Pressemitteilung

forsa-Umfrage: 68 Prozent der Menschen in Schleswig-Holstein würden freie Arztwahl gegen schnellere Termine tauschen

26.05.2025 AOK NordWest 3 Min. Lesedauer

AOK fordert von neuer Regierung konsequente Umsetzung der Reform zur Primärversorgung

Ein älterer Patient mit angelegter Halsmanschette sitzt auf einem Sofa, während eine Ärztin bei ihm den Blutdruck misst.
Ärzte entlasten und auch anderen medizinischen Berufen mehr Aufgaben in der Gesundheitsversorgung übertragen. Laut aktueller forsa-Umfrage finden dies 72 Prozent der Befragten in Schleswig-Holstein ‚sehr gut‘ oder ‚eher gut‘.

Kiel. Wie groß der Leidensdruck in der Bevölkerung in Schleswig-Holstein bei der Verfügbarkeit von Facharztterminen ist, offenbart jetzt eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der AOK NordWest. Danach würden 68 Prozent der Menschen die freie Facharztwahl gegen einen schnelleren Termin beim Facharzt tauschen, der nach einem Besuch des Hausarztes vermittelt wird. Nur 27 Prozent der Befragten bevorzugen auch in diesem Fall die freie Arztwahl, selbst wenn dies mit längeren Wartezeiten verbunden wäre. „Wir müssen den Weg des Patienten künftig besser steuern. Ein verbindliches Primärversorgungssystem könnte dazu beitragen, die angespannte Situation bei der Terminvergabe für fachärztliche Behandlungen in den Griff zu bekommen. Außerdem würde es dabei helfen, die zahlreichen doppelten oder überflüssigen Untersuchungen zu stoppen und zu einem effizienteren Einsatz von Beitragsmitteln führen“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest.  

„Ein Primärversorgungssystem könnte dazu beitragen, die angespannte Situation bei der Terminvergabe für fachärztliche Behandlungen in den Griff zu bekommen.“

Tom Ackermann

Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest

Die repräsentative forsa-Umfrage in Schleswig-Holsterin zielt auf ein Stimmungsbild in der Bevölkerung zum sogenannten Primärversorgungssystem, das von der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… befürwortet wird und als Ziel im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung formuliert wurde. In diesem System würden Hausärztinnen und Hausärzte als erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten fungieren, um diese zielgerichtet und effizient durch das System zu leiten. 

Ärztinnen und Ärzte entlasten

Ein weiterer Bestandteil des Primärversorgungsansatzes ist das Vorhaben, anderen medizinischen Berufen zur Entlastung von Ärztinnen und Ärzten mehr Aufgaben in der Gesundheitsversorgung zu übertragen. Laut forsa-Umfrage finden dies 72 Prozent der Befragten in Schleswig-Holstein ‚sehr gut‘ oder ‚eher gut‘. „Diese Ergebnisse sollten der neuen Regierung Mut machen, das Primärversorgungssystem durch echte Strukturreformen konsequent umzusetzen. Damit könnten einige der drängendsten Probleme in der ambulanten Versorgung gelöst werden und gleichzeitig ein effizienter Einsatz von Beitragsmitteln erfolgen“, so Ackermann. 

Benachteiligung bei Terminvergabe

Besonderen Handlungsbedarf sieht die AOK auch beim Thema ‚Benachteiligung von GKV-Versicherten bei der Terminvergabe‘. So gaben im Rahmen der forsa Umfrage 58 Prozent der GKV-Versicherten im Norden an, schon einmal erlebt zu haben, bei der Terminvergabe gegenüber Privatversicherten benachteiligt worden zu sein. Am häufigsten haben die GKV-Versicherten dies mit 44 Prozent bei der telefonischen Terminvergabe erlebt, gefolgt von 30 Prozent bei der Online-Terminvergabe. 

Ein Balkendiagramm zeigt die Präferenz der Befragten der forsa-Umfrage (in Prozent) zwischen der Verfügbarkeit von Facharztterminen und der freien Facharztwahl in Schleswig-Holstein
Eine große Mehrheit der Menschen in Schleswig-Holstein würde die freie Facharztwahl gegen schnellere Termine beim Facharzt tauschen.

Vorteile durch IGEL-Leistungen verstößt gegen alle Regeln

17 Prozent der gesetzlich krankenversicherten Befragten in Schleswig-Holstein haben zudem angegeben, nur deswegen schon einmal zeitnah einen Arzttermin bekommen zu haben, weil sie zusätzlich oder alternativ eine Selbstzahler- oder IGEL-Leistung gebucht haben. „Das verstößt ganz klar gegen alle Regeln und darf so nicht mehr stattfinden. Mit der Reform der ambulanten Versorgung muss die neue Bundesregierung auch die Probleme bei der Terminvergabe an GKV-Versicherte in den Griff bekommen“, sagt AOK-Chef Tom Ackermann. GKV-Versicherte, die eine dringliche oder komplexere medizinische Versorgung benötigen, müssen diese auch sicher und rechtzeitig erhalten. „Dafür brauchen wir ein verbindliches, standardisiertes Ersteinschätzungsverfahren, den Ausbau der Terminvermittlungsstellen der Kassenärztlichen Vereinigungen und eine verpflichtende Terminmeldung freier Termine durch Vertragsärzte“, so Ackermann. 

Zur Umfrage

Die repräsentative forsa-Umfrage wurde im Auftrag der AOK NordWest durchgeführt. Zwischen dem 27. März und 7. April 2025 wurden 504 zufällig ausgewählte Personen ab 18 Jahren in Schleswig-Holstein in Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung befragt. 

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Pressesprecher

Jens Kuschel

AOK NordWest