Kuhmilchallergie: Was betroffene Säuglinge essen können
Ob ein Mensch allergisch auf Kuhmilch reagiert, zeigt sich meist im ersten Lebensjahr: Leidet ein Säugling nach dem Trinken von Kuhmilch an Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfällen, kann eine Kuhmilchallergie der Grund sein. Mit zunehmendem Alter verschwindet diese Allergie meist wieder, sodass Erwachsene selten davon betroffen sind. Welche Nahrung sich speziell für diese Säuglinge eignet und welche Lebensmittel ihnen Eltern nicht geben sollten, erklärt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Eiweiße in der Milch sind die Auslöser
Auslöser für die Allergie sind verschiedene Eiweiße in der Kuhmilch. Das Milcheiweiß besteht aus Casein und aus Molkeneiweiß. Meist handelt sich bei der Allergie um eine Mischform und die Betroffenen reagieren auf beide Eiweiße allergisch. Schätzungsweise gut zwei Prozent der Kinder in industrialisierten Ländern sind von allergischen Reaktionen auf Kuhmilch betroffen. Gestillte Kinder haben keine Symptome, denn erst der Wechsel auf die Milchersatzprodukte, die in der Regel Kuhmilch enthalten, ruft diese Form der Allergie hervor. Mit den Jahren verliert sie sich aber oft wieder: Rund 80 Prozent dieser Kinder sind bis zum Schulalter beschwerdefrei.
Diagnose
Ob ihr Kind eine Kuhmilchallergie hat, sollten Eltern ärztlich überprüfen lassen. Zur sicheren Diagnose erfolgt meist ein überwachter Provokationstest nach vorherigem Verzicht: Als erster Schritt werden die möglicherweise allergieauslösenden Nahrungsmittel für einen bestimmten Zeitraum in der Ernährung gänzlich gemieden – man nennt dies Eliminationsdiät. Im Anschluss wird das Nahrungsmittel unter ärztlicher Überwachung verzehrt und die Reaktion des Körpers beobachtet – das ist die sogenannte Provokation. Vorab können auch ein Blut- oder ein Hauttest erfolgen.
Radio O-Töne von Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband
Kuhmilchallergie ist keine Laktoseintoleranz
Eine Kuhmilchallergie ist nicht zu verwechseln mit einer Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz). Eine Laktoseintoleranz ist keine allergische Erkrankung, sondern den Betroffenen fehlt das Enzym Laktase, das den Milchzucker spaltet. Typische Symptome sind ähnlich wie bei der Allergie, aber sie treten deutlich später im Leben auf.
Diese Lebensmittel sind zu vermeiden
Liegt eine entsprechende Allergie vor, müssen alle Lebensmittel, die Kuhmilch enthalten, gemieden werden. Das heißt:
- Keine Milchprodukte wie Rohmilch, pasteurisierte Milch, H-Milch, Kondensmilch, Dickmilch, süße Sahne, saure Sahne, Schmand, Butter, Jogurt, Quark, Käse in jeglicher Form, Buttermilch, Kefir, Molke, Ayran, Lassi (dazu gehören auch laktosefreie Milchprodukte)
- Keine Produkte mit Milchzusatz wie Eis, Cremespeisen, Pudding, Milchschokolade und Pralinen, Fertigsoßen oder Feingebäck
- Keine Fertiggerichte mit Milchprodukten wie Pizza, Fastfood, Pastasaucen, Rahmgemüse oder Feinkostsalate
Ernährungsalternativen für betroffene Kinder
Für Säuglinge empfiehlt sich eine spezielle Ersatznahrung aus der Apotheke. Verwendet werden sollte eine extensiv hydrolysierte Formula (eHF), bei der das Eiweiß der Milch so stark aufgespalten ist, dass es nicht mehr allergen wirkt. „Erst nach dem ersten Lebensjahr können dann Alternativprodukte wie Sojamilch genutzt werden. Aber es sollte darauf geachtet werden, dass diese pflanzlichen Drinks mit Vitaminen und Mineralstoffen, zum Beispiel Kalzium, angereichert sind“, so Dr. Eymers. Naschen ist trotz Allergie erlaubt: Es gibt eine Reihe von Süßigkeiten, die keine Kuhmilch enthalten, zum Beispiel Wackelpudding, Gummibärchen, Fruchtlutscher, Wassereis oder milchfreie Schokolade.
Zutatenverzeichnis immer checken
Beim Einkauf im Supermarkt sollte immer ein Blick auf das Zutatenverzeichnis geworfen werden, ob Milch in dem Produkt enthalten ist. Folgende Begriffe auf Verpackungen können auf die Verwendung von Kuhmilch hinweisen: Milchpulver, Molke, Molkepulver, Milcheiweiß(-protein), Molkeeiweiß, Casein (Kasein), Caseinate (Kaseinate), Lactalbumin, Lactoglobulin. Auch in Fleischereien oder Bäckereien empfiehlt es sich nachzufragen, ob die Produkte Milch enthalten.