Mehr Kinder in MV brauchen Sprachtherapie als vor Covid-19
Schwerin | Jungen und Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern haben auch wäh-rend der Covid-19-Pandemie von sprachtherapeutischen Behandlungen profitiert. Das zeigt der aktuelle Heilmittelbericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… (WIdO Das WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) liefert als Forschungs- und Beratungsinstitut der… ). Lediglich zu Beginn der Pandemie gab es einen Rückgang bei den Verordnungen.
In Mecklenburg-Vorpommern bekamen vor Ausbruch von Covid-19 durchschnittlich 5,2 Prozent aller AOK-versicherten Fünf- bis Siebenjährigen pro Quartal eine Sprachtherapie verordnet. Während der Pandemie stieg dieser Wert leicht auf 5,9 Prozent an. Ein Blick auf das zweite Quartal 2020 zeigt jedoch, dass zu Beginn der Pandemie die Zahl der durchschnittlichen Verordnungen auf 4,5 Prozent zurückging. Hier zeigt sich, dass vermutlich Lockdown-bedingt Arzttermine verschoben wurden. Für die Auswertung hat das WIdO die Verordnungen für Sprachtherapien bei AOK-versicherten Kinder im Zeitraum vom 3. Quartal 2018 bis zum 1. Quartal 2020 (vor Pandemiebeginn) mit der Situation seit Pandemiebeginn ab dem 2. Quartal 2020 bis einschließlich 2021 verglichen. In MV sind rund 10.000 Kinder zwischen fünf und sieben Jahren bei der AOK Nordost versichert.
„Obwohl Familien während der Corona-Pandemie mit vielen Einschränkungen konfrontiert waren, hat sich dies nicht gravierend auf die sprachliche Entwicklung bei den fünf- bis siebenjährigen Kindern ausgewirkt. Das ist eine erfreuliche Botschaft. Versäumte Therapien konnten nachgeholt werden, ein eklatant steigender Bedarf an Sprachtherapien ist bislang ausgeblieben. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass schon vor Corona bei vergleichsweise vielen Kindern eine Sprachentwicklungsstörung festgestellt und therapiert wurde“, sagt Michael Hewelt, zuständig für den Bereich Heilmittel bei der AOK Nordost.
Benötigt ein Kind eine Sprachtherapie, bekommt es durchschnittlich zehn Termine bei einer logopädischen Praxis verschrieben. Daran hat sich auch in den vergangenen Jahren nichts geändert. Lediglich im ersten Quartal 2021 stieg die Behandlungsintensität auf durchschnittlich elf Einheiten beziehungsweise Termine, was ebenso auf einen leichten Nachholeffekt hinweist.
Für eine altersgerechte Sprachentwicklung der Kinder ist auch weiterhin das Zusammenspiel von Eltern, Kindergärten, Ärzten und Sprachtherapeuten essenziell. Die Vorsorgeuntersuchungen für Kleinkinder (U-Untersuchungen) sind hierfür ein wichtiger Schlüssel. „So können Sprachentwicklungsstörungen rechtzeitig bemerkt und gegebenenfalls therapiert werden“, sagt AOK-Experte Hewelt.
Sprachtherapien umfassen den größten Anteil an Heilmittelverordnungen bei Kindern. Im Alter zwischen fünf und sieben Jahren werden die meisten logopädischen Verordnungen ausgestellt. In Mecklenburg-Vorpommern entfielen im Jahr 2021 rund 40 Prozent aller Heilmittelverordnungen für Kinder auf Sprachtherapien. „Daher ist es wichtig, dass Kinder dort mit Angeboten zur Sprachentwicklung versorgt werden, wo sie viel Zeit verbringen – in den Kitas. Dass sich das Land Mecklenburg-Vorpommern für den Erhalt der Sprach-Kitas einsetzt und die Finanzierung nach Auslaufen des Bundesprogrammes zunächst fortsetzt, ist ein wichtiger Schritt für die Kinder in den Kitas mit erhöhtem Sprachförderbedarf“, so Hewelt.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern hatte 2021 eine Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht, die die Weiterfinanzierung von Sprach-Kitas durch den Bund angestrebt hatte. Im November vorigen Jahres entschied die Landesregierung, dass das Land die 140 Sprach-Kitas in MV zunächst aus eigenen Mitteln weiter finanziert.
Der Heilmittelbericht steht im Internet zum kostenfreien Download zur Verfügung.