Pressemitteilung

Gute Pflege im Land Bremen  

20.09.2023 AOK Bremen/Bremerhaven 4 Min. Lesedauer

Die Ergebnisse des „AOK-Qualitätsatlas Pflege“ fallen regional sehr unterschiedlich aus.

Ergebnisse online veröffentlicht

Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen werden regional sehr unterschiedlich gut versorgt. Das ergibt sich aus Abrechnungsdaten der elf AOKen im Bundesgebiet, die rund ein Drittel aller Menschen in Deutschland versichern. Zum ersten Mal wurden dazu in dem heute online veröffentlichten „Qualitätsatlas Pflege“ anonymisierte Abrechnungsdaten der Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… - und Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… zusammengeführt und vom Wissenschaftlichen Institut der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ) ausgewertet. In Bremen und Bremerhaven ist die Versorgungsqualität in den zehn untersuchen Versorgungsthemen relativ gut - und zumeist auf Höhe des Bundesdurchschnitts.

Über dem Schnitt des restlichen Bundesgebietes

Zum Beispiel ist die Arzneimittelversorgung der Pflegebedürftigen im Bundesland Bremen besser als im restlichen Bundesgebiet. Dass nämlich Pflegeheimbewohner pro Quartal neun und mehr Wirkstoffe verabreicht bekommen – im Bundesgebiet betrifft das 32 Prozent der Bewohner – ist in Bremen und Bremerhaven nicht der Fall. Hier wurden nur 25 Prozent (Bremen) und 23 Prozent (Bremerhaven) der Bewohner mit dieser Vielzahl an Medikamenten versorgt. Der Befund ist deshalb wichtig, weil die tägliche Einnahme verschiedener Medikamente insbesondere bei betagten Menschen gesundheitliche Risiken birgt. Sie steigen mit der Anzahl der eingenommenen Wirkstoffe. Bei der Dauerverordnung von Beruhigungs- und Schlafmitteln und der Verordnung Einige Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung bedürfen einer schriftlichen Anweisung durch… von Antipsychotika bei Demenz stehen die Pflegeheime in den zwei Städten ebenfalls etwas besser dar oder sind auf Höhe des Bundesschnitts.

Versorgungsprobleme werden sichtbar

„Eigentlich sollten pflegebedürftige Menschen maximal vier Wochen mit den untersuchten Schlaf- und Beruhigungsmitteln behandelt werden. Denn bei Dauereinnahme drohen unter anderem Abhängigkeit, erhöhte Sturzgefahr und die Entstehung von Angstgefühlen, Depressionen und Aggressionen“, betont Dr. Antje Schwinger, Forschungsbereichsleiterin Pflege beim WIdO. „Die Auswertung der Verordnungsdaten bestätigt den Befund zahlreicher Studien, dass hier ein ernsthaftes Versorgungsproblem besteht, das regional sehr unterschiedlich ausgeprägt ist.“ Der Qualitätsatlas Pflege mache derartige Informationen über die Schnittstelle zwischen Pflege und Gesundheitsversorgung erstmals kleinräumig sichtbar, so Antje Schwinger. Das neue Portal biete den Kranken- und Pflegekassen, aber auch den Verantwortlichen in den Regionen ab sofort die Chance, regionale Auffälligkeiten zu erkennen und gezielt anzugehen.

Deutlich geringere Quote im Land Bremen

Eine Problematik in Pflegeheimen ist, dass die Bewohner zu wenig trinken – und zum Beispiel Demenzkranke wegen Flüssigkeitsmangel in eine Klinik eingewiesen werden müssen. Bundesweit waren davon im untersuchten Jahr 2021 knapp vier Prozent aller an Demenz erkrankten Bewohner betroffen. In Bremen (2,5 Prozent) und Bremerhaven (3,2 Prozent) lag diese Quote zum Teil deutlich darunter. Zum Vergleich: In manchen Kreisen in Bayern, aber auch in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen wurden bis zu 12,5 Prozent der Demenzkranken wegen einer Dehydrierung in eine Klinik gebracht.

Trotzdem gibt es im neuen Qualitätsatlas auch regionale Daten, die auf Versorgungsprobleme hinweisen. Ein Beispiel: Pflegebedürftige stürzen nicht selten, wenn sie zum Beispiel zu wenig getrunken haben oder Medikamente bekommen, die Schwindel oder Benommenheit verursachen können. Bundesweit sind 16 Prozent aller Bewohner 2021 wegen eines Sturzes in eine Klinik gekommen. In Bremen waren das 18 Prozent, in Bremerhaven aber nur 15 Prozent. Warum es diesen Unterschied gebe, das lasse sich aus den Daten selbst nicht ablesen, heißt es aus dem WIdO. Eine andere Differenz: Wegen eines Druckgeschwürs (Dekubitus) wurden in Bremen 9,8 Prozent der Pflegeheimbewohner behandelt, in Bremerhaven aber knapp 13 Prozent. Der Bundesschnitt liegt bei 11 Prozent.

Ergebnisse als Potenzial nutzen

Alarmierend ist, dass 42 Prozent der Pflegeheimbewohner in den letzten 30 Tagen ihres Lebens in eine Klinik verlegt wurden und dort auch oft starben. In Bremen liegt diese Quote bei 44 Prozent – in Bremerhaven aber mit rund 55 Prozent deutlich höher. Auch hier ist die Ursache unklar. Dabei ist bundesweit der Anteil der Menschen, die in ihren letzten 30 Lebenstagen einen Krankenhausaufenthalt hatten, von 47 Prozent im Jahr 2017 auf 42 Prozent im Jahr 2021 gesunken.

„Wir nehmen diese Routinedaten auch Sekundärdaten genannt, sind Daten, die routinemäßig von der gesetzlichen Krankenversicherung… zum Anlass, mit den politisch Verantwortlichen, den Kommunen, Ärzten und Pflegeheimen ins Gespräch zu kommen und die Ursachen zu erforschen“, betont der AOK-Vorstands­vorsitzende Olaf Woggan. „Und wir schlagen vor, die Nutzung von Routinedaten in der Kranken- und Pflegeversicherung Die Pflegeversicherung wurde 1995 als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt. Ihre Aufgabe… gesetzlich zu verankern und zu berücksichtigen.“ Es sei absolut sinnvoll, das Potenzial dieser Daten zu nutzen.