur erfasst, soweit eine ärztliche Krankschreibung vorliegt. Der wahre Anteil der Kurzzeiterkrankungen kann daher höher liegen, als dies in den Krankenkassendaten zum Ausdruck kommt.
- Versichertenjahre (VJ): Versichertenjahre sind eine statistische Normierungsgröße zum Ausgleich individuell unterschiedlicher Versicherungszeiten der Versicherten. Die Darstellung der Diagnosen nach Tagen und Fällen erfolgt je 100 Versichertenjahre. Diese rechnerische Größe wird ermittelt aus der Anzahl aller Versichertentage der Beschäftigten geteilt durch die Zahl der Kalendertage: Summe aller Versichertentage=365 (in Schaltjahren 366) = Versichertenjahre