Bauernfeind: Interimspreis würde überzogene Forderungen verhindern
Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Baden-Württemberg, kommentiert zur Veröffentlichung des Arzneimittelkompasses 2025 die steigenden Preise bei patentgeschützten Arzneimitteln:
„Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) und die AOK haben ihren Arzneimittelkompass 2025 veröffentlicht. Wir könnten ihn mit einiger Bitternis auch ein Buch der Rekorde nennen, denn so hoch waren die Arzneimittelausgaben für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind grundsätzlich alle Arbeiter und Angestellten… nie zuvor. Wir sprechen für das Jahr 2024 von 59,3 Milliarden Euro, die die GKV insgesamt für Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… aufwenden musste. Über neun Prozent mehr als im Vorjahr! Allein bei der AOK Baden-Württemberg sind die Kosten für Arzneimittel mit über 3,1 Milliarden Euro unser drittgrößter Ausgabenposten nach den Krankenhausbehandlungen und der ambulanten Ärztlichen Versorgung.
Die Hauptursache für die stetig wachsenden Arzneimittelkosten sind die Praktiken global agierender Pharmaunternehmen, die auf dem patentgeschützten Markt alle Register ziehen. Sie haben nicht zuletzt die Medikamente gegen seltene Erkrankungen für sich entdeckt und nutzen den Umstand aus, dass sie bei diesen sogenannten Orphan Drugs bis zu einer Umsatzschwelle von 30 Millionen Euro keinen Nutzennachweis für neu zugelassene Arzneimittel erbringen müssen, wie ihn das AMNOG sonst vorsieht. Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz ist dabei auch für die übrigen Arzneimittel des patentgeschützten Marktes ein eher stumpfes Schwert, da es die Pharmaunternehmen befähigt, in den ersten sechs Monaten überhöhte Preise durchzusetzen, bis es zu einer späteren Neubewertung kommt.
Die nachvollziehbaren Gewinnerzielungsabsichten der Hersteller müssen im Verhältnis zum tatsächlichen Nutzen der Präparate stehen und sich dementsprechend in angemessenen Preisen niederschlagen. Diese Relation hat sich die letzten Jahre massiv verschoben. Als wirkungsvolle Maßnahme gegen eine inzwischen verbreitete Praxis weit überhöhter Preise fordert die AOK die Einführung eines Interimspreises, der auch in den ersten Monaten überzogene Forderungen verhindern würde. Zudem könnten eine Anhebung des Herstellerabschlags sowie eine Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf Arzneimittel die Träger der GKV entlasten.
Für neue, oftmals sehr teure Arzneimittel brauchen wir dringend stringente Preisbremsen. Es darf auch keine Verlängerung des Patentschutzes für Arzneimittel geben, wie ihn die Pharmaindustrie immer wieder fordert. Erst mit der Überführung von Arzneimitteln in den Markt der Generika sind Nachahmerprodukte, die nach Ablauf des Patentschutzes für ein Originalpräparat auf den Markt… oder der Biosimilars erschließen sich für die GKV echte Einsparpotenziale. Für eine faire Preisbildung bedarf es Transparenz zu den tatsächlichen Kosten für Forschung und Entwicklung, aber auch zu den Gewinnmargen.“