Mehr Unterstützung für pflegende Angehörige

Ältere Dame unterstützt ihren Mann beim Aufstehen

Die große Mehrheit der Pflegebedürftigen möchte zuhause gepflegt werden. Für die betroffenen Angehörigen ist es allerdings oftmals eine Herausforderung, die Pflege im Alltag zu organisieren. Viele fühlen sich überlastet. Die AOK Bayern setzt sich daher für eine stärkere Unterstützung der pflegenden Angehörigen ein.

Belastung für pflegende Angehörige groß

Mehr als 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden von ihren Angehörigen zuhause versorgt – zum Teil mit Unterstützung von ambulanten Pflegediensten. Dabei stoßen die pflegenden Angehörigen zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Bayern zeigt, dass sich über 75 Prozent der Befragten durch die psychischen Herausforderungen der Angehörigenpflege stark bis sehr stark belastet fühlen. Die schwierige zeitliche Vereinbarkeit von Pflege, Beruf und Privatleben empfinden 70 Prozent als stark bis sehr stark belastend.

Hoher Informationsbedarf bei pflegenden Angehörigen für Unterstützungsmaßnahmen

Foto: Eine Pflegerin hilft einer Pflegebedürftigen beim Schuhe anziehen.
Pflegende Angehörige können beispielsweise Hilfe durch einen ambulanten Pflegedienst bekommen oder Verhinderungspflege beantragen, um selbst eine Auszeit nehmen zu können.

Zugleich fällt es pflegenden Angehörigen schwer, Angebote zur Unterstützung in der Pflege zu nutzen. So hatte jeder vierte Probleme, Hilfe durch einen ambulanten Pflegedienst zu bekommen, 43 Prozent sagten dies von der Verhinderungspflege. Nur jeder zehnte Befragte hat zur Bewältigung der Pflegesituation schon einmal psychologische Hilfe in Anspruch genommen – jedem fünften Betroffenen ist diese Möglichkeit nicht bekannt.

Die Zahlen bestätigen den hohen Informationsbedarf. „Wir setzen uns für einen gesetzlich verankerten Beratungsanspruch für pflegende Angehörige ein“, sagt Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern. Bisher haben nur Pflegebedürftige einen Anspruch auf eine Beratung. Um Pflegebedürftige und ihre Angehörigen im Alltag zu unterstützen, hat die AOK Bayern ihr Beratungsangebot ausgebaut. Bayerns größte Pflegekasse bietet seit Anfang des Jahres eine erweiterte Pflegeberatung, um auch Angehörige in ihren Bedürfnissen in einer Pflegesituation zu unterstützen. „Wir möchten Pflegende damit gesundheitlich stärken und so die Chancen verbessern, dass Pflegebedürftige so lange wie möglich in ihrem häuslichen Umfeld bleiben können“, betont Stippler.

„Wir setzen uns für einen gesetzlich verankerten Beratungsanspruch für pflegende Angehörige ein“

Dr. Irmgard Stippler

Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern

Pflegeberatung bei der AOK Bayern für Pflegebedürftige und Pflegende

Insgesamt helfen bayernweit 74 qualifizierte Pflegeberaterinnen und Pflegeberater bei der Organisation der Pflege – beispielsweise bei der Beantragung von Pflegeleistungen oder bei Fragen zur Verbesserung des Wohnumfelds. Auf Wunsch kommen die AOK-Pflegexperten auch zum Hausbesuch. Insgesamt fanden 2022 rund 56.200 Beratungen statt. „Ziel ist es, gemeinsam mit Versicherten und Angehörigen die beste Lösung für die individuelle Pflegesituation zu finden“, erläutert Stippler.

Neben der persönlichen Beratung vor Ort setzt die AOK Bayern auch auf digitale Hilfe – beispielsweise mit dem Familiencoach Pflege. Das Online-Selbsthilfe-Programm unterstützt pflegende Angehörige, seelische Belastungen besser zu bewältigen und sich vor Überlastungen zu schützen. Als digitaler Begleiter im Pflegealltag fungiert die neue Pflege-App, bei der die AOK Bayern mit dem Softwareunternehmen Nui Care kooperiert. Das Programm bietet Informationen, Checklisten und praktische Anleitungen rund um das Thema Pflege. Ein weiteres Plus der App: Eine Chat-Plattform ermöglicht, dass ein Netzwerk aus Familie und Freunden gemeinsam die Pflege organisiert. Dabei können Aufgaben vermerkt und an Angehörige, Freunde und Nachbarn im Pflege-Netzwerk verteilt werden.

Pflegebedarf in Bayern steigt insgesamt an

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Bayern steigt. Anfang des Jahres verzeichnete die AOK Bayern gut 260.000 Pflegebedürftige. Zum Vergleich: 2018 waren es noch rund 203.000 Pflegebedürftige. Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes werden in Zukunft noch mehr Menschen auf Pflege angewiesen sein. So soll die Zahl der Pflegebedürftigen im Freistaat bis 2035 von fast 578.000 auf rund 690.000 steigen.

Hinweis zur Umfrage: Im Mai 2023 wurden durch das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der AOK Bayern insgesamt 503 Bürgerinnen und Bürger mit Pflegeerfahrung im privaten Umfeld ab 18 Jahren in Bayern befragt.

Dr. Regina Greck
Stv. Pressesprecherin

Dr. Regina Greck

AOK Bayern