Versicherte aus MV in Chronikerprogrammen müssen 22 Prozent seltener ins Krankenhaus
Analyse der AOK Nordost zur Wirksamkeit von Disease-Management-Programmen (DMP)
Schwerin | Rund jede und jeder Fünfte in Mecklenburg-Vorpommern ist chronisch krank. Eine Auswertung der AOK Nordost zeigt nun, wie wichtig gerade für diese Menschen eine strukturierte ärztliche Behandlung ist: Wer als chronisch kranker Mensch an einem Disease-Management-Programm (DMP) teilnimmt, muss rund ein Fünftel deutlich seltener ins Krankenhaus. Doch bei den Teilnahmequoten an den DMP-Programmen ist noch Luft nach oben.
Um die Mängel in der Chronikerversorgung zu beheben, wurden vor 20 Jahren Disease-Management-Programme (DMP) Disease-Management-Programme (DMP) sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke… eingeführt. Sie sollen die Lebensqualität von chronisch kranken Menschen verbessern. Die Idee: Hausärztinnen und -ärzte erstellen eine standardisierte Dokumentation der Behandlung, vereinbaren individuelle Therapieziele mit den Patientinnen und Patienten und fördern deren Eigeninitiative, um den Krankheitsverlauf zu verbessern. Für diese strukturiertere und engmaschigere Behandlung der Betroffenen erhalten die Ärztinnen und Ärzte eine gesonderte Vergütung Die Leistungserbringer im Gesundheitswesen werden nach unterschiedlichen Systemen vergütet. Die… . Die Patientinnen und Patienten lernen in Schulungen, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen. Und sie werden regelmäßig an anstehende Arzttermine erinnert.
Eine Auswertung der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost zeigt nun: Menschen, die an Diabetes, der Koronaren Herzkrankheit, COPD oder Asthma leiden, können besser mit ihrer Krankheit wird in der Medizin als Abweichung von Gesundheit oder Wohlbefinden verstanden. Allerdings stößt die… leben, wenn sie an einem DMP-Programm teilnehmen. Im Schnitt mussten sie 22 Prozent seltener ins Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… als AOK-Versicherte, die nicht in ein DMP eingeschrieben sind.
Am wirksamsten bei Diabetikerinnen und Diabetikern und Herzkranken
Am meisten profitierten dabei AOK-Versicherte mit Typ 1-Diabetes, die an dem DMP-Programm teilnehmen. Sie mussten im Schnitt 29 Prozent seltener ins Krankenhaus als AOK-Versicherte mit Typ 1-Diabetes, die nicht in das Programm eingeschrieben sind.
Versicherte, die an Typ 2-Diabetes oder an Koronarer Herzkrankheit leiden, müssen im Schnitt 27 Prozent seltener ins Krankenhaus. Und auch Versicherte, die an Asthma (-15%) oder an der chronischen Lungenkrankheit COPD leiden (-10%), müssen dank DMP seltener ins Krankenhaus – was dem Gesundheitssystem unnötige Kosten erspart.
Teichert: Über 57.000 AOK-Versicherte aus MV profitieren
In Mecklenburg-Vorpommern sind rund 57.500 AOK-Versicherte in ein DMP-Programm einschrieben. „Viele chronisch kranke Menschen brauchen Unterstützung, um gut mit ihrer Krankheit leben zu können.Unsere Auswertungen zeigen nun, wie sehr unsere Versicherten von den DMP-Programmen profitieren. Dank der strukturierten Behandlung sind sie bestmöglich versorgt und müssen deutlich seltener ins Krankenhaus. Zudem lernen die Versicherten durch die Schulungen, wie sie selbst dazu beitragen können, ihren Gesundheitszustand zu stabilisieren“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost.
Insgesamt sind in Mecklenburg-Vorpommern 58 Prozent aller chronisch kranken AOK-Versicherten in ein DMP-Programm eingeschrieben.
DMP Diabetes senkt Amputationsrisiko für Füße um 16 Prozent
Am höchsten ist die Teilnahmequote mit 71 Prozent bei den Diabetikerinnen und Diabetikern. Diese Patientengruppe profitiert besonders stark vom DMP-Programm. Laut Deutscher Diabetes Gesellschaft müssen deutschlandweit jährlich rund 50.000 Amputationen durchgeführt werden, weil Betroffene ein Diabetisches Fußsyndrom entwickelt haben.
Wenn Diabetiker im DMP-Programm eingeschrieben sind, untersuchen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte die Füße regelmäßig, um ein Fußsyndrom zu vermeiden oder frühzeitig zu erkennen. Bei Auffälligkeiten ziehen die behandelnden Ärzte einen Spezialisten hinzu. In regelmäßigen Qualitätsberichten wird ausgewertet, wie häufig die Fußuntersuchungen stattgefunden haben.
Solch eine frühzeitige, spezialisierte Betreuung und Behandlung kann das Risiko einer Amputation um 16 Prozent verringern. Das hat eine Auswertung eines Versorgungsvertrages der AOK Nordost mit Berliner Diabetologinnen und Diabetologen ergeben.
Der niedergelassene Diabetologe Dr. med. Ralf-Uwe Häußler aus Berlin-Zehlendorf sagt: „Das DMP hat Struktur in die Behandlung des Diabetes gebracht. Wir haben gelernt, diese Erkrankung braucht nicht nur den Einsatz, wenn es lichterloh brennt, sondern diese Erkrankung braucht auch den Einsatz, wenn eigentlich scheinbar Ruhe an der Front ist.“ Wie sein Patient Kurt Krämer seit 19 Jahren vom DMP Diabetes profitiert, berichtet er im AOK Nordost Forum.
Luft nach oben bei den Teilnahmequoten
Deutlich Luft nach oben bei den Teilnahmequoten an DMP gibt es laut der AOK-Analyse insbesondere bei Versicherten mit Asthma (34 Prozent) und COPD (38 Prozent). Auch Versicherte aus MV mit Sprachbarrieren und Menschen, die alleine leben, nehmen zu selten an DMP-Programmen teil.
„Wir brauchen einen Modernisierungsschub für DMP-Programme. Digitale Schulungen und die Möglichkeit, sich elektronisch in die Programme einzuschreiben, könnten die Teilnahmequoten erhöhen. Auch bei den Ärztinnen und Ärzten müssen die Vorteile der DMP-Programme für ihre Patientinnen und Patienten wieder wahrnehmbarer werden. Unsere Analyse werden wir nutzen, um die DMP-Programme gemeinsam mit den kassenärztlichen Vereinigungen wieder präsenter zu machen“, sagt AOK-Vorständin Daniela Teichert.
„Krankenkasse backstage“ – Talkformat zum Thema DMP
Warum sind DMP-Programme so wichtig - und wie helfen sie den Betroffenen von chronischen Erkrankungen? Im YouTube-Talkformat „Krankenkasse backstage“ sprechen Chantal Willers und Petra Riesner über die Bedeutung dieser strukturierten Behandlungsprogramme und stellen aktuelle Zahlen und Beispiele vor. Zudem klären sie die Frage, warum DMP ein wichtiger Versorgungsbaustein ist.
Hinweise für Journalistinnen und Journalisten:
Für die Datenanalyse zu den geringeren Krankenhausaufenthalten der DMP-Teilnehmenden wurden die Werte für die jeweiligen Versichertengruppen analysiert. Dabei wurden die Werte gesamt und sektoral nach Alter, Geschlecht und Schweregrad analysiert. Die ermittelten Werte stellen die risikoadjustierten mittleren Werte für die DMP-Teilnehmenden verglichen mit den risikoadjustierten mittleren Werten der Nicht-DMP-Teilnehmenden dar.
Die Anzahl der eingeschriebenen Versicherten in Mecklenburg-Vorpommern und die Teilnahmequoten an den DMP-Programmen in MV hat die AOK Nordost auf Grundlage von anonymisierten Abrechnungsdaten analysiert. Datenstand ist Juni 2023.