Pressemitteilung

Berliner AOK-Versicherte bewerten „Apps auf Rezept“ überwiegend positiv

01.02.2023 AOK Nordost 3 Min. Lesedauer

Berlin | Rund 58 Prozent der Versicherten, die eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) verschrieben bekommen hatten, bewerten sie als sinnvolle Ergänzung zu ihrer Therapie. Das geht aus einer bundesweiten Online-Befragung von mehr als 2.600 AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Versicherten hervor, die eine „App auf Rezept“ genutzt haben. 

Anzahl der genehmigten digitalen Gesundheitsanwendungen vom 1. Oktober 2020 bis zum 7. Januar 2023.

In den rund zwei Jahren seit Einführung der ersten „Apps auf Rezept“ hat die AOK Nordost als regional größte Krankenkasse Berliner Versicherten die Kosten für rund 1.350 DiGAs genehmigt.

Am beliebtesten bei den Berlinerinnen und Berlinern ist die Rücken-DiGA Vivira. Dahinter folgen DiGAs, die gegen Adipositas, Migräne, Tinnitus und Schlafstörungen helfen sollen.

Bislang haben lediglich rund 0,22 Prozent der Berliner AOK-Versicherten eine DiGA genutzt. Die „Apps auf Rezept“ sind also noch ein Geheimtipp. Aber sie werden keinesfalls nur von Menschen genutzt, die ohnehin mit ihrem Smartphone “per Du“ sind. Im Schnitt waren die befragten DiGA-Nutzerinnen und Nutzer 50 Jahre alt. Rund Zwei Drittel waren Frauen.

„Die Umfrageergebnisse zeigen: Nicht nur junge, digital affine Versicherte nutzen DiGAs. Auch ältere Menschen sind offen für die Apps auf Rezept – insbesondere, wenn sie unter einer chronischen Erkrankung leiden“, sagt Natascha Kierstein, DiGA-Expertin bei der AOK Nordost. Viele der DiGAs richten sich an Menschen, die chronische Beschwerden haben – wie zum Beispiel Rückenschmerzen, Übergewicht, Schlafstörungen oder Depressionen. Die Anbieter versprechen, dass die Nutzerinnen und Nutzer diese Krankheiten mit Hilfe der jeweiligen App auf Rezept besser in den Griff bekommen.

Doch nur für knapp die Hälfte der befragten Nutzerinnen und Nutzer hat sich dieses Versprechen eingelöst: 40 Prozent gaben an, die „App auf Rezept“ habe ihnen geholfen, die eigene Erkrankung besser in den Griff zu bekommen. Als größten Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Behandlung wie zum Beispiel einer Physiotherapie benannten die Befragten, dass sie sich die Behandlung mit der DiGA zeitlich flexibel einteilen konnten.

Die meisten anderen Nutzerinnen und Nutzer einer „App auf Rezept“, profitierten weniger von ihr. Diese Versicherten gaben an, sie hätten vollständig oder teilweise Probleme bei der Umsetzung der digitalen Therapieinhalte gehabt. Für 15 Prozent der Befragten passten die Inhalte gar nicht zu ihrer individuellen Krankheitssituation. „Die Ergebnisse zeigen, dass viele Nutzerinnen und Nutzer offenbar mehr Unterstützung und Anleitung brauchen, um von einer DiGA zu profitieren. Zudem sollten die DiGAs künftig passgenauer verordnet werden“, sagt Natascha Kierstein.

Die Umfrage zeigt deutlich, dass viele Ärztinnen und Ärzte offenbar noch fremdeln mit den „Apps auf Rezept“. 94 Prozent der befragten Versicherten gaben an, sie hätten die DiGA durch ein Rezept des behandelnden Arztes oder einer Therapeutin erhalten. Aber mehr als ein Drittel wurde vom Behandler nicht über die Funktionen der „App auf Rezept“ informiert. Und nur 38 Prozent der Befragten haben ihr Nutzungsverhalten und die Resultate der DiGA-Anwendung mit ihrem Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… oder Therapeuten besprochen.   

„Apps auf Rezept können nur dann ihr Potential entfalten, wenn sie sinnvoll in die herkömmliche ärztliche Behandlung Die Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung haben Anspruch auf ärztliche und zahnärztliche… integriert werden. Das scheint laut den Ergebnissen unserer Befragung bislang oft noch nicht der Fall zu sein“, fasst Natascha Kierstein die Studienergebnisse zusammen. Da die wichtigste Informationsquelle für Ärzte Fachveranstaltungen seien, müsse hier angesetzt werden.

Kritisch sieht die AOK Nordost, dass DiGA-Anbieter im ersten Jahr nach der Zulassung Die Berechtigung, zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Leistungen zu erbringen, setzt… ihre Preise frei gestalten können. Der Anbieter der DiGA levidex ruft beispielsweise 2.077,40 Euro pro Verordnung Einige Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung bedürfen einer schriftlichen Anweisung durch… auf. „Der Gesetzgeber sollte im Sinne der Solidargemeinschaft der Versicherten das Wirtschaftlichkeitsgebot Das Wirtschaftlichkeitsgebot ist wie das Gebot der Qualität ein wesentlicher Maßstab für die… stärken – und diese freie Preisgestaltung abschaffen. Stattdessen müssen Preise verhandelt werden, die bereits ab dem ersten Tag der Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis gelten“, so Kierstein.

Die beliebteste DiGA, die Rücken-App Vivira, kostet derzeit pro 90-tägiger Verordnung rund 211 Euro. Sie ist damit ebenfalls teurer als sechs Sitzungen Physiotherapie, die beispielsweise nach einer Verletzung üblicherweise verordnet werden.

Der niedergelassene Orthopäde Dr. Marco Weiland aus Brandenburg an der Havel hat die Rücken-App bereits 40 AOK-Versicherten verordnet. Lesen Sie im Beitrag auf unserem Blog, warum er die DiGA in seinen Behandlungsalltag integriert hat.

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Apps auf Rezept? | KRANKENKASSE backstage

Gesundwerden mit dem Smartphone? Digitale Gesundheitsanwendungen - kurz: DiGA - sollen die medizinische Versorgung ergänzen. Im Talk mit AOK-Nordost-Versorgungsexperte Christian Bürger sprechen wir über die „Apps auf Rezept“, was sie können und was wir uns als Krankenkasse wünschen. Außerdem fragen wir eine Hausärztin, wie sie DiGA verordnet und eine Nutzerin, worauf es ihrer Meinung nach ankommt - damit das Smartphone auch tatsächlich beim Gesundwerden helfen kann.

Hinweise für Journalistinnen und Journalisten:
Die Online-Befragung, die vom Marktforschungs-Institut „Produkt + Markt“ durchgeführt worden ist, lief vom 24. September bis zum 24. Oktober 2022. In diesem Zeitraum beteiligten sich 2.624 von insgesamt 20.879 postalisch angeschriebenen AOK-Versicherten an der Befragung. Diese Versicherten hatten zwei bis zwölf Monate vor der Befragung von der AOK einen Freischaltcode zur Aktivierung einer Digitalen Gesundheitsanwendung erhalten, nachdem sie zuvor eine entsprechende ärztliche Verordnung erhalten oder die DiGA selbst bei der Krankenkasse beantragt und eingelöst hatten.

Pressesprecher

Dirk Becker

AOK Nordost