Daniela Teichert zum Präventionsprojekt „selbstbestimmt“ der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen
Jedes sechste Kind lebt in einem suchtbelasteten Haushalt

Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien benötigen professionelle Unterstützung. Um Betroffene frühzeitig zu erkennen und in adäquate Hilfsangebote vermitteln zu können, ist die Zusammenarbeit von Akteuren aus Kita, Schule, Jugendamt, Gesundheitsversorgung und angrenzenden Handlungsfeldern unerlässlich.
Fachkräfte müssen nicht nur für den Umgang mit dem Thema sensibilisiert und qualifiziert sein. Wichtig ist auch, gemeinsam und im Austausch mit anderen Fachbereichen und Professionen an passgenauen Lösungen für die Kinder und Jugendlichen zu arbeiten. An dieser Stelle setzt das Präventionsprojekt „selbstbestimmt“ der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. an - mit bedarfsgerechten Qualifizierungs- und Kommunikationsmaßnahmen sowie der Entwicklung Kommunaler Gesamtkonzepte in drei Modellregionen Brandenburgs. Unterstützt wird diese Initiative vom GKV-Bündnis für Gesundheit, der Auridis Stiftung und dem Gesundheitsministerium des Landes Brandenburg.
„Es ist an der Zeit, dass wir den Fokus verändern und nicht mehr nur versuchen, Krankheiten und Probleme zu therapieren, sondern auch lernen, sie zu verhindern!“

Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost
Stellvertretend für das GKV-Bündnis für Gesundheit sagt Daniela Teichert: „Es ist uns ein Herzensanliegen, dass jedes Kind die Chance hat, gesund aufzuwachsen. In Familien, in denen Sucht ein Thema ist, oder bei einem psychisch kranken Elternteil, starten sie in ihr Leben häufig mit großen Herausforderungen. Unser Gesundheitssystem beruht auf dem Solidaritätsgedanken, der besonders bei dieser schutzbedürftigen Gruppe greift. Wenn wir uns jedoch immer nur darauf konzentrieren, Krankheiten und Probleme zu therapieren, anstatt sie zu verhindern, gerät dieser Ansatz leider in Schieflage. Es ist an der Zeit, dass wir den Fokus verändern und nicht mehr nur versuchen, Krankheiten und Probleme zu therapieren, sondern auch lernen, sie zu verhindern! Deshalb setzt sich das GKV-Bündnis für Gesundheit für das Projekt ‚selbstbestimmt‘ ein, und das bereits seit mehreren Jahren! Denn wenn wir immer weniger finanzielle und personelle Ressourcen haben, müssen wir uns besser vernetzen, um diese Kinder frühzeitig aufzufangen.“
Etwa jedes sechste Kind lebt in einem suchtbelasteten Haushalt. Deutschlandweit sind es Schätzungen zufolge zwischen drei bis sechs Millionen Minderjährige, die in einer sucht- oder psychisch belasteten Familie aufwachsen. Viele der eigentlich gesunden Kinder entwickeln durch die Belastungssituation in ihren Familien im Lauf ihres Lebens ebenfalls eine Sucht oder eine andere psychische Erkrankung. Für viele gehören Vernachlässigung, Überforderung, aber auch Scham und Hilflosigkeit zum Alltag.
Um dem entgegenzuwirken beschäftigt sich bereits seit Anfang 2021 das „selbstbestimmt“-Team der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen mit dem Thema Suchtprävention für vulnerable Zielgruppen im Land Brandenburg – mit Unterstützung des GKV-Bündnisses für Gesundheit und dem Gesundheitsministerium. Aufgrund der großen Resonanz fiel gemeinsam mit den Förderern der Entschluss, das Projekt ab Mitte 2025 bis Ende 2028 mit dem Fokus auf Qualifizierung und Kommunikation für Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien fortzuführen.