Immer mehr Hochbetagte in Schleswig-Holstein im Krankenhaus
Über 40.000 pflegesensitive Krankenhausfälle durch bessere ambulante Versorgung vermeidbar

Kiel. Immer mehr hochaltrige Patientinnen und Patienten über 80 Jahren werden in schleswig-holsteinischen Kliniken versorgt. Nach dem aktuellen Krankenhaus-Report 2025 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ist der Anteil dieser Altersgruppe an allen stationären Fällen seit 2005 kontinuierlich gestiegen – von 14 Prozent auf 24 Prozent im Jahr 2023. Dabei ließen sich über 40.000 pflegesensitive Krankenhaus-Aufenthalte pro Jahr in Schleswig-Holstein verhindern. „Dazu muss im ambulanten Bereich die primärärztliche Versorgung auch mit Blick auf die Altenpflege gestärkt, die Behandlungsketten verbessert und der ambulante und stationäre Sektor besser miteinander vernetzt werden“, sagt AOK-Vorstandsvorsitzender Tom Ackermann heute bei der Vorstellung des Reports in Kiel. Setzt sich die bisherige Entwicklung weiter fort, würde dies die Kliniken vor erhebliche Herausforderungen stellen. „Die Krankenhäuser müssten dann in den kommenden Jahren mit weniger Personal eine deutlich steigende Zahl von hochaltrigen Patientinnen und Patienten versorgen. Auf diese doppelte demografische Herausforderung sind viele Kliniken bisher nur unzureichend vorbereitet“, so Ackermann.
„Wir müssen dafür sorgen, dass nur die Menschen im Krankenhaus behandelt werden, deren stationäre Behandlung nicht vermieden werden kann.“

Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest
Hohes Risiko für Komplikationen im Alter
Bei den Hochaltrigen liegen meist mehrere Erkrankungen gleichzeitig vor. Zudem haben sie beispielsweise infolge von Demenz oder starker Gebrechlichkeit oft einen besonders hohen medizinischen und pflegerischen Bedarf. „Insgesamt sehen wir bei diesen Patientinnen und Patienten ein hohes Risiko für Komplikationen, Versorgungslücken oder Brüche in der Versorgung“, betont der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Chef. Die Analysen des Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… -Reports zeigen, dass in Schleswig-Holstein nach wie vor über die Hälfte der Ausgaben (55 Prozent) für die Versorgung hochbetagter Menschen auf den Krankenhausbereich entfällt. Dagegen lag der Anteil der Ausgaben für die ambulante Versorgung der über 80-Jährigen zuletzt nur bei 14 Prozent der Gesamtkosten. „Wir müssen dafür sorgen, dass nur die Menschen im Krankenhaus behandelt werden, deren stationäre Behandlung nicht vermieden werden kann“, so Ackermann.
Ambulante Versorgung durch Strukturreformen stärken
Bis zum Jahr 2050 wird die Anzahl der Hochaltrigen um mehr als 50 Prozent anwachsen. Gleichzeitig sinkt die Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter deutlich. Eine Überlastung der Kliniken und eine Überdehnung der GKV-Finanzen durch die steigende Zahl dieser Fälle kann nach den Worten Ackermanns nur durch grundlegende Strukturreformen und eine konsequente Ambulantisierung der Versorgung Hochbetagter verhindert werden. Die sogenannten sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtungen, die mit der Krankenhausreform geschaffen werden sollen, seien in diesem Zusammenhang ein richtiger Ansatz. Eine Stärkung der ambulanten Versorgung ist für die Betroffenen in der Regel medizinisch sinnvoller, ökonomisch günstiger und kann helfen, die kostbaren Krankenhaus-Ressourcen sparsam und zukunftsfest einzusetzen. „Gerade hochbetagte Menschen, die keine High-Tech-Medizin in einem Akut-Krankenhaus benötigen, sondern hauptsächlich eine grundlegende Diagnostik, gute pflegerische Betreuung und Überwachung, könnten dann von dieser Versorgungsform profitieren“, so Ackermann.
‚Drehtür-Effekte‘ vermeiden
Es muss zudem sichergestellt werden, dass die Versorgung im häuslichen Umfeld oder im Pflegeheim auch tatsächlich funktioniert, damit die Menschen nicht nach wenigen Tagen erneut im Krankenhaus eingewiesen werden („Drehtür-Effekt“). Dabei können telemedizinische Angebote wie elektronische Arztvisiten oder die Delegation von ärztlichen Leistungen eine wichtige Rolle spielen.
Notfallreform muss endlich kommen
Daneben ist es wichtig, dass die Notfallreform von der neuen Bundesregierung endlich auf den Weg gebracht wird. Durch die digitale Vernetzung der Akutleitstellen der Kassenärztlichen Vereinigungen mit den Rettungsleitstellen und die Einrichtung Integrierter Notfallzentren an ausgewählten Krankenhäusern können Hilfesuchende in die richtige Versorgungsebene gesteuert werden. Auch so können nicht notwendige stationäre Aufnahmen – gerade älterer Menschen – vermieden werden.
2 passende Downloads
Foto: Krankenhaus-Report 2025 Schleswig-Holstein
Format: JPG | 408 KB | 2200 × 1467 px
Lizenz: Dieses Bild darf nur im Zusammenhang mit der nebenstehenden redaktionellen Berichterstattung und ausschließlich von Zeitungsredaktionen bzw. Verlags-/Medienhäuser für ihre Print-Publikationen (Veröffentlichung ist auf 500k Kopien begrenzt), Online-Plattformen und für ihre sozialen Medien genutzt werden. Bitte geben Sie immer die folgende Quelle (Copyright) an: AOK NordWest/Colourbox/hfr