Zukunft der Pflege
Pflege heute
In unserem Pflegesystem stehen körperliche und psychische Einschränkungen der Pflegebedürftigen im Mittelpunkt. Wichtige Aspekte wie Mobilität, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oder die Lebensqualität kommen zu kurz. Dabei kann sich unsere Gesellschaft eine zugewandte und menschlichere Pflege durchaus leisten. Dieses Potenzial sollten wir heben.
Die Pflege von morgen
Eine völlig andere Perspektive nimmt die Präventionspflege ein: Sie fördert die individuellen Potenziale der Menschen und ermöglicht ihnen so ein selbstständigeres Leben und würdevolles Altern. Die AOK Rheinland/Hamburg setzt sich mit diesem neuen Ansatz für einen Richtungswechsel in der Pflege und für die Zukunft von Pflegeberufen in unserer Gesellschaft ein – im Sinne der Betroffenen und ihrer Angehörigen sowie der Pflegekräfte.
Was bedeutet Präventionspflege?
„Präventionspflege versteht sich als neue, ganzheitliche Form der Pflege“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Unsere Gesellschaft benötigt eine Pflege, die sich am Wohl der Pflegebedürftigen orientiert und bessere Rahmenbedingungen für die Pflegekräfte schafft.“ So kann es gelingen, Pflegeprofessionen zu stärken und ihr Ansehen aufzuwerten. Im besten Fall kann sich eine konsequent umgesetzte Präventionspflege auch ökonomisch positiv für die Solidargemeinschaft auswirken.
„Unsere Gesellschaft benötigt eine Pflege, die sich am Wohl der Pflegebedürftigen orientiert und bessere Rahmenbedingungen für die Pflegekräfte schafft.“

stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg
Präventionspflege in der Praxis
Um die kognitiven Fähigkeiten und Alltagsfertigkeiten der Pflegebedürftigen zu fördern, arbeiten die Disziplinen Pflege, Betreuung, Therapie, Medizin und Pharmazie Hand in Hand. Die Mobilität der Menschen soll erhalten oder gestärkt und ein Fortschreiten der Pflegebedürftigkeit nach Möglichkeit hinausgezögert werden. Die Versorgung wird auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen abgestimmt.
So hilft die Einbindung pharmazeutischer Expertise, die Zahl der verordneten Medikamente zu überprüfen, um Polymedikationen zu vermeiden, die sich negativ auf die Mobilität der Pflegebedürftigen auswirken können. Ein weiterer wichtiger Baustein sind erweiterte Angebote aus den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie, Kunst- und Musiktherapie sowie Logopädie. Die therapeutischen Ziele werden von den Pflegekräften und Angehörigen weiterverfolgt und in den Alltag der Pflegebedürftigen integriert. Die zusätzliche Vernetzung mit Beratungs- und Unterstützungsangeboten vor Ort fördert die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und kann Angehörige entlasten.
Fazit
Die Präventionspflege verbindet aktivierende pflegerische Maßnahmen und therapeutisch-rehabilitative Leistungen und schließt somit eine Lücke in der Versorgung. Gelingen kann dies durch die kontinuierliche Zusammenarbeit verschiedener Professionen. Wenn pflegebedürftige Menschen mobiler und gesünder werden, kann das Fortschreiten ihrer Pflegebedürftigkeit vermieden oder hinausgezögert werden – in der häuslichen Umgebung oder im Pflegeheim.
Die AOK Rheinland/Hamburg erprobt und evaluiert den Ansatz der Präventionspflege im Rahmen verschiedener eigener Angebote und Projektpartnerschaften. Sie gibt damit wichtige Impulse für eine gesamtstrategische Neuausrichtung der pflegerischen Versorgung in Deutschland.
Kooperationspartnerschaften
- Bundesinitiative Musik und Demenz: www.musik-und-demenz.de
- Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V.: www.caritasnet.de
- Edgar und Nina Kummerfeldt Stiftung: www.kummerfeldt.foundation
- Evangelische Stiftung Alsterdorf: www.alsterdorf.de
- Gemeinnützige Gesellschaft für Pflege und würdevolles Altern mbH: www.korian-stiftung.de
- Medizinischer Dienst Bund (KöR): Medizinischer Dienst Bund | Medizinischer Dienst
Präventionspflege in beispielhaften Projekten

„SGB Reha“ (vollstationäre Pflege)
Das durch den Innovationsfonds geförderte Projekt „SGB Reha“ (2022-2026) erprobt den Ansatz der Präventionspflege in elf Pflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen und Hamburg. Seit dem 1. April 2025 finanziert die AOK Rheinland/Hamburg den Ansatz im Rahmen eines Selektivvertrags weiter. Evaluationsergebnisse werden Mitte 2026 erwartet.
Infopaket: "SGB Reha: ein Beispiel für Präventionspflege"
„bestform-CARE“ (vollstationäre Pflege)
Auch das Innovationsfondsprojekt „bestform-CARE“ verfolgt eine präventiv und rehabilitativ ausgerichtete Pflege, die die Konstitution, Mobilität und Lebensqualität von Pflegebedürftigen verbessern soll. Im Zentrum stehen sportmedizinische Ansätze, die durch professionsübergreifende Teamsitzungen in den Pflege- und Betreuungsalltag integriert werden.
„QplusAlter“ – Präventionspflege im Quartier (ambulante Pflege)
Im Projekt „QplusAlter“ werden langjährige Erfahrungen aus der Eingliederungshilfe, der Sozialraumorientierung und der Altersmedizin zu einem neuen Ansatz verbunden. Lotsinnen und Lotsen informieren, beraten und begleiten ältere Menschen mit Unterstützungsbedarf sowie deren Angehörige und entwickeln gemeinsam individuelle Unterstützungskonzepte. Das Ziel: Menschen sollen bis ins hohe Alter möglichst selbstständig und selbstbestimmt nach ihren Vorstellungen in ihrem Quartier und ihrer häuslichen Umgebung leben können. Dabei fließen die Erkenntnisse und Grundelemente der Präventionspflege ein.