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Wie Polypen im Darm entstehen und wann sie gefährlich sind

Veröffentlicht am:06.04.2023

6 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 14.12.2023

Darmpolypen sind Schleimhautvorwölbungen, die vor allem im Dickdarm auftreten. Sie bereiten meist keine Beschwerden und sind in der Regel harmlos. Manchmal kann sich jedoch Darmkrebs aus ihnen entwickeln. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig.

Eine Ärztin erklärt einem Patienten anhand eines anatomischen Modells, wo Darmpolypen liegen können.

© iStock / PonyWang

Was sind Darmpolypen?

Der Magen, die Blase und der Darm sind sogenannte Hohlorgane. In all diesen Organen können sich Polypen bilden: Ein Polyp ist eine Geschwulst, bei der sich die Schleimhaut, die das Hohlorgan auskleidet, nach innen vorwölbt. Ein Polyp kann schlauchförmig oder gestielt sein; das heißt aus der Schleimhaut ragt ein eher dünner Stiel hervor, der sich zum Ende hin verdickt. Andere Polypen bilden sich eher breit und flach aus. Diese nennt man breitbasige Polypen.

Darmpolypen können im Dünn- und Dickdarm sowohl einzeln als auch in großer Zahl auftreten. Treten sehr viele Polypen auf, spricht man von einer Polyposis. Man unterscheidet Polypen nicht nur nach ihrer Form und Größe, sondern auch nach dem Ort, an dem sie sich bilden. Polypen, die in den letzten beiden Abschnitten des Dickdarms auftreten, dem Kolon (oder Grimmdarm) sowie dem Rektum (oder Mastdarm), nennt man kolorektale Polypen.

Schematische Darstellung des Dünn- und Dickdarms und unterschiedlicher Darmpolypen.
Eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung, ausgewogener Ernährung, mäßigem Alkoholkonsum und Verzicht auf das Rauchen kann das Risiko für Darmpolypen verringern.

Gefährliche Darmpolypen: Adenome

Unter den kolorektalen Polypen gibt es eine Form, die besonderer Beachtung bedarf: die sogenannten Adenome. Es handelt sich um gutartige Geschwulste aus Drüsengewebe. Sie gelten als Vorstufen des Darmkrebses und wandeln sich häufiger als andere Darmpolypen in bösartige Krebstumore um. Man spricht dann von kolorektalen Karzinomen. Da Kolon- und Rektumkarzinome die bei Weitem häufigsten bösartigen Darmtumore sind, ist mit Darmkrebs meist ein kolorektales Karzinom gemeint. Andere Krebsformen im Dickdarm oder Dünndarm sind sehr selten, weshalb Adenome bei der Darmkrebsvorsorge eine große Rolle spielen.

Wie schnell wachsen Darmpolypen?

Die meist gutartigen Geschwulste im Darm entwickeln sich sehr langsam und in mehreren Stufen. Zunächst kommt es an einer oder mehreren einzelnen Stellen zu Verdickungen der Darmschleimhaut, weil dort mehr Zellen wachsen als normal. Dies nennt man auch Zellwucherung. Im Verlauf von manchmal mehreren Jahren kann an diesen Stellen ein Polyp entstehen. Viele Polypen wachsen über die Jahre, ohne bösartig zu werden. Allerdings entwickeln sich fünf Prozent der Adenome innerhalb von sieben bis zehn Jahren zu einem Karzinom, wobei das Risiko mit der Anzahl oder Größe der Polypen steigt.

Mögliche Risikofaktoren, die die Entstehung von Polypen im Darm begünstigen

  • Hohes Lebensalter: Ungefähr zehn Prozent der Erwachsenen haben Darmpolypen. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil auf rund 30 Prozent bei den über Sechzigjährigen und auf 40 Prozent bei den über Siebzigjährigen, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Mehr als die Hälfte der Betroffenen erkrankt nach dem 70. Lebensjahr an Darmkrebs – nur etwa jeder Zehnte ist jünger als 55 Jahre.
  • Familiäre Veranlagung: Die Neigung zu Darmpolypen – und damit auch zu Darmkrebs – kann sich in Familien häufen. Wenn enge Verwandte Darmpolypen haben, ist das eigene Risiko für Polypen und auch für Darmkrebs deutlich erhöht: Ungefähr 20 bis 30 Prozent der Darmkrebsfälle treten in Familien auf, in denen es schon zu Darmkrebs gekommen ist. Selten lässt sich eine bestimmte genetische Veränderung als Ursache von Polypen identifizieren. Bei bestimmten erblichen Krankheiten wie der familiären adenomatösen Polyposis können Tausende Adenome im Darm auftreten.
  • Adipositas, vor allem die viszerale Form, bei der sich das Fettgewebe vermehrt im Bauchraum anlagert.
  • Ballaststoffarme, fettreiche und fleischlastige Nahrung: Darmpolypen und Ernährung können zusammenhängen. Vor allem verarbeitete Fleischprodukte mit hohem Fettanteil wie Wurst begünstigen die Polypenbildung.
  • Rauchen und starker Alkoholkonsum
  • Bewegungsmangel: Regelmäßige Bewegung unterstützt alle körperlichen Funktionen und kann vorbeugend gegen Polypen wirken.

Wie beugt man vor und wie merkt man, dass man Darmpolypen hat?

Bei der Entstehung von Darmpolypen wirken die oben genannten – und wahrscheinlich noch weitere, unbekannte – Faktoren zusammen. Aber auch, wenn man gesund lebt, kann man Darmpolypen bekommen und natürlich gilt andersherum: Auch bei einem ungünstigen Lebensstil müssen keine Darmpolypen entstehen. Eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung, ausgewogener Ernährung, höchstens mäßigem Alkoholkonsum und Verzicht auf das Rauchen kann das Risko für Darmpolypen zwar verringern, aber nicht ausschließen.

Wenn man bereits Darmpolypen hat, bemerkt man sie oft überhaupt nicht. Besonders, wenn es sich um kleine oder sehr wenige Polypen handelt, können Symptome ganz ausbleiben. Anders sieht es bei großen Polypen aus. Sie stellen allein schon ein räumliches Hindernis für die Passage des Nahrungsbreis durch den Darm dar. Das verursacht oft Magen-Darm-Störungen wie Verstopfung oder auch Durchfall. Darmpolypen können auch mit Bauchschmerzen einhergehen. Außerdem neigen Polypen stärker zu Blutungen als die normale Darmschleimhaut. Blut im Stuhl kann ein Hinweis auf Darmpolypen sein. Bei Blutungen im Dickdarm färbt sich der Stuhl rötlich. Bei Verdacht auf Blut im Stuhl sollte immer eine ärztliche Untersuchung erfolgen.

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Wie stellt der Arzt oder die Ärztin Darmpolypen fest?

Weil Adenome eine Vorstufe von Darmkrebs sein können, müssen gesundheitliche Beschwerden, die auf Darmpolypen hinweisen, medizinisch abgeklärt werden. Polypen, die keine Beschwerden hervorrufen, werden oft erst bei einer routinemäßigen Darmkrebsvorsorgeuntersuchung entdeckt.

  • Am besten lassen sich Darmpolypen mit einer Darmspiegelung erkennen. Die sogenannnte „große Darmspiegelung“ (Koloskopie) ist das Standardverfahren für die Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs. Dazu wird ein Endoskop in den Darm eingeführt: ein Schlauch, der am vorderen Ende mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet ist. Auf einem Bildschirm kann die Schleimhaut betrachtet werden. Um Gewebeproben zu entnehmen oder auch gleich ganze Polypen abzutragen, können entsprechende Instrumente eingeführt werden.
  • Stuhltest: Bei einer Untersuchung des Stuhls können schon kleine Mengen Blut nachgewiesen werden. Blutiger Stuhl allein ist allerdings kein sicherer Nachweis von Polypen, denn er kann auch andere Ursachen haben. Bei einem auffälligen Stuhltest folgt deshalb in der Regel eine Darmspiegelung zum Nachweis von Darmpolypen oder Tumoren oder auch zum Ausschluss anderer Ursachen.
Ein Laborarzt betrachtet durch ein Mikroskop eine Gewebeprobe.

© iStock / AnnaStills

Anhand von Gewebeproben können Mediziner und Medizinerinnen Darmkrebs ausschließen.

Welche Untersuchungen sind bei Darmpolypen wann sinnvoll?

Bei einem konkreten Adenom- oder Darmkrebsverdacht wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin immer die notwendigen Schritte einleiten. Die Empfehlung, sich im Rahmen einer Darmkrebsvorsorge auf Polypen untersuchen zu lassen, ist alters- und geschlechtsabhängig – eben weil Darmkrebs eine Krankheit ist, die meist im höheren Lebensalter und bei Männern häufiger als bei Frauen auftritt.

  • Männer können ab dem Alter von 50 Jahren eine Koloskopie durchführen lassen. Wenn die erste Darmspiegelung unauffällig war, erfolgt eine zweite frühestens zehn Jahre nach der ersten, weil es entsprechend lange dauert, bis aus Darmpolypen gegebenenfalls ein Karzinom entsteht. Alternativ zur Darmspiegelung können Männer zwischen 50 und 54 einmal im Jahr einen Stuhltest machen und nach dem 55. Geburtstag alle zwei Jahre. Es ist auch möglich, sich statt einer zweiten Darmspiegelung für einen Stuhltest zu entscheiden.
  • Frauen können ab 50 Jahren einen Stuhltest und ab 55 eine Koloskopie durchführen lassen. Ansonsten gelten die gleichen zeitlichen Abstände wie bei den Männern.

Wie lassen sich Darmpolypen entfernen?

Eine wirksame Methode der Krebsvorsorge ist die Entfernung von Darmpolypen, bevor sie sich zu Darmkrebs entwickeln. Durch Vorsorgeuntersuchung können Polypen nicht nur rechtzeitig erkannt, sondern auch abgetragen werden. Denn bereits im Verlauf der Koloskopie ist eine Entfernung der Darmpolypen mit dem Endoskop möglich. Dazu ist das Endoskop mit Zangen oder Schlingen ausgestattet. Diese ambulante Methode mit dem Endoskop funktioniert vor allem bei gestielten Polypen gut.

Für die Entfernung größerer breitbasiger Polypen kann allerdings eine Darmoperation notwendig sein, die mit einem stationären Krankenhausaufenthalt verbunden ist. Bei großen Polypen besteht nämlich die Gefahr, dass sie mit den eingeschränkten Möglichkeiten des Endoskops nicht vollständig entfernt werden. Dadurch können – womöglich bösartige – Gewebereste in der Schleimhaut verbleiben. Wenn Polypen nur unvollständig entfernt worden sind, ist das Nachwachsen der Polypen wahrscheinlich und vor allem wird so das Darmkrebsrisiko nicht verringert.

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