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Haut & Allergie

Eichenprozessionsspinner: giftige Gefahr in deutschen Wäldern

Veröffentlicht am:19.08.2022

4 Minuten Lesedauer

Die Eichenprozessspinner-Raupen sind klein und wirken unscheinbar, ihre Gefahr für den Menschen ist aber umso größer. Ihr Körper ist gespickt mit giftigen Haaren, die bereits bei der kleinsten Berührung Hautausschlag und Atemprobleme auslösen können.

Eine Nahaufnahme zeigt einen Eichenprozessionsspinner mit den typischen Härchen, der über einen Ast krabbelt.

© iStock / CreativeNature_nl

Was ist ein Eichenprozessionsspinner?

Es ist eine Szene wie aus einem Endzeitfilm: Mehrere Personen in Schutzanzug und mit Atemmaske nähern sich einem Baum in einem abgesperrten Bereich. Nur bekämpfen sie kein Virus, das droht die Menschheit auszurotten, sondern die Raupen eines Schmetterlings. Genauer gesagt eines mottenähnlichen Nachtfalters – dem Eichenprozessionsspinner.

Nötig ist dieser Einsatz, da die Raupen ab dem dritten von sechs Larvenstadien Brennhärchen entwickeln, die das für Mensch und Tier schädliche Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Je nach Wetter erreichen die Raupen das Stadium Ende April beziehungsweise Anfang Mai. Im Laufe der Entwicklung bekommen sie zunehmend mehr Härchen, bis sie sich Ende Juli verpuppen. In dieser sogenannten Raupenfraßzeit ist die Gefahr am größten. Die Haare überdauern jedoch die Raupen, zum Beispiel in ihren Nestern oder auf den Flügeln der entwickelten Falter. Da sie ihre giftige Wirkung nicht verlieren, geht auch später im Jahr eine Gefahr von ihnen aus.

Woran erkennt man Eichenprozessionsspinner?

Die Raupen des Nachtfalters werden bis zu fünf Zentimeter groß. Sie haben einen schwarzen Kopf und einen braun-gelblichen Körper. Im Laufe ihrer Entwicklung bildet sich neben den Brennhärchen ein dunkler Streifen auf dem Rücken.

Tagsüber halten sie sich in großen Gruppen in ihren Nestern auf, deren Größe abhängig vom Alter der Raupen ist: Ab dem fünften Larvenstadium spinnen die Raupen Nester in der Größe eines Fußballs. Sie befinden sich in Astgabeln dicht am Stamm sowie an dicken Ästen im unteren Bereich der Baumkrone. Nachts gehen die Raupen auf Futtersuche und wandern gemeinsam den Baumstamm entlang. Diese sogenannten Prozessionen können bis zu zehn Meter lang sein.

Wo leben Eichenprozessionsspinner?

Noch kommt der Eichenprozessionsspinner nicht in ganz Deutschland vor, da er warme Regionen bevorzugt. Aufgrund der wärmeren Frühjahrsmonate, die durch den Klimawandel gehäuft auftreten, ist aber mit einer weiteren Verbreitung zu rechnen. Bisher sind die Regionen Franken, Berlin-Brandenburg und Nordrhein-Westfalen betroffen. Hier leben die Eichenprozessionsspinner überwiegend in lichten Eichenwäldern, Bestandsrändern sowie Siedlungen, etwa in Alleen, Gärten und Parks. In Jahren, in denen sich die Tiere extrem vermehren, weichen sie auch auf Buchen und andere Laubbaumarten aus.

Wer kommt häufig mit Eichenprozessionsspinnern in Kontakt?

Die Härchen brechen bereits bei leichtem Kontakt und werden vom Wind bis zu 50 Meter durch die Luft getragen. Sie landen auf der Haut und in den Augen oder werden eingeatmet. Besondere Vorsicht ist geboten für:

  • Personen, die einen Spaziergang im Wald machen
  • Menschen mit Eichen im eigenen Garten
  • Kindern, die im Freien spielen
  • Besuchern und Besucherinnen von Freizeitanlagen wie Waldcampingplätzen oder Naturschwimmbädern
  • Arbeitstätige in betroffenen Waldgebieten
  • Personen, die mit Brennholz heizen
  • Arbeitskräfte von Landschaftspflegebetrieben
Quaddeln und Bläschen einer Raupendermatitis durch Eichenprozessspinner.

© iStock / HengDao

So sehen die Quaddeln und Bläschen einer Raupendermatitis aus.

Welche Symptome lösen Eichenprozessionsspinner aus?

Bei Kontakt mit den Brennhärchen der Raupe des Eichenprozessionsspinners kommt es zu einem Hautausschlag, der auch als Raupendermatitis bezeichnet. Am häufigsten sind unbedeckte Körperstellen betroffen, wie Hals, Gesicht und unbekleidete Arme und Beine. Typische Symptome sind Quaddeln und Bläschen, Hautrötung sowie Juckreiz. Manchmal bilden sich auch insektenstichähnliche Knötchen. Nach zwei Tagen bis zwei Wochen verschwinden die Symptome wieder. Es bestehen jedoch weitere Risiken:

Allergien:

Eine häufige allergische Reaktion auf Eichenprozessionsspinner ist die Nesselsucht (Urtikaria). Sie tritt etwa 15 bis 60 Minuten nach dem Kontakt mit den Härchen auf. Die charakteristischen rötlichen, juckenden Quaddeln zeigen sich insbesondere an den Armen und im Nacken. Mitunter treten auch Ödeme an den Augenlidern auf.  

Entzündung der Augen:

Kommen die Härchen mit den Augen in Kontakt, lösen sie häufig eine akute Bindehautentzündung aus, die oft von einer starken Schwellung der Augenlider begleitet ist. Seltener können sie die Hornhaut durchdringen und eine Hornhautentzündung verursachen.

Entzündung des Rachens und der Atemwege:

Werden die Raupenhaare eingeatmet, können sie zu einer Reizung der oberen Atemwege führen. Bei vorbelasteten Personen kann das zu Atemnot führen. Verschluckte Brennhaare können eine Schleimhautschwellung und eine Entzündung im Rachenbereich auslösen.

Schwere Verläufe:

In Einzelfällen wurden auch schwere allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock beobachtet.

Kann man sich vor einem Eichenprozessionsspinner schützen?

Auch wenn in den meisten Fällen keine langfristigen Folgen zu erwarten sind: Die Gefahr, die von den Insekten ausgeht, ist nicht zu unterschätzen. Besonders in Gebieten, in denen die Eichenprozessspinner gehäuft vorkommen, sollten folgende Vorsichtmaßnahmen getroffen werden:

  • befallene Gebiete weiträumig meiden. Die nötigen Informationen finden Sie in der lokalen Presse, auf Hinweisschildern an Waldrändern oder bei Forst- und Gesundheitsämtern
  • Raupen und Nester auf keinen Fall berühren
  • regelmäßig die Hände waschen
  • verunreinigte Kleidung bestenfalls nicht in die Wohnung bringen oder nur mit Schutzmaßnahmen, beispielsweise in einem Müllbeutel
  • Kleidung bei mindestens 60 Grad Celsius waschen, um das Nesselgift zu zerstören
  • Pollenfilter im Auto verwenden

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Kontakt mit Eichenprozessionsspinner: Was tun?

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen lässt sich ein Kontakt mit den Raupenhaaren des Eichenprozessionsspinners nicht immer vermeiden. In diesen Fall sollten sie schnellstmöglich reagieren:

  • die Kleidung wechseln, wenn möglich im Freien
  • Raupenhaare auf der Haut mit Klebestreifen entfernen
  • duschen, dabei gründlich die Haare waschen
  • Augen mit Wasser ausspülen, wenn ein Augenkontakt stattfand
  • betroffene Gegenstände reinigen, etwa das Auto, mit dem man im Wald war
  • bei Bindehautentzündung oder Hautausschlag kann nach ärztlicher Konsultation eine lokale Behandlung erfolgen
  • bei Atemnot, Kreislaufproblemen oder anderen Anzeichen für eine schwere allergische Reaktion schnellstmöglich ärztliche Hilfe holen

Eichenprozessionsspinner im Garten

Sollten Sie bei sich im Garten oder im Park nebenan Raupen des Eichenprozessspinners finden, rufen Sie eine professionelle Schädlingsbekämpfung. Entfernen Sie die Nester auf keinen Fall selbst. Dafür bedarf es spezieller Schutzkleidung und Geräte, mit denen die Raupen und deren Nester vollständig abgesaugt, verbrannt oder eingesammelt werden können.

Wenn Sie im Wald auf Eichenprozessionsspinner stoßen, informieren Sie das Ordnungsamt Ihrer Kommune über den Befall. Es kann entsprechend reagieren und die betroffenen Stellen absperren und mit Warnhinweisen versehen.

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