Pressemitteilung

Reform der Notfallversorgung: Große Offenheit für standardisierte Ersteinschätzung

07.11.2025 AOK Baden-Württemberg 4 Min. Lesedauer

forsa-Befragung der AOK zeigt Potenzial für „Ambulantisierung" in der Notfallversorgung

Stilisierte Darstellung einer Ärztin, die eine Patientin ambulant versorgt.

Stuttgart. Eine große Mehrheit der Menschen in Baden-Württemberg steht der Einführung eines standardisierten Verfahrens zur Ersteinschätzung der Dringlichkeit einer Behandlung beim Aufsuchen einer Notaufnahme positiv gegenüber. Das zeigen die Ergebnisse einer von der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Baden-Württemberg beauftragten aktuellen forsa-Befragung. Gesundheitsministerin Nina Warken hat jüngst angekündigt, noch Anfang November die geplante Notfallreform vorlegen zu wollen; laut Medienberichten befindet sich der Entwurf bereits in der Ressortabstimmung.

Laut der Befragung befürworten 78 Prozent der Befragten in Baden-Württemberg den Einsatz eines standardisierten Ersteinschätzungsverfahrens und eine Einteilung in Dringlichkeitsstufen bei Patientinnen und Patienten, die eine Notaufnahme aufsuchen. In der Folge würden nur Fälle, für die ein sofortiger Behandlungsbedarf Seit der Reform der vertragsärztlichen Vergütung 2009 wird die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung,… festgestellt wird, direkt im Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… versorgt, während Fälle ohne Dringlichkeit an eine Arztpraxis vermittelt würden. Nur 14 Prozent der Befragten in Baden-Württemberg lehnen ein solches standardisiertes Ersteinschätzungsverfahren ab.

Große Offenheit für bessere Steuerung von Notfällen

„Es gibt in Baden-Württemberg eine große Offenheit für eine bessere Steuerung von Notfällen nach Dringlichkeit durch den Einsatz von strukturierten Verfahren zur Ersteinschätzung. Das ist ein gutes Vorzeichen für die angekündigte Notfallreform", kommentiert Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, das zentrale Ergebnis der Befragung. „Nachdem die Reform in der letzten Legislatur liegen geblieben war, wird es nun höchste Zeit, dass Schwarz-Rot den Worten im Koalitionsvertrag Taten folgen lässt und das Problem der auch in Baden-Württemberg chronisch überlasteten Notaufnahmen nun angeht." Wichtig sei, dass mit der Reform tatsächlich eine bessere Steuerung von weniger dringenden Fällen in die vertragsärztliche Versorgung erfolge.

Laut der Befragung haben 47 Prozent der Befragten in Baden-Württemberg in den letzten fünf Jahren wegen eines gesundheitlichen Problems eine Notaufnahme aufgesucht. In mehr als zwei Dritteln der Fälle (69 Prozent) wurde die Notaufnahme aus eigener Entscheidung und Initiative aufgesucht, weitere 23 Prozent gingen auf Veranlassung von Familie, Freunden oder Bekannten dorthin. Nur in 14 Prozent der Fälle wurden die Befragten durch ihren Hausarzt oder einen anderen niedergelassenen Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… an die Notaufnahme verwiesen.

Mehrheit nach Besuch der Notfallaufnahme nur ambulant behandelt

Von den Menschen in Baden-Württemberg, die in den letzten fünf Jahren in einer Notaufnahme waren, wurden 29 Prozent in der Folge stationär aufgenommen und im Krankenhaus behandelt. Die große Mehrheit von 61 Prozent wurde in der Notaufnahme lediglich ambulant behandelt. 4 Prozent wurden nach kurzer Abklärung an Haus- oder Fachärzte verwiesen, weitere 4 Prozent nach einer Ersteinschätzung ohne weitere Behandlung wieder nach Hause geschickt. „Die Ergebnisse zeigen, dass es ein großes Potenzial für die ambulante Versorgung von Notfällen gibt. Mit einem strukturierten Verfahren zur Ersteinschätzung und einer besseren Steuerung von vermeintlichen und tatsächlichen Notfällen an die richtige Stelle könnten wir die vorhandenen Ressourcen in der Notfallversorgung sehr viel effektiver einsetzen", so der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg.

Befragung zeigt Potenzial für mehr ambulante Behandlungen 

Auf das Potenzial für mehr ambulante Behandlungen der Notfallversorgung verweisen auch die Antworten auf eine Zusatzfrage an die Teilnehmenden in Baden-Württemberg, die in den letzten fünf Jahren in einer Notaufnahme waren: Wenn sie bei ihrem Besuch der Notaufnahme die Möglichkeit gehabt hätten, wegen ihrer Beschwerden innerhalb von zwei Tagen einen Facharzttermin zu bekommen, hätten immerhin 16 Prozent diesen Facharzttermin abgewartet. „Dieses Ambulantisierungs-Potenzial sollten wir nutzen, um die Notaufnahmen zu entlasten. Das kann nur gelingen, wenn die Patientinnen und Patienten zukünftig besser gesteuert werden – beispielsweise durch die Einrichtung von Integrierten Notfallzentren. Diese Zentren sollten von Krankenhausträgern und Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg gemeinsam betrieben werden, um die sektorale Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung zu überwinden", fordert der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg.

Eine erst kürzlich veröffentlichte forsa-Umfrage der AOK zur Primärversorgung Unter Primärversorgung wird die gesundheitliche Grundversorgung und Beratung verstanden, in der auch… hatte gezeigt, dass sich mangelndes Wissen vieler Versicherten um die geeigneten Versorgungsangebote und fehlende Steuerung innerhalb des Gesundheitssystems vor allem an den Wochenenden und außerhalb der Praxis-Sprechzeiten negativ auswirken: So gaben bundesweit 32 Prozent der Befragten an, dass sie auch bei medizinischen Problemen, die keine lebensbedrohlichen Notfälle darstellen – z. B. bei einem akuten Harnwegsinfekt oder Fieber über 39 Grad – am Wochenende als erste Anlaufstelle die Notaufnahme aufsuchen würden. 5 Prozent gaben sogar an, dass sie in solchen Fällen die Notrufnummer 112 wählen würden.


Hinweise für die Redaktionen:

Zur Befragung: Die forsa-Befragung wurde im Auftrag der AOK Baden-Württemberg vom 1. bis 13. September 2025 durchgeführt. Befragt wurden 501 Personen ab 18 Jahren in Baden-Württemberg. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 6,2 Prozentpunkten.
 

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