Eichenprozessionsspinner: Vorsicht vor giftigen Raupenhaaren

Wie bei einer Prozession zieht die große Familie den Eichenstamm entlang: Eigentlich führen die Raupen auf der Suche nach Nahrung ein echtes Naturschauspiel auf. Doch die Eichenprozessionsspinner sind gefährlich und vermehren sich massenhaft. Vorsicht ist daher für alle geboten, die sich besonders in den Sommermonaten in der Nähe von Eichen aufhalten. „Die Haare der Raupe, die sogenannten Brennhaare, können pseudoallergische Reaktionen auslösen“, sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Viele haarige Raupen wandern über einen Baumast.

Im Frühjahr schlüpfen die Raupen

Von Augenreizungen über Quaddeln bis zum Schock: Der Eichenprozessionsspinner ist ein unscheinbarer Schmetterling, doch seine Raupen sind wegen ihrer gesundheitsschädlichen Brennhaare gefürchtet. Er liebt warmes und trockenes Klima und vor allem Eichen. Das Weibchen legt in der Krone dieser Bäume ihre Eier ab, im Frühjahr schlüpfen die Raupen. Bis sie sich im Sommer verpuppen, durchlaufen sie mehrere Larvenstadien. In der dritten Phase entwickeln die Raupen, die bis zu fünf Zentimeter groß werden, die gefürchteten Brennhaare.

Schutzmaßnahmen zeigen erste Erfolge

Seit Mitte der 1990er-Jahre breitet sich der Eichenprozessionsspinner vermehrt in Deutschland aus. Betroffen sind vor allem Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Erste Erfolge der seit Jahren durchgeführten Schutzmaßnahmen zeigten sich beispielsweise in Brandenburg, so das Julius-Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Dort sei ein Rückgang zu verzeichnen. Zu den Schutzmaßnahmen gehört zum Beispiel der Einsatz chemisch-biologischer Mittel. Vielerorts haben die Behörden auch Schilder aufgestellt, die auf Gebiete mit Eichenprozessionsspinnern aufmerksam machen oder den Zugang untersagen.

Radio O-Ton von Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband

Brennhaare mit Widerhaken

Vorsicht ist allerdings nicht nur in Wäldern wichtig, sondern auch in Alleen, Parks und auf Campingplätzen – besonders wo es sonnig ist. Denn überall dort kann man mit den Brennhaaren in Kontakt geraten. Sie sind mit Widerhaken ausgestattet, die sich regelrecht an der Haut festklammern können. Sie sind vor allem ab dem dritten Larvenstadium und besonders direkt an der Eiche gefährlich. Sie können jedoch mit dem Wind weit getragen werden; außerdem sind ebenso die Nester eine Gefahr, selbst wenn die Schmetterlinge längst geschlüpft sind. Die Haare verbleiben in den Nestern im Kot und in den Häutungsresten und behalten über Jahre ihre pseudoallergische Wirkung. „Diese Haare enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auslösen kann“, so Medizinerin Eymers. Gefährdet sind übrigens auch Haustiere, etwa Hunde, wenn ihre Schnauzen und Schleimhäute mit den Brennhaaren in Berührung kommen.

Mögliche Symptome

Nach einem Kontakt mit den Brennhaaren kann Folgendes passieren:

  • Juckreiz
  • Irritationen der Haut wie Quaddeln und Rötungen
  • Gereizte Augen, Bindehautentzündung
  • Atembeschwerden bis zur Atemnot
  • Schwindel, Fieber
  • Schock

Oftmals treten diese Symptome auch erst Stunden nach der Berührung mit den Raupenhärchen auf. Betroffene sollten das dann auf jeden Fall ärztlich abklären lassen.

Richtig schützen

Um Gefahren zu vermeiden, sollte Folgendes beachtet werden:

  • Empfindliche Hautbereiche wie Nacken, Hals und Unterarme so gut wie möglich schützen
  • Raupen und Gespinste nicht berühren
  • Wege nicht verlassen, Warntafeln beachten
  • Nach einem Kontakt mit Brennhaaren schnell Körper und Haare duschen sowie die Kleidung bei mindestens 60 Grad Celsius waschen
  • Bekämpfung der Schädlinge nur durch Profis in Schutzkleidung.

Trotz erster Erfolge ist es bislang nicht flächendeckend gelungen, dem Eichenprozessionsspinner beizukommen – und das, obwohl er eigentlich auch viele natürliche Feinde hat. Dazu gehören bestimmte Parasiten, die jedoch erst richtig zum Zuge kommen, wenn sich Prozessionsspinner einige Jahre massenhaft vermehrt haben. Auch der Kuckuck schert sich nicht um die Brennhaare. Er kann die Raupen verspeisen, weil er seine Magenschleimhaut mit den darin verhakten Brennhaaren herauswürgen kann. Um die Raupenplage zu bewältigen, setzen die Behörden bislang jedoch weder allein auf den Kuckuck noch auf die Parasiten.