In Balance kommen

Führungskräfte müssen viele Anforderungen meistern. Sie sollten ihre Energiequellen im Blick behalten.

Sandra Goal, Präventionsexpertin in der AOK Baden-Württemberg, ist bestens vorbereitet. Heute behandelt sie das Thema gesunde Selbstführung: Wie Führungskräfte ihre Ressourcen stärken. Es ist eines von drei Modulen der Seminarreihe „Führung in Balance“, das die AOK mit insgesamt sechs Expertinnen und Experten im Rahmen ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) für Unternehmen anbietet. Weitere Themen sind gesundheitsgerechte Führung und der Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Veranstaltungsort ist die Gesellschaft für Technische Überwachung mbH (GTÜ), eine Organisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger in Deutschland.

„Wertschätzung fördert die Offenheit.“

Sandra Goal

B.Sc. Angewandte Psychologie, Präventionsexpertin bei der AOK

Insgesamt 40 Führungskräfte des Unternehmens lernen an diesem und weiteren Tagen, wie sie selbst in Balance bleiben. „Um den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht zu werden, müssen Führungskräfte zuerst auf ihre eigene Gesundheit achten – auch als Vorbild“, erklärt Sandra Goal. Es hilft, die eigenen psychischen Schutzfaktoren zu trainieren, um besser mit Stress umzugehen. „Dazu gehören Achtsamkeit, die bewusste Wahrnehmung der eigenen Grenzen und der Umgang mit herausfordernden Situationen“, sagt die 52-Jährige. Im Modul gesundheitsgerechte Mitarbeiterführung lernen Führungskräfte, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden positiv zu beeinflussen. Ein Kernstück gesunder Führung ist die wertschätzende Haltung gegenüber den Beschäftigten. Wertschätzende Kommunikation fördere eine off ene Haltung bei den Mitarbeitenden, erklärt sie.

Der „Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitenden“ gewinnt in allen Seminarmodulen an Bedeutung, da psychische Erkrankungen zunehmen. So haben hier die AU-Tage seit 2014 um 47 Prozent zugenommen. „Viele sind unsicher, wie sie psychisch belastete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkennen und mit ihnen umgehen sollen“, fasst Sandra Goal zusammen. Deshalb sei es wichtig, Frühwarnzeichen zu erkennen und Betroff enen im beruflichen Kontext unterstützend zur Seite zu stehen.

Drei Fragen an Dr. Ruben Vonderlin: Die Gesundheit des ganzen Teams fördern

Dr. Ruben Vonderlin
Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

Sie begleiteten das Programm „Führung in Balance“ wissenschaftlich. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?
Das Programm erhielt durchweg positives Feedback. Führungskräfte empfanden es als äußerst hilfreich für ihren Arbeitsalltag, ihre Führungsaufgaben und ihre persönliche Entwicklung. Wissenschaftlich konnten wir zeigen, dass die mentale Belastung der Teilnehmer im Vergleich zu einer passiven Kontrollgruppe signifikant stärker abnahm. Zudem verbesserten sich die gesunde Selbst- und Mitarbeiterführung im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich.

Wo gab es die größten Effekte?
Bei der Selbsteinschätzung der Führungskräfte, besonders hinsichtlich ihrer psychischen Gesundheit und der gesunden Führung. Wir prüften auch, ob diese Effekte bei Mitarbeitenden sichtbar sind, die nicht am Programm teilnahmen. In der Gesamtstichprobe war dies nicht der Fall. Dies betont die Notwendigkeit, Präventionsprogramme so zu entwickeln, dass sie die Gesundheit ganzer Teams fördern. Führungskräfte im Programm hatten zudem signifikant weniger AU-Tage als die Kontrollgruppe.

Welche Rolle spielen dabei die AOK-Präventionsexpertinnen und -experten?
Sie waren entscheidend für den Erfolg. Sie pflegen einen engen Kontakt zu den Unternehmen und bieten umfassende Beratung zur Gesundheitsförderung. Sie vermitteln engagiert und mit hoher fachlicher Qualifikation praxisnah evidenzbasierte Programme wie „Lebe Balance“ und „Führung in Balance“.