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Gesundheitsmagazin

Verdauungssystem

Symptome und Therapie bei einer Divertikulitis

Veröffentlicht am:09.05.2023

4 Minuten Lesedauer

Eine Divertikulitis ist eine Entzündung von Ausstülpungen an der Darmwand, den Divertikeln. Meist bleibt sie beschränkt auf den Divertikelbereich, kann sich aber über die Darmwand ausdehnen und zu Komplikationen führen.

Ein älterer Mann steht mit seiner Frau in Küche und hat durch eine Divertikulitis plötzliche Schmerzen im Unterbauch.

© iStock / Geber86

Was ist eine Divertikulitis?

Bei einer Divertikulitis handelt es sich um eine Entzündung von Darmdivertikeln. Divertikel sind Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die meist keinen Krankheitswert haben und daher nicht behandlungsbedürftig sind. Die Darminnenwand wölbt sich durch die Darmmuskulatur in den Bauchraum hinein und bildet kleine ballonartige Ausbuchtungen. In ihnen können sich Stuhl oder auch unverdaute Fasern ablagern. Sind mehrere Divertikel in einem Darmabschnitt vorhanden, spricht man von einer Divertikulose.

Darmdivertikel kommen vor allem bei älteren Menschen vor. Ungefähr 30 Prozent der 60-Jährigen haben sie, bei den über 85-Jährigen sind es 65 Prozent. Experten gehen von circa 14 Millionen Betroffenen in Deutschland aus. Divertikel werden meist mit Verfahren wie der Computertomografie (CT) oder der Darmspiegelung als Zufallsbefund diagnostiziert. Im Prinzip sind sie harmlos und verursachen keine Beschwerden – solange sie sich nicht entzünden oder bluten.

Divertikel entstehen vor allem in Abschnitten mit schwacher Muskulatur, meist im sogenannten Sigma des Dickdarms, einem S-förmigen Abschnitt vor dem Mastdarm. In diesem etwa 40 bis 45 Zentimeter langen Teil ist der Druck des Stuhls auf die Darmwand besonders hoch, was die Entstehung von Divertikeln begünstigt. Sie können aber auch in allen anderen Teilen des Dickdarms vorkommen – außer im Rektum.

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Welche Symptome verursacht eine Divertikulitis?

Die meisten Divertikel sind harmlos und verursachen keine Beschwerden. Man unterscheidet drei Erkrankungsformen:

  • Divertikulose: Es sind mehrere Divertikel vorhanden, die keine Beschwerden verursachen.
  • Divertikelkrankheit: Sie besteht, wenn die Ausstülpungen Beschwerden oder Komplikationen verursachen. Anzeichen sind häufig Schmerzen im Unterbauch. Zudem können Blähungen, Blut im Stuhl, Durchfall oder Verstopfungen auftreten. Die Symptome sind oft nach dem Essen stärker und lassen nach dem Stuhlgang nach.
  • Divertikulitis: Wenn sich die Divertikel entzündet haben, kommt es zu plötzlichen Schmerzen im Unterbauch, manchmal begleitet von leichtem Fieber und Übelkeit. Erbrechen ist eher selten. Einige Patienten berichten über Eiter, Schleim oder Blut im Stuhl. Auch das Wasserlassen ist mitunter schmerzhaft. Das kann passieren, wenn durch die Divertikulitis eine krankhafte Verbindung zwischen Darm und Blase entstanden ist. Die Krankheit wird auch Links-Appendizitis genannt, da die Symptome denen einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ähneln – allerdings auf der linken Unterbauchseite und nicht auf der rechten, wo der Blinddarm liegt.

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Wie wird eine Divertikulitis therapiert?

Die Behandlung einer Divertikulitis richtet sich nach dem Schweregrad. Experten unterscheiden folgende Stadien:

  • Stadium 0: Divertikulose ohne Beschwerden
  • Stadium I: akute, unkomplizierte, auf die Darmwand beschränkte Divertikulitis
  • Stadium II: akute, komplizierte Divertikulitis (mit den Stufen a bis c), die unterschiedlich weit über die Darmwand ausgebreitet ist (Stadium IIc ist beispielsweise eine Perforation, bei der der Darm nach außen durchgebrochen ist – ein Notfall!)
  • Stadium III: chronisch wiederkehrende Divertikulitis – die Krankheit verläuft in Schüben

Leichtere Verläufe werden in der Regel konservativ behandelt. Meist kommen Antibiotika zur Bekämpfung der Bakterien zum Einsatz. Ob eine Ernährungsumstellung die Beschwerden lindern kann, ist nicht gut untersucht, sie wird aber oft empfohlen. Bei anhaltenden Beschwerden oder Komplikationen ist eine Behandlung im Krankenhaus notwendig. Dort werden die Antibiotika häufig über die Vene gegeben. In schweren Fällen kann es notwendig sein, vorübergehend auf feste Nahrung zu verzichten und mit Flüssignahrung oder intravenös ernährt zu werden.

Chirurgen empfehlen bei einer Divertikulitis im Stadium IIa oder IIb, den betroffenen Darmabschnitt zu entfernen – entweder innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der Entzündung (frühelektiv) oder im entzündungsfreien Intervall nach Beendigung der Therapie (in der Regel vier Wochen später). Die Operation erfolgt über einen Bauchschnitt oder laparoskopisch durch eine Bauchspiegelung mit kleinen Schnitten – auch Schlüssellochchirurgie genannt.

Schwere Komplikationen wie ein Darmverschluss oder eine Perforation erfordern eine Notoperation. Auch bei wiederkehrenden Entzündungen (Stadium III) ist eine Operation sinnvoll. Die frühere Empfehlung, erst nach dem dritten Schub der Erkrankung zu operieren, gilt heute allerdings nicht mehr. Lässt sich ein Schub gut mit Medikamenten behandeln, wird auch beim nächsten Schub die medikamentöse Therapie einer Operation vorgezogen

Ein Seniorenpaar kocht zusammen in der Küche und hat Spaß dabei.

© iStock / Alessandro Biascioli

Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse und Obst beugt Divertikeln und Divertikulitis vor.

Welche Ursachen spielen eine Rolle?

Manche Menschen sind für das Ausbilden von Darmdivertikeln anfälliger als andere. Mögliche Risikofaktoren sind:

  • genetische Veranlagung
  • fortgeschrittenes Alter
  • starkes Übergewicht
  • gestörte Darmbewegung
  • schwaches Bindegewebe
  • Bewegungsmangel
  • Rauchen
  • ballaststoffarme Ernährung und übermäßiger Verzehr von rotem Fleisch

Welche Faktoren letztlich das Risiko erhöhen, dass sich Divertikel entzünden, ist nicht abschließend geklärt. Mögliche Ursachen sind eine schlechtere Durchblutung und die Bildung von eingedicktem Stuhl, sogenannten Kotsteinen.

Bei Betroffenen mit geschwächtem Immunsystem (wie nach einer Organtransplantation oder nach einer Chemotherapie) treten häufiger Komplikationen auf. Zudem scheint die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente (wie Kortikoide, Acetylsalicylsäure, nicht steroidale Antirheumatika und Opioide) einen schweren Verlauf zu begünstigen.

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Verringern Ballaststoffe und Milchprodukte das Risiko einer Divertikulitis?

Eine ballaststoffreiche Ernährung in Kombination mit ausreichend Flüssigkeit – mindestens zwei Liter pro Tag – hält den Stuhl weich, regt die Verdauung an und verringert so das Risiko, dass Divertikel überhaupt entstehen, sich entzünden oder wieder auftreten. Ballaststoffe stecken unter anderem in Gemüse, Obst, Getreide und Hülsenfrüchten.

Manche Menschen mit Divertikeln haben eine verändertes Darmmikrobiom. Die normale Darmflora enthält verschiedene Darmbakterien, die den Darm gesund halten. Studien weisen darauf hin, dass sogenannte Probiotika, die teilweise lebende Bakterienkulturen enthalten, Verdauungsbeschwerden lindern können. Probiotika sind in fermentierten Milchprodukten wie Joghurt oder Buttermilch und in fermentiertem Gemüse enthalten. Welche Art von Probiotika bei welchen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes helfen kann, ist allerdings noch nicht geklärt.

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